Jose Cura: „Sei du selbst, denn alle anderen gibt es schon!“
José Cura. Foto: Cuibar Productions
José Curas dunkel timbrierte Stimme ist ebenso ein charakteristisches Merkmal des Künstlers wie die Intensität seiner Rollengestaltung. Doch der Sänger widmet sich nicht ausschließlich der Oper, er hat bereits vor fünfzehn Jahren auf seiner CD „Anhelo“ Lieder aus seiner Heimat Argentinien aufgenommen, einige dieser Lieder präsentiert er nun in seinem ersten Liederabend in Wien.
Herr Cura, in Ihrem ersten Liederabend im Wiener Konzerthaus präsentieren Sie Lieder aus Ihrer Heimat, die teilweise durch einen sehr wehmütigen, melancholischen Ton gekennzeichnet sind. Ist diese Nachdenklichkeit typisch für argentinische Lieder?
J.C.: „Bei diesen Stücken sprechen wir von einer Generation Argentinier, die entweder selbst noch Emigranten oder deren erste Nachkommen waren. Die Mentalität der heutigen Bevölkerung hat sich verändert, aber die Menschen damals waren von einer großen Sehnsucht nach ihrer ursprünglichen Heimat geprägt. Sie empfanden Traurigkeit, ihr Land zu verlassen, geliebte Menschen zurücklassen zu müssen und gleichzeitig versuchten sie einen Neubeginn in einem fremden Land. Das erklärt, warum die Nation sehr nostalgisch gestimmt war, was sich in der Musik widerspiegelt. In der zweiten Hälfte des Konzertes wird es jedoch auch Fröhlicheres geben, nicht alle argentinischen Lieder sind traurig!
Was bedeutet es für Sie, diese Lieder in anderen Ländern vorzustellen?
J.C.: Diesen Liederabend habe ich in mehreren Ländern gegeben, unlängst erst in Budapest, das neue Auditorium dort fasst 2000 Plätze und war derart ausverkauft, dass viele Zuschauer auf der Bühne saßen. Dieser unmittelbare Kontakt war unglaublich, das Klavier, ich, und das Publikum in nächster Nähe.
Für viele Besucher ist dieses Programm sicher ungewöhnlich. Sänger wählen für ihren Liederabend oft ein Programm aus ihrer Heimat, so entscheiden sich deutschsprachige Sänger vielleicht für Schubert, Schumann oder Brahms etc. Ein Programm mit argentinischen Liedern ist hier jedoch sicher nicht oft zu hören. Das Wiener Publikum ist aber so offen für so viele unterschiedliche Musikrichtungen, ich glaube, dass es sie interessieren wird, Lieder und Gedichte kennen zu lernen, die so weit weg von ihrem üblichen Gehörten sind.
Wie wählen Sie Ihr Programm aus, was ist wichtiger, der Text oder die Musik?
J.C: Im Prinzip beides, aber wenn man von Liedern spricht, sind die Texte schon sehr, sehr wichtig. Ein gelungener Liederabend basiert auf hervorragender Lyrik. Die Kombination aus Gedichten und guter Musik macht einen Liederabend zu etwas Besonderem. Dabei kann die Musik manchmal ein bisschen naiv klingen, „naiv“ jedoch nicht in der Bedeutung von „dumm“, sondern von „unschuldig“. In der zeitgenössischen Musik wird oft komplex und dissonant komponiert, auch über Texte, die nicht dieser künstlichen Tonsprache bedürfen. Manche Gedichte verlangen nach einer einfachen, unschuldigen Musik. Es braucht manchmal Mut, naiv zu komponieren!
Zwischen dem Singen von Oper – mit Orchester, Kollegen, Kostümen – oder von Liedern mit Klavierbegleitung besteht ein großer Unterschied. Was reizt Sie an Liederabenden?
J.C.: Auf der Opernbühne zeigt man nicht sich selbst als Person, sondern man spielt eine Rolle, mit Eigenschaften und Charakterzügen, die einem selbst vielleicht fremd sind. Mit Otello zum Beispiel, den ich erst kürzlich gesungen habe, habe ich nichts gemeinsam, ich töte nicht, ich bin nicht gewalttätig. Aber es ist natürlich meine Pflicht als Darsteller, die eigene Persönlichkeit im Hotel zu lassen und den Charakter der Rolle auf die Bühne zu bringen, egal, ob diese Persönlichkeit sich mit meiner Moral verträgt oder nicht.
