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KAROL SZYMANOWSKI / CÉSAR FRANCK: Werke für Violine und Klavier

21.06.2017 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

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KAROL SZYMANOWSKI, CÉSAR FRANCK: Werke für Violine und Klavier; AUDITE CD

Franziska Pietsch und Detlev Eisinger als kundige Pfadfinder zwischen den Welten

Mit „Experimenteller Spätimpressionismus trifft auf Romantik“ beschreibt Audite das dritte Album der beiden deutschen Kammermusiker aus (ehemals) Ostberlin und West (München). Franziska Pietsch, die bereits mit elf Jahren an der Komischen Oper in Berlin spielte und später ihre Studien an der Juillard School in New York abrundete, sind (gesellschaftliche und politische) Kontraste in ihrem Leben wohl nicht unbekannt. Wie sie es vermag, der extremen Klangsprache in Karol Szymanowskis Romanze Op. 23 oder den Mythes Op. 30 irisierende Facetten zu entlocken, diesem „polnischen Strawinsky“ aber auch rhythmisch Paroli zu bieten, ist fantastisch. Dabei steuert Detlev Eisinger die impressionistischen Farben à la Debussy oder Ravel bei. Alle Exotik und Exzentrizität des Avantgardisten kommen exemplarisch zur Geltung. Die „Trois Poèmes pour Violon und Piano“ (=Mythes) gehen auf Szenen aus der antiken Mythologie („La fontaine d’Arethuse“, „Narcisse“, „Dryades et Pan“) zurück. Wie Norbert Hornig im Booklet trefflich beschreibt, verschmelzen „orientalische Klänge, Pentatonik, exotisch anmutende Melodiebildung und Ornamentik, spezifische Klangfarben und komplexe Rhythmik mit impressionistischen Stilelementen.“ Franziska Pietsch geht sogar so weit zu sagen, dass es in den „Dryades et Pan“ auch um Chaos und Zerstörung geht. Für mich übersetzt das formidable Duo aber auch das Rauschhafte, Entfesselte und zuweilen Schwülstige ähnlich der Musik von Richard Strauss in einen aufgepeitscht-hitzigen musikalischen Fluss.

Bei der berühmten Violinsonate von César Franck in A-Dur darf sich der Hörer an der puren Schönheit der späten Eingebungen des belgischen Komponisten erfreuen und dem Ohr eine Ruhepause gönnen. Franck widmete das Stück als Hochzeitsgeschenk dem Geiger Eugène Ysaÿe, sie gilt als die bedeutendste französische Violinsonate des Fin-de-Siècle. Entspannen, Lauschen, Genießen!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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