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KLAGENFURT: DER ROSENKAVALIER

17.10.2013 | KRITIKEN, Oper

Klagenfurt: „Der Rosenkavalier“ 16.10.2013

 Da soll noch einer sagen, dass es das Glück im Unglück nicht gibt. Das Unglück war, dass sich letzten Mittwoch, erst knapp vier Stunden vor Beginn der Vorstellung des „Rosenkavaliers“ von Richard Strauss, der gerade am Stadttheater Klagenfurt läuft, Michael Eder, der vorgesehene Sänger des Barons Ochs von Lerchenau krank meldete, weil er auf Grund eines Infektes völlig seine Stimme verloren hatte.

Das Glück war, dass David Steffens, der seit Beginn der Saison 2012/13 Ensemblemitglied am Stadttheater Klagenfurt ist, diese nicht gerade leichte und vor allem sehr lange Rolle während der Probenzeit aus eigenem Ehrgeiz einstudiert und immer wieder mitprobiert hatte. In der großen Not des Intendanten und um die Vorstellung zu retten, ließ er sich dazu überreden, die Partie zu übernehmen, obwohl er sie noch nie ganz und noch nie vor Publikum gesungen hatte. Das Wagnis gelang: Er sang die anspruchsvolle Bassrolle wacker, kraftvoll mit profunder Tiefe und meisterte sie mit Bravour. Darstellerisch  wirkte der gebürtige Bayer fast zu sympathisch und könnte durchaus etwas derber agieren.

Mit seinen erst 28 Jahren ist Steffens bei seinem Rollendebüt zwar ein sehr junger Ochs, passte aber gut zur übrigen, ebenfalls jung besetzten Sängerriege. Er wurde vom Publikum zu recht als Retter in der Not bejubelt.

Aber fast das gesamte Sängerensembles ist nicht nur jung, sondern auch sehr homogen und singt sehr wortdeutlich: Mit inniger, emotionaler Gesangskultur sang Betsy Horne die Feldmarschallin. Angela Brower war ein nicht nur stimmlich souveräner Octavian mit kleinen Schärfen in der Höhe. Golda Schultz war eine süße Sophie mit einem herrlichen reinen und innigen Sopran. Mit reifem Vibrato vernahm man Rolf Haunstein als Faninal. Ilker Acayürek trug die Arie des Sängers mit wunderbar weichen Tönen vor. Christa Ratzenböck, die einmal sogar wie eine schwarze Fledermaus durch die Luft flog, und Patrick Vogel waren ein ideales Intrigantenpaar. Da David Steffens eigentlich nur für die kleinen Partien des Notars und des Polizeikommissärs vorgesehen war, mussten diese mit Konstantin Sfiris und Wilfried Zelinka, die man sich dankenswerterweise vom Grazer Opernhaus ausborgen konnte, nachbesetzt werden.

Alexander Soddy dirigierte das Kärntner Sinfonieorchester erstmals offiziell als Chefdirigent. Er scheint flotte Tempi zu lieben, denn er jagte besonders anfänglich die Musiker besonders bei den ohnehin schon schnelleren Passagen nur so durch die Partitur. Aber dann gelang es dem jüngeren Briten im Laufe des Abends immer mehr, die subtilen Feinheiten der vielschichtigen Partitur und die reichen Valeurs mit großer Transparenz erklingen zu lassen.

Das unwiderrufliche Verrinnen und Vergehen der Zeit ist ein essentielles Thema des Librettos von Hugo von Hofmannsthal. Regisseur Marco Storman nahm diese poesievollen Zeilen auf und zeigte diese Vergänglichkeit in einer ästhetischen Kulisse eines Hauses (Bühne: Philipp Nicolai, die geschmackvollen Kostüme stammen von Sonja Albartus), teils unter Palmen, teils im Schnee, wobei er die Figur des „Mohren“ (Johannes Rauch spielt diese stumme Rolle höchst virtuos) als eine Art Pan in seiner Präsenz sehr ausweitete und immer wieder am Geschehen mitwirken leiß. In seiner eher konventionellen Inszenierung wurden die Figuren bewegungsfreudig geführt. Besonders das Überreichen der silbernen Rose, wie auch das im Finale zueinander findende junge Liebespaar, wurde von ihm mit vielen Details und Ideen gerade liebevoll und zu Herzen gehend inszeniert.

Große Zustimmung im Publikum beim finalen Applaus!

Helmut Christian Mayer

 

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