Ein Liederabend hingegen ermöglicht einem Sänger durch das Konzept, durch die gewählten Texte, etwas von sich selbst zu zeigen. Ich stehe als ich selbst auf der Bühne, bin nicht in einer Rolle, das erlaubt eine Kommunikation mit dem Publikum, die ich sehr bereichernd finde. Ich freue mich, in Wien zu singen, zu dieser großartigen Stadt habe ich nun eine etwa zwanzigjährige Beziehung. Nach einem Liederabend weiß man jedoch so viel mehr über den Künstler, auch der Künstler kann sein Publikum besser kennen lernen, deshalb ich hätte hier gerne viel früher einen Liederabend gesungen.
In einem Liederabend kann man natürlich viel besser unterschiedliche Klangfarben zeigen, hat eine wesentlich größere dynamische Bandbreite zur Verfügung, und man muss nicht diese athletischen hohen Töne singen, die oft in der Oper vorkommen. Obwohl das manchmal wieder lustig ist, manche Menschen erwarten von einem Tenor oder einem Sopran dann auch im Liederabend diese hohen Töne und sind enttäuscht, wenn es keine Arie gibt, wenn ich als Zugabe nicht „Nessun dorma“ singe. Alles in allem ist ein Liederabend natürlich viel anstrengender, aber ich schätze diesen unmittelbaren Kontakt mit meinem Publikum sehr.
Es werden auch einige Ihrer Kompositionen zu hören sein – lässt sich Ihr Kompositionsstil beschreiben?
J.C.: Nicht wirklich, denn Komponisten müssen eine Sache immer bedenken: Alles nach Johann Sebastian Bach ist nur noch ein Kommentieren von Bachs Werk. Dieser Ausspruch stammt nicht von mir, sondern von Mozart. Er verdeutlicht jedoch, dass man musikalisch eigentlich nicht viel wirklich Neues sagen kann, weil eigentlich bereits alles die Genies vor uns geschrieben haben. Ich denke, niemand braucht ernsthaft neue Musik von José Cura, das war auch nicht der Grund, warum ich komponiert habe. Diese Lieder sind in besonderen Phasen meines Lebens entstanden, die ersten um 1995, die beiden letzten 2006. Das sechste, vorletzte Lied im Zyklus, habe ich als letztes vertont, in Wien. Die Musik ist harmonisch sehr üppig, die Melodien sind – so hoffe ich – interessant anzuhören, aber der Hauptgrund für diese Lieder ist mein Respekt für die Texte von Pablo Neruda. Die Musik muss sich unterordnen, Melodie und Harmonie müssen den Sinn der Gedichte wiedergeben. Es wird daher verwundern, dass diese Lieder nicht sonderlich „zeitgenössisch“ klingen, im Gegenteil, sie sind sehr romantisch, dramatisch, aber sie überwältigen nie Nerudas unglaubliche Worte.
Sie sind in den 1980er Jahren Argentiniens aufgewachsen, eine Zeit, in der sich nach dem Militärregime gerade die Demokratie etabliert hat, und das Land mit Arbeitslosigkeit und Hunger kämpfen musste. Nun haben Sie selbst ein Requiem und ein Stabat mater vertont – sind Sie ein nachdenklicher Mensch?
J.C.: Ja, sehr! Als Sänger wird man sehr oft mit den Rollen verwechselt, die man spielt, das geht jedem Künstler so, dessen Arbeit darauf beruht, andere Menschen darzustellen. Über mich wurde vor vielen Jahren gesagt, ich sei arrogant – dabei bin ich das überhaupt nicht, das waren die Rollen, die ich sang, Canio oder Radames zum Beispiel. Ich bin sehr nachdenklich, jetzt bin ich 51, das ist nicht sehr alt, aber auch nicht mehr jung. Erreicht man ein gewisses Alter, dann ist Nachdenklichkeit oder Weisheit das Beste, was man haben kann!
Wurde diese Komposition je öffentlich aufgeführt?
J.C.: Nein. Der Krieg war 1982, das Requiem habe ich 1984 als Reaktion auf das Kriegsgeschehen geschrieben. Seither habe ich mir die Partitur nie wieder angesehen, ich kann mich nicht einmal wirklich erinnern, was ich geschrieben habe. Sollte ich das Werk jemals öffentlich aufführen, wird es eine schwierige Entscheidung sein, ob man das Stück so spielt, wie es komponiert wurde, oder ob ich es mit meinen dreißig weiteren Jahren an Lebenserfahrung und musikalischer Weiterentwicklung überarbeite Ich weiß es nicht. Vielleicht mache ich zwei Fassungen!
Ihre musikalische Ausbildung begannen Sie als Komponist und als Dirigent. Beeinflusst diese Einsicht in musikalische Strukturen die Interpretation Ihrer Rollen?
J.C.: Ich denke schon. Nicht nur meine Ausbildung, sondern auch meine ständige Neugier fürs Schauspielen und für das Analysieren des Textes. Die Interpretation einer Partie ist für mich eine ständige Suche, ich bin nicht böse, wenn mich jemand auf Fehler hinweist, die mir dabei vielleicht unterlaufen sind. In meinen Interpretationen bin ich viel radikaler geworden, ich möchte die Opernfiguren, die ich darstelle, bis aufs Knochengerüst, aufs Mark zu erforschen. Das ist eben meine Eigenheit als Künstler, und es wäre nicht ich, würde ich nur um eine gute Kritik zu ernten darauf verzichten. Ich weiß nicht, ob ich irgendwann einen Kompromiss eingehen werde. Meine Ausbildung ermöglicht mir eben diese Analyse der Rollen, und dann muss ich abwägen, ob ich meine Erkenntnisse in die Rollengestaltung einfließen lasse, selbst auf die Gefahr hin, als radikal kritisiert zu werden, oder ob ich es sein lasse.
Suchen Sie schon bei Ihrer Rollenauswahl nach vielschichtigen Persönlichkeiten, die Ihnen dann unterschiedliche Sichtweisen ermöglichen?
J.C.: Meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Aufführungen: Man kann ein professioneller Darsteller sein und sich auf gängige Interpretationen verlassen, die sich als effizient erwiesen haben, was wunderbar ist. Ich respektiere und bewundere Künstler, die so arbeiten, das gilt auch für andere Kunstsparten, die Malerei oder die Bildhauerei! Andererseits empfinden wir heute manches als traditionell, was vor hundert Jahren noch Empörung hervorgerufen hat. Daher ist die andere Möglichkeit, ständig auf der Suche zu bleiben, seinen Idealen als Künstler und als Mensch nachzugehen, und auszuprobieren, was funktionieren könnte. Nicht, um per se anzuecken, um kontroversiell zu sein, sondern aus der ehrlichen Recherche heraus, Dinge anders zu sehen. Auf diese Art bleibt die Kunst im Fluss, entwickelt sich weiter.
Sänger beklagen sich öfters, dass manche Regisseure kaum Noten lesen können. Passiert es Ihnen gelegentlich, dass Sie eine Regieanweisung befolgen sollen, obwohl der Notentext etwas anderes vorgibt?
J.C. : Das ist ein großes Thema. Zunächst gibt es ja leider immer weniger Neuproduktionen. Ich hatte großes Glück, in vielen Neuinszenierungen mitwirken zu dürfen und dadurch viel zu lernen, das haben junge Sänger heutzutage oft nicht. Sie müssen in Repertoirevorstellungen auftreten, ohne die Möglichkeit, selbst etwas zu kreieren, was auf lange Sicht für die Oper sehr schädlich ist.
Ich habe kein Problem mit Regisseuren zu arbeiten, die gut vorbereitet sind. Da bringe ich gerne einen Vergleich: Wenn man mit einem guten Tänzer tanzt, kann man entspannen und lässt sich gerne führen, das ist die Magie am Tanzen. Tanzt man jedoch mit jemandem, der einem ständig auf die Zehen tritt, muss man eine Entscheidung treffen, entweder den Tanz abzubrechen oder die Führung selbst zu übernehmen. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen, die ihr Handwerk verstehen, für die bin ich als Sänger gerne ihr Instrument, so wie das Orchester das Instrument des Dirigenten ist. Es gibt aber in dem Bereich immer wieder Menschen ohne fundierte Kenntnisse. Vielleicht ist es auch die so genannte „Wikipedia-Generation“, in der jeder, der einen Artikel im Internet gelesen hat, gleich meint, ein Fachmann zu sein. Der Beruf des Regisseurs ist gefährlich, weil man da sehr gut bluffen kann. Der Sänger kann sich nicht verstecken, entweder singt er oder geht von der Bühne. Ein schlechter Dirigent wird vom Orchester schnell durchschaut und kann in böse Schwierigkeiten geraten. Aber Regisseure haben oft gute Assistenten, die die eigentliche Arbeit machen. Manche Regisseure kaschieren ihre mangelnden Ideen durch eine besonders moderne, schräge Inszenierung. Regietheater ist etwas Großartiges, wenn es auf Können aufgebaut ist, und ich durfte viele neue Erkenntnisse in derartigen Produktionen gewinnen, für die ich deshalb sehr dankbar bin. Aber es ist falsch, wenn Opern nur modern inszeniert werden, um einen Mangel an Ideen zu vertuschen.
Als Dirigent eines Werkes stehen Ihnen andere Möglichkeiten zur Verfügung, die gesamte Interpretation zu beeinflussen. Als Sänger einer Partie hingegen können Sie tiefer in die Gefühlswelt dieser Oper eintauchen und diese dem Publikum näher bringen. Welche Seite bevorzugen Sie?
J.C.: Das sind tatsächlich zwei komplett unterschiedliche Zugänge. Der Dirigent legt alle Leidenschaft bei der Vorbereitung eines Werkes hinein. Selbst bei den Proben kann er noch experimentieren, denn wenn man in dieser Phase zu vorsichtig agiert, entgehen einem möglicherweise unterschiedliche Aspekte in der Partitur, es ist jedoch großartig, Neues zu entdecken. Bei den Aufführungen trägt der Dirigent dann jedoch die volle Verantwortung, da verlangt es äußerste Umsicht und Bedachtsamkeit, denn er ist die Verbindung zwischen Bühne und Orchestergraben. In Wien ist das Orchester sehr hoch positioniert, da hört man einander gut, aber in vielen Häusern, in denen der Orchestergraben tiefer ist, hören Sänger und Orchester einander kaum. Da ist der Dirigent die einzige Verbindung!
Auf der anderen Seite hat natürlich auch der Sänger während der Aufführungen umsichtig zu sein, kühl im Kopf und heiß im Herzen. Aber das Glück des Sängers – und ich kann das sagen, weil ich beide Seiten erlebt habe – liegt darin, dass er beim Singen in direktem Kontakt mit der Essenz des Stückes ist. Wenn man eine Aufführung mit einem Liebesakt vergleicht, dann ist das Singen genau der Moment, zu lieben. Wenn man eine Rolle darstellt, dann schwitzt, weint, blutet man oder fürchtet sich, das ist eine sehr körperliche Erfahrung.
Sie geben oft Meisterklassen, das Arbeiten mit jungen Sängern ist Ihnen offenbar sehr wichtig.
J.C.: Mit jungen Menschen zu arbeiten ist die einzige Möglichkeit, für eine gute Zukunft zu sorgen. Als Vater von drei Kindern kann ich Ihnen sagen, dass ich einige Erfahrungen sammeln konnte! Wir leben in schwierigen Zeiten, sowohl wirtschaftlich als auch sozial. Sich darüber näher auszulassen, würde den Rahmen des Interviews sprengen, aber ich glaube, ich muss das nicht näher erklären. Die einzige Art für eine bessere Zukunft zu sorgen ist die, die nächste Generation gut vorzubereiten, und dafür gebe ich gerne mein Bestes.
Um auf die Musik zurückzukommen, glaube ich nicht, dass es sinnvoll ist, meine Erkenntnisse für mich zu behalten, das wäre dumm und egoistisch. Ich versuche den jungen Sängern zu vermitteln, was für mich funktioniert, mache ihnen aber gleichzeitig klar, dass sie mich nicht imitieren, sondern ihre eigenen Entdeckungen machen sollen. Mein Credo ist ein Satz von Oscar Wilde, der lautet „Sei du selbst, denn alle anderen gibt es schon.“ Man muss sich dessen immer bewusst sein, dass niemand einen weiteren Klon von jemandem braucht. Es gibt keinen Grund, immer wieder die gleichen Werke aufzuführen, außer jenen, eine Interpretation gefiltert durch die Persönlichkeit eines anderen Sängers zu hören. Um die unglaubliche Musik zu bewundern, wenn sie einen anderen Künstler durchströmt und von ihm zum Leben erweckt wird.
– Es gibt Pessimisten, die meinen, die Oper oder Kunst generell liege im Sterben.
J.C.: Ich glaube nicht, dass die Kunst stirbt. Wenn wir die Kunst töten, dann nicht, weil sie krank ist, sondern weil wir einen Glassturz darüber stülpen, damit die hehre Kunst nicht verseucht wird. In Wahrheit wird die Luft unter dem Glassturz knapp, wir ersticken die Kunst.
Es liegt an uns, an den Künstlern, dem Publikum, den Kritikern, die Kunst am Leben zu erhalten. Wir sind alle durch eine großartige Sache, durch die Musik verbunden, und wenn wir einander mit Höflichkeit und Respekt begegnen, halten wir die Kunst am Leben. Wenn mir ein Kritiker sagt, was ihm an meiner Interpretation nicht gefällt, akzeptiere ich das. Wenn jemand schreibt, ich belle den ganzen Abend, wird das unhöflich, das ist nicht notwendig. Dass Menschen oft nicht zwischen „das gefällt mir nicht“ und „das ist schlecht“ unterscheiden können, ist nichts Neues, aber dennoch schade. Das passiert natürlich vielen Künstlern, Vincent Van Gogh hat zu Lebzeiten kein einziges Bild verkauft.
– Oft werden mangelnde finanzielle Mittel für einen Verfall der Kultur verantwortlich gemacht?
J.C.: Das ist eine heikle Frage, zu der ich etwas ausholen möchte, weil wir da von unterschiedlichen Phänomenen sprechen, da muss man differenzieren.
Für jeden einzelnen ist weniger Geld zu haben nicht gleichbedeutend mit keine Kultur erleben zu können, man kann sich auch mit wenig Geld kulturell weiterbilden. Es gibt Museen, Bibliotheken, auch Konzertkarten sind nicht immer teuer. Gerade in Wien existiert ein unglaubliches Angebot, da kann man sogar gute Opernkarten zu annehmbaren Preisen bekommen. Das ist das eine Thema.
Ein anderes ist die Wirtschaftkrise, die aber eben nicht die Kultur selbst zerstört, wohl aber die Kulturwirtschaft, das ist aber etwas ganz anderes. Klarerweise bedarf es leider finanzieller Mittel, um kulturelle Projekte zu verwirklichen, fehlen diese Mittel, können die Projekte nicht umgesetzt werden.
Und noch einmal ein komplett anderes Thema ist es, mit Kultur Geld zu scheffeln, dann wird die Kultur plötzlich ein billiger Abklatsch. Um mit Kunst Geschäfte zu machen, werden die gleichen zehn Opern gespielt, mit der gleichen Besetzung, Inszenierung etc., weil so der Kartenverkauf gesichert ist. Das ist eben der große Unterschied zwischen Kunst und Geschäft, man kann sehr viel Kunst und Kultur erleben, ohne viel ausgeben zu müssen, aber wenn Kunst zum Geschäft wird, ist es um die Kultur schlimm bestellt!
– Herr Cura, vielen Dank für dieses interessante Gespräch, und viel Erfolg für Ihren Liederabend im Konzerthaus!
J.D.: Das Konzert in Wien wird für mich etwas ganz Besonderes werden, und ich hoffe, dass viele meiner Wiener Freunde kommen werden, um diese Musik zu hören. Ich weiß nicht, ob die argentinische Musik ihren Geschmack treffen wird, aber ich hoffe, dass es ihnen gefällt!
(5. Dezember 2013/ Renate Publig
Anmerkung: Herr Cura hat sich tatsächlich dankenswerterweise bereit erklärt, dieses Telefoninterview an seinem Geburtstag zu führen! Selbstverständlich habe ich ihm gratuliert, was er äußerst charmant goutiert hat.)