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INNSBRUCK/ Tiroler Landestheater: DIE FLEDERMAUS. Premiere

21.12.2015 | Allgemein, Oper

INNSBRUCK – „DIE FLEDERMAUS“ – Premiere. 19.12.2015

Die Fledermaus Ensemble Innsbruck 2732
Ensemble im 2. Akt. Copyright

Der erste Akt wollte aufgrund der erweiterten Dialogfassung des Regisseurs Michael Lerchenberg kein Ende nehmen und zog sich dahin wie ein widerspenstiger Strudelteig. Kein gutes Omen für die diesjährige Operettenpremiere. Die Einleitung zum 2. Akt wurde mit „Unter Donner und Blitz“ begangen, vom Tiroler Symphonieorchester Innsbruck fein dargeboten, jedoch von einem Teil des Publikums leider zum Anlass für Informationsaustausch benutzt. Bei Orlofskys Fest kam allmählich Stimmung auf und der dritte Akt mit den (zu) starken Regie-Anleihen an die hinlänglich bekannte Wiener Produktion (auf DVD konserviert) brachte, außer ein paar eher zahmen Frosch-Sprücherln, nicht viel Neues ein. Wenn schon nach nur exakt neun Jahren seit der letzten, nicht sonderlich erfolgreichen Fassbaender-/Rohrmoser-Inszenierung die „Fledermaus“ wieder durch das Haus flattert, sollte dies nicht mit Aufgewärmtem und Endlos-Dialogen erfolgen. Dafür ein eindeutiges Minus!

Die Fledermaus Portmann,de Vries Innsbruck  2651
Miriam Portmann (Rosalinde) und Thomas de Vries (Eisenstein) während des Uhrenduetts. Copyright: Rupert Lahrl

Hingegen ist der geschlossenen Leistung des Ensembles, das den Strauß-Ton ideal trifft und diesen an das Orchester übermittelnde Dirigat des jungen, begabten Ersten Kapellmeisters des Hauses, Seokwon Hong,  die gelungenen Kostüme von Ulrike Schlemm und – wie so oft – die augenweidlichen Bühnenbilder von Michael D. Zimmermann ein großes Lob auszusprechen. Für das besonders gelungene Bühnenbild des 2. Aktes hätte es ruhig Szenenapplaus geben dürfen.

Gesungen wurde durchwegs auf erfreulich hohem Niveau. Thomas de Vries verlieh dem baritonalen Eisenstein Charme und Schlitzohrigkeit nebst einer stattlichen Stimme, bei Miriam Portmanns urwienerischer Rosalinde ist das stimmliche Ankommen bei Turandot und Fidelio-Leonore nicht zu überhören, als