Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Interview mit Gerhard BLABOLL, dem „Wiener Stadtpoeten“: Opernkomponist gesucht!

Interview mit Gerhard Blaboll
(Schriftsteller, Kabarettist und Radiomoderator)

Das Interview führte Anton Cupak mit Gerhard Blaboll im April 2012

A.C.:  Herr Blaboll, in den letzten Jahren sind immer wieder Lieder und Chansons von Ihnen aufgeführt worden. Vor 5 Jahren hat man von Ihnen in Manager-Magazinen und in Wirtschaftsfinanzbüchern gelesen. Sind Sie vom Saulus zum Paulus geworden?

 Gerhard Blaboll:  Ja, so könnte man das schon sagen. Obwohl es doch nolens volens gewesen ist. Ich war Wirtschaftsjurist und hatte vor sechs Jahren einen Unfall in Montevideo, der mich neun Monate ans Bett gefesselt und aus der Karrierelaufbahn geworfen hat.

 AC:  Und da haben Sie aus Verzweiflung oder Langeweile begonnen Lieder zu schreiben?

 GB:  Nein im Gegenteil: Ich habe immer schon geschrieben (vor 30 Jahren u.a. Kabaretttexte für Hans Peter Heinzl) und wollte immer Literat und Texter werden. Ich  habe das auch nie nicht gemacht, jetzt aber den Wink des Schicksals verstanden und meine Neigung zum Beruf gemacht.

 AC:  Mit wem arbeiten Sie denn im musikalischen Bereich zusammen?

 GB:  Auf Kompositionsebene mit Gerhard Track, Felix Lee, Slavko Ninic, Christoph Lechner, Herbert Bäuml, Gerhard Lagrange.

 AC:  Das sind aber sehr unterschiedliche Musikrichtungen und Kompositionsstile. Wo ist dabei die Gemeinsamkeit?

 GB:  Die Gemeinsamkeit liegt in den Texten, die selbstironisch, witzig, jetzt-zeitig und kritisch sind. Jeder Komponist hat natürlich seinen eigenen Stil und so ist es nur schlüssig, dass z.B. Gerhard Track meine Lieder vorwiegend als Wiener Chansons vertont, während Herbert Bäuml und Christoph Lechner als klassische Wienerlied-Musiker einen ganz anderen Stil bevorzugen. Felix Lee dagegen, der sehr viele Gedichte von Andreas Okopenko vertont hat, geht mit seinen Melodieführungen eher ins Liedhafte und Slavko Ninic, der Gründer der Wiener Tschuschenkapelle, vertont meine Texte „tschuschenmäßig“, wie er selbst sagt. 

 Besonders gut sind die Unterschiede dann zu sehen, wenn ein und derselbe Text von mehreren Komponisten vertont wird, wie das etwa bei einem Lied („Des is Wien“) der Fall ist. Die Unterschiede in Melodie, Satz und Rhythmus zwischen Slavko Ninic, Gerhard Track und Felix Lee sind so groß, dass man beim ersten Mal hinhören kaum bemerkt, dass es sich um denselben Text handelt. Gerhard Track macht darüber hinaus auch noch Chorfassungen bestehender Lieder.

 AC: Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich in Ihren Texten?

 GB: Mit dem Leben und seinen Skurrilitäten, die es für uns aktuell hervorbringt. Meine Texte sind sehr auf jetzt und die Zukunft bezogen und nicht melancholisch, weinerlich oder rückblickend, was insbesondere auch bei den Wienerliedern von den aufführenden Musikern als erfrischende Neuigkeit aufgenommen wird.

 AC: Es wäre doch interessant, wenn ein Opernkomponist Ihre Texte vertonte.

 GB: Gerhard Track hat ja auch Opern komponiert. Aber vielleicht ergibt sich eine Zusammenarbeit auf dieser Basis oder für ein Libretto noch in der Zukunft.

 AC: Was ist Ihnen denn bei Ihren Texten besonders wichtig?

 GB: Die Ehrlichkeit und Offenheit über eigene Schwächen zu sprechen, denn dadurch wird dem Publikum ein Spiegel gezeigt, in dem es sich erkennen kann, wenn es bereit dazu ist. Dieser selbstironische Stil ist meiner Meinung nach wesentlich effizienter,  Menschen zum Nachdenken zu bewegen, als mit dem erhobenen Zeigefinger zu arbeiten oder gar andere zum Spottobjekt zu machen.

 AC: Damit setzen Sie also die Tradition von Johann Nestroy fort.

 GB: Diese Einschätzung ehrt mich sehr. Tatsächlich wurde ich auch von einigen prominenten Ehrenrednern als „moderner Johann Nestroy“ bezeichnet. Eine andere sehr ehrende Bezeichnung ist auch „Wiener Stadtpoet“, wie mich Bürgermeister Michael Häupl im Vorwort zu einem meiner Bücher bezeichnet hat.

 AC: Ihre Bücher, Hörbücher und CDs sind ja seit Jahren überall im Buchhandel erhältlich. Was wird man denn als nächstes von Ihnen lesen oder hören können?

 GB: Ich arbeite zur Zeit an einer Wienerlied-CD gemeinsam mit Christoph Lechner und Tommy Hojsa. Diese wird am 17. September im Gloria Theater in Wien präsentiert.

 AC: Auf das Ergebnis freuen wir uns schon! Vielen Dank für das Interview, Herr Blaboll.

 Nähere Informationen über Gerhard Blaboll: www.blaboll.at
_________________________________________________________________________________ 

 

 

Diese Seite drucken