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KIRCHSTETTEN/ Staatz/ NÖ: LE NOZZE DI FIGARO – Premiere

05.08.2012 | KRITIKEN, Oper

Schloss Kirchstetten bei Staatz (NÖ): KIRCHSTETTEN MIT MOZART’S FIGARO WEITER AUF ERFOLGSKURS (4.8.2012)

Man nennt es stolz „Österreichs kleinstes Opernhaus“ und segelt weiterhin voll Enthusiasmus auf Erfolgskurs – die Rede ist von der ambitionierten Truppe rund um Intendant Stephan Gartner, die seit nunmehr seit 10 Jahren im barocken Obergeschoß von Schloss Kirchstetten bei Staatz im Bezirk Mistelbach Low-Budget-Produktionen von Opern wie Traviata oder – heuer- Le Nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart (Text Lorenzo da Ponte) herausbringt. Das Orchester besteht denn auch nur aus 10 Musikern( 2 x Violine, Bratsche, Cello, Kontrabass, Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott sowie Klavier) und der Dirigent Hooman Khalatbari, ein aus Teheran stammender Musiker mit Berufs-Background Graz, vollbringt das Wunder, diese kleine Schar, die sich Kammerorchester Schloss Kirchstetten nennt wie ein ganzes Orchester klingen zu lassen. Und ähnliches erreicht auch der Regisseur, der aus Ungarn stammende Csaba Nemedi, der in Wien studierte und seine Lehrjahre in Zürich bei Martin Kusej oder Giancarlo Monaco absolvierte. Im Grunde gibt es nur Requisiten und Kostüme (Ausstattung Gianpiera Bühlmann) – und unkonventionelle Ideen, die etwa das Finale des Figaro mit der Geburt eines (weiteren) Kindes für Graf und Gräfin Almaviva zusammenfallen lassen. Und den Volleinsatz der Mitwirkenden, die den ca. 170 Personen tatsächlich Oper „hautnah“ vermitteln. Auf der Bühne – sie ist nicht viel mehr als ein Laufsteg – treffen sich Talente mit mehr oder weniger Zukunft. Wobei diesmal Figaro und seine Susanna zu den besonders „Karriereverdächtigen“ gehören. Marco Ascani ist ein fescher, besonders sympathischer Kammerdiener aus Italien, der auch als Soap-Star alle Chancen hätte. Seine Stimme sitzt, ist nicht gerade das, was man eine Röhre nennt, aber insgesamt ist er doch eine Idealbesetzung. Seine dunkelhäutige Susanna –Asha Lindsey-stammt aus den USA, studierte in New York und ist hinreißend in ihrem natürlichen Charme, mit ihrer Piano-Kultur und ihrem engagierten Spiel. Weniger Begeisterung lösen das Grafen-Paar aus. Die beiden Ungarn Tamas Clementis (Conte) und Klara Kolonits (Contessa) überzeugen mehr durch das engagierte Spielen als durch vokale Qualitäten, während Cherubin – Valentyna Halushko – aus der Ukraine – eher durch den hochdramatischen Duktus beeindruckt – aber insgesamt doch zu herb, zu „burschikos“ ist. Ausgezeichnet sind hingegen auch die kleineren Rollen besetzt: Etelka Polgar ist eine witzige, üppige Marcellina im Stil der „Rounder Girls“, Gelu Dobrea aus Rumänien als Bartolo (und auch Gärtner) sprengt mit seiner Stimme fast den intimen Rahmen des Maulpertsch-Saales . Janos Szerekovan ist ein köstlicher Bailio, Roman Pichler ein (gekürzter) Don Curzio und Barbara Szymanska eine herzerfrischende Barbarina – die polnische Lyrische hat das Zeug, in den Fußstapfen einer Janowitz oder Gruberova zu wandeln, die ihre große Karrieren ebenfalls mit der Barbarina begonnen haben.

Am Ende trotz Gefahr eines Hitzekollers frenetischer Applaus und großer Jubel. Der Enthusiasmus hat sich offenbar gelohnt!

Peter Dusek

 

 

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