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JENNERSDORF/ Neuhaus am Klausenbach/Oper im Schloss Tabor: DIE HOCHZEIT DES FIGARO

08.08.2014 | KRITIKEN, Oper

JENNERSDORF / OPER IM SCHLOSS TABOR. 7. 8. 2014 „DIE HOCHZEIT DES FIGARO“

 Cherubino ist mit einem Mann besetzt!

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Regina Schörg, Michael Eder, Dietmar Kerschbaum. Foto Jopera

Gesungen wird in deutscher Sprache, eine Übersetzungsbearbeitung von Robert Herzl der auch Regie führt. Und das ganze machte absolut Sinn. Herzls Inszenierung geht sehr ins Detail zum Stück und war in der Personenführung besonders genau und durchdacht, um mit wenigen Möglichkeiten alles perfekt auf den Punkt zu bringen.

Mit deutschen Übersetzungen habe ich persönlich meist ein Problem, wegen der Einstimmung zur Musik, die doch auf den italienischen Text geschrieben wurde. Robert Herzl hat das Werk komplett, also nicht nur die Rezitative, sondern auch die Arien,  neu übersetzt, teilweise nahezu wörtlich. Einzig den Cherubino ließ er seine „Canzonette“ italienisch singen, da merkte man schon einen Unterschied, einen kleinen (und nie so peinlich eklatant wie im Rigoletto der Volksoper bei “ la donna e mobile“). Noch dazu kommt ein ganz großes Kompliment an alle Sänger und an die Einstudierung, alle waren so wortdeutlich, wie man es nur noch ganz selten hört, Bravi!

Franz Cserni schuf ein einfaches, aber geschmackvolles Bühnenbild, eigentlich nur ein Riesenbett mit diversen Dekordecken und Polster, um das sich „ja“ alles abspielt. Die stilisiert gut angedeuteten Kostüme sind von Susanne Özpinar. 

Auf den Chor wurde teils verzichtet, die Überreichung der Blumen an die Gräfin sang der Jopera Kinder und Jugendchor unter Alexandra Rieger. Diese jungen Menschen waren natürlich auch mit Kompaserierollen beschäftigt und mit „Feuereifer“ dabei, so kann man die Jugend sicher für Theater und Musik begeistern. Florian Hurler ist für die Choreografie des Hochzeitsfandango zuständig, nächste Spielzeit ist er an der Volksoper tätig, das kann nur ein Gewinn sein.

Ja unter den Solisten traf man viel Volksoper., viele davon kehren leider an diese nicht mehr zurück. In der Titelrolle hörte man Derrick Ballard als ausgezeichneten Figaro mit ordentlicher Tiefe. Eine sehr schöne Stimme mit viel Geschmeidigkeit auch im Parlando der Rezitative. Der akustisch sehr gute Burghof lässt auch leise Töne klingen, und das kam dieser Interpretation sehr zu gute. Hier wird Almaviva schon fast wie „Giovanni“ dargestellt, ist ja so abwegig nicht., Der „weibstolle“ Graf wurde von Matthias Hausmann sehr gut dargestellt, und sang auch wirklich gut. Das etwas trockenere Timbre hob sich sehr gut von der Stimme des Kammerdieners ab. Ihre beiden Damen waren stimmlich eigentlich schon zwei „Contesse“. Rosina Almaviva war Anna Schoeck mit schöner lyrischer Stimme, allerdings brauchte sie die erste Arie, um so richtig in Schwung zu kommen. Sie stellte eine eher moderne Gräfin dar, die im Bett raucht, na so etwas, so fertig hat sie dieser Mann gemacht. Die zweite Arie allerdings war ausgezeichnet. Ihre vertraute Zofe Susanne ist Renate Pitscheider, deren einst so soubrettiger Sopran zu einem schönen Lyrischen wurde. Ihre Susanna ist sehr gefühlvoll angelegt, aber dennoch eine junge Frau, die weiß, was sie will – also auch schon am Wege, oder bereits angelangt zur Gräfin (an der Volksoper könnte man ihr Größeres anvertrauen als Ines im Trovatore).  Das dritte Paar im Schloss sind Bartolo und Marcellina, die beiden Quälgeister der armen Rosina vor ihrer Ehe. Die in Figaro total verknallte Marcellina bot eine Wiedersehen mit Regina Schörg. Die einstige Koloratursopranistin hat sich zu einer enormen Charakterdarstellerin entwickelt, die Stimme, die immer Dramatik hatte, hat an Tiefe enorm dazu gewonnen, somit löst sie auch problemlos die musikalischen Anforderungen. Ihre Bühnenpräsenz wurde noch stärker und auch ihre so gut angesetzte verschmitzte Komik kommt zur Geltung. Der Wechsel der Liebestollen „Alten“ zur besorgten, aber reschen Mutter ihres Raffaello, einfach herrlich. Dieser Fachwechsel ist gelungen! Ihr später Ehemann Bartolo wurde vom „Wagnerbass“ Michael Eder mit Witz und Stimmstärke gesungen und auch szenisch köstlich „hingelegt“.

Der Knaller des Abends aber ist der Countertenor Thomas Lichtenecker als völlig durchgeknallter Cherubino. Ein schöner Altus, der den Mozartstil voll in der Kehle hat und wie schon erwähnt, seine Canzonette in original singen kann. Allein, das hob ihn gut von den anderen ab, und dennoch fügte es sich zu einer tollen Einheit. Seine geliebte Barbarina sang mit glockenreiner Stimme die Lokalmadatorin Elisabeth Pratscher. Eigentlich schon eine Susanna. Ihr besoffener Vater, Gärtner Antonio, wurde zum Schieflachen von Rolf Haunstein umgesetzt. Die Rollen des Basilio und Don Curzio sang Herr Intendant Dietmar Kerschbaum  persönlich, und ließ sich die Arie des Basilio nicht nehmen. Recht hatte er.

Ganz hervorragend musizierte die „Junge Philharmonie Brandenburg“ unter Manfred Mayrhofer, der den ganzen Abend wunderschön leitete und Mozarts Musik herrlich zum Erklingen brachte. Am Cembalo sei noch Stefan Müller bedankt., der an diesem Abend schönes spielte und auch die großartige Einstudierung machte!.

Ein feines Festival, das im Dreiländereck liegt und auch aus dieser Region speziell sein Publikum hat. Dieses kommt gerne und sorgt für ausverkaufte Vorstellungen. Aber auch ein Ausflug aus Wien ist etwas Schönes –  in diese Region unseres schönen Landes.             

  Elena Habermann    

 

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