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KARLSRUHE: UN BALLO IN MASCHERA. Opern-Gala

06.04.2014 | KRITIKEN, Oper

Karlsruhe: „UN BALLO IN MASCHERA  Opern-Gala 05.04.2014

 Zur Operngala mit Giuseppe Verdis „Un Ballo in Maschera“ hatte das Badische Staatstheater geladen und dieser wunderbare Abend verdiente im wahrsten Sinne des Wortes das Prädikat „Gala“. In der zeitversetzen Realisierung des Werkes (wurde bereits ausführlich im Merker 11/2013 besprochen) durch Aaaron Stiehl, fanden sich die Gäste bestens zurecht.

Es spricht für das Haus zwei so großartige Sopranistinnen für die Rolle der Amelia im Ensemble zu führen und somit gebe ich in meinem Bericht,  galanterweise den Damen den Vorzug.

 Heidi Melton in dieser anspruchsvollen Partie zu erleben, war das Ereignis des Abends. Frappierend wie die grandiose Sängerin ihr silbrig warmes Timbre mit Kraft, Sensibilität in alle Extreme der Partie jonglierte, das bezauberte und rührte an. Hier waren Herz, Verstand, eine hervorragende Technik sowie viel Gefühl auf beste Weise gepaart. Lupenrein in feinen Schattierungen, nuancierter Differenzierungen bewältigte Frau Melton in Souveränität die tückischen Ansätze des hohen B´s der beiden großen Arien und bestach zudem mit wunderbaren Piani. Was für eine Stimme – einfach traumhaft!

In sonoren Alttiefen, tragfähig metallischem Höhenpotenzial sang Ewa Wolak eine faszinierend-dämonische, monomentale Ulrica. Mit virtuosen Koloraturen, wunderbarem Timbre und sehr quirlig in Spiel setzte Emily Hindrichs als Page Oscar bewundernswerte Akzente.

 Bei so viel Frauen-Power mussten sich jedoch die Herren der Schöpfung keineswegs verstecken, denn man setzte auch hier ein sehr hohes Qualitätslabel. Mit Verve, angenehm weichem Timbre bot Marcello Giordani eine Lehrstunde von  allerfeinstem Belcanto. Der versierte Tenor führte sein schönstimmiges, kultiviertes Material in bruchlos schwindelnde Höhen, setzte zudem beseelte Piani von seltener Schönheit und lieferte mit dieser grandiosen Leistung ein phantastisches Rollenportrait.  Auch der Renato geriet zu einem triumphalen Erfolg für den weiteren Gast George Petean.  Mit weichem Kern, strahlkräftigen  Aufschwüngen  absolvierte der rumänische Bariton vokal wie darstellerisch ein bewegendes Portrait des Persönlichkeitswandels vom Freund zum reuigen Mörder. Keine Wünsche offen ließen die Besetzungen der weniger tragenden Rollen Andrew Finden (Cristano), Avtandil Kaspeli (Graf Horn), Lucas Harbour (Graf Ribbing), Johannes Eidloth (Richter) und Arno Deparde  (Diener). Ohne Schwachpunkt und höchst präsent fügten sich Badischer Staatsopernchor und Extrachor ins Geschehen.

 Unter der fachkundigen Leitung von Christoph Gedschold musizierte die trefflich disponierte Badische Staatskpelle in mitreißender Dynamik, sachlich, nuancierter Orchestrierung und vermittelte somit einen abwechslungsreichen, musikalischen Tiefgang der Partitur. Mit Bravostürmen in zwei Durchgängen bedankte sich das euphorische Publikum, hätte man nicht abrupt den Vorhang herunter gelassen, hätte es sicherlich  nochmals zwei Vorhänge gegeben. Fazit: Meine wohl beste Ballo-Aufführung der letzten Jahrzehnte – Bravo!

Gerhard Hoffmann

 

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