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KIEL: NABUCCO – Spiel um Liebe und Macht

23.08.2015 | Allgemein, Oper

 Nabucco in Kiel: Spiel um Liebe und Macht – 22.8.2015

Von Horst Schinzel

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Foto: Olaf Struck

 Eutin, Schwerin und nun also Kiel: Offenbar eignet sich Verdis Oper „Nabucco“ um den Freiheitskampf der Hebräer besonders gut als Freiluft-Spektakel. Die Kieler Produktion als Sommeroper hatte an diesem Sonnabend Premiere. Ein warmer sternklarer Abend, nur gelegentlich wehte ein kühles Lüftchen vom Kleinen Kiel herüber. Im Scheinwerferlicht tanzten die Glühwürmchen. Für diese Produktion hat die Kieler Oper hochkarätige Gäste verpflichtet – allen voran für die Musikalische Leitung den jungen italienischen Dirigenten Francesco Cilluffo.

Der hat trotz seiner Jugend bereits vielfältige internationale Erfahrung. Und auch mit den eigentlich irregulären Verhältnisse auf der Bühne auf dem Rathausplatz kommt er gut zurecht. Das Philharmonische Orchester spielt abseits der Bühne in einem Zelt mit durchsichtiger Seitenwand. Der Dirigent hat zum Geschehen auf der Bühne nur über die Videoleitung auf einem Bildschirm Kontakt. Die Mitwirkenden wiederum sehen sein Dirigat nur auf kleinen Bildschirmen in den Scheinwerfertürmen.  Dennoch gelingt es Cilluffo, alles sorgsam zusammen zu halten.

Die Regie hat der in Kiel nicht unbekannte Olaf Strieb – im Hauptberuf Intendant der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven. Die vielen Auftritte des von Lam Tran Dinh einstudierten Chors auf der von Heiko Mönnich minimalistisch ausgestatteten Bühne behandelt er weitgehend statuarisch. Gleiches gilt für die Führung der Solisten. Die dürfen gelegentlich auf rollenden Gerüsten singen, während die Choristen bis in den dritten Stock klettern müssen.

Die Rolle der Abigaille teilt sich die stimmmächtige Italienerin Alessandra Giola in ihrem Rollen-Debüt mit ihrer Landsfrau Rosella Ragatzu. Sie beeindruckt mit ihrer voluminösen Stimme. Allerdings sind in den hohen Lagen Schärfen nicht zu überhören. Diese Sorge hat er Armenier Gevorg Hakoyan nicht, der sich die Rolle des Nabucco mit dem in Kiel bereits bekannten Dario Solari teilt. Im Spiel wie im Gesang gibt er  ein eindrucksvolles Porträt des zerrissenen babylonischen Königs. Die Italienerin Cristina Melis ist in Kiel bereits mehrfach aufgetreten. Diesmal ist die attraktive Sängerin als Königstochter Fenena zu erleben. Den einflussreichen Hohepriester Zaccaria gibt der Italiener Mattia Denti in seinem Kieler Debüt-  Aus dem Ensemble der Kieler Oper übernehmen Yonki Baek, Timo Riihonen, Christoph Woo, Fred Hoffmann, Lesia Mackowycz und Anna Petrova – um Teil alternierend – Rollen in dem personenreichen Stück. Das Premierenpublikum ist überaus beeindruckt und feiert am Schluss alle Beteiligten stehend, bevor prächtige Raketen in den Abendhimmel steigen.

Einmal mehr aber wird klar, dass der Rathausplatz für ein solches Spektakel  völlig ungeeignet ist. Nicht nur die Probleme mit der Bühne, auch die steil aufragende Tribüne gibt zur Besorgnis Anlass. Mit nur zwei Aufgängen, die mit Treppen verbunden sind, stauen sich die Besucher zur Pause und am Schluss. Bei einem ernstlichen Ereignis – Gott verhüte es! – ließe sich dieser Zuschauerraum weder auf die Schnelle evakuieren noch könnten Rettungskräfte dazu vordringen. Dieser „Fliegende Bau“ hätte nie genehmigt werden dürfen.   

 Weitere Aufführungen bis zum 30. August

 

 

 

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