Das Rheingold“ – In Kiel wird ein neuer „Ring“ geschmiedet. Premiere 26.9.2015
Von Horst Schinzel
Thomas Hall (Wotan). Foto: Olaf Struck
Das Thema der „Nibelungen“ ist offenbar wieder aktuell. In Lübeck wurde jetzt eine mit mehr als drei Stunden immer noch sehr lange Fassung von Friedrich Hebbels gleichnamigen Mammut-Dramas erstmals aufgeführt. Und in Kiel wird ein neuer „Ring“ geschmiedet. Das Vorspiel „Das Rheingold“ von Richard Wagner wurde an diesem Sonnabend zu einem eindrucksvollen Erlebnis. So eindrucksvoll, dass schon nach den letzten Tönen ein begeistertes „Bravo“ vom Rang erscholl.
Wagner zeigt uns hier eine nur noch scheinbar heile Welt. Durch Lug und Trug gerät sie aus den Fugen. Der Zwerg Alberich (Kammersänger Jörg Sabrowski) stielt den liebreizenden Rheintöchtern Hye-Jung Lee, Kammersängerin Heike Wittlieb und die neu verpflichtete Tatia Jibladze ihr Gold und lässt es vom Schmied Mime (Fred Hoffmann) zu einem unsichtbar machenden Helm und eben dem Ring schmieden.
Unterdessen freut sich der international erfahrene und gefeierte Thomas Hall als Wotan zusammen mit dem in Kiel wohlbekannten Gast Cristina Melis als Fricka, dass die Burg Walhalla fertig geworden ist. Den Auftrag haben die Riesen Fasolt und Fafner (Timo Riihonen und Marek Wojciechowski) erhalten. Ihnen hat der Puppenspieler Mark Schnittger Großfiguren an die Seite gestellt-
Den Auftrag zum Burgenbau haben die Riesen mit der Maßgabe übernommen, dass sie als Lohn die Göttin Freya (Agniezka Hauzer) erhalten. Ein Versprechen, das der listige und schon äußerlich mit schwarzem Mantel und scharlachrotem Kleid teuflisch wirkende Michael Müller als Loge Wotan eingeredet hat. Mit der Hinterlist, dass das Versprechen nie erfüllt werden solle und er – Loge – eine Lösung finden werde. Die soll darin bestehen, dass die Riesen das Rheingold bekämen. Die sind zwar einverstanden, nehmen aber Freia als Pfand mit. Was den Göttern schnell schlecht bekommt, denn das Geheimnis ewiger Jugend liegt in den Äpfeln aus Freias Garten.
Wotan und Loge begeben sich in die Unterwelt, wo liebreizende Kinder als Knappen für Alberich schuften. Mit einem Trick überwältigen sie den Zwerg, der sich mit dem Rheingold einschließlich Helm und Ring auslösen muss. Mit dem Gold allein sind sie Riesen nicht zufrieden – auch Helm und Ring müssen ausgeliefert werden. Den zögernden Wotan stimmt die sehr erotische Rena Kleifeld als Erda um. Über die Verteilung kommt es zum Streit, und Fasolt wird erschlagen. Nun können die Götter in Walhalla einziehen.
Generalintendant Daniel Karasek hat diese alte Geschichte sehr lebendig in das karge Bühnenbild von Norbert Ziermann und in den Kostümen von Claudia Spielmann dargestellt. Alle singen und spielen sicher. Sehr zu loben ist die Textverständlichkeit. Das Philharmonische Orchester folgt dem Generalmusikdirektor Georg Fritzsch klangfreudig, wenn auch auf weite Strecken arg laut. An einigen Stellen muss sich der Dirigent mühen, das Bühnengeschehen und seinen Klangkörper zusammen zu halten.
Das Premierenpublikum – darunter erfreulich viele jüngere Zuschauer – ist begeistert und feiert alle Beteiligten lang und anhaltend.
Horst Schinzel
Weitere Aufführungen 4.,,11. Oktober, 14. Novembe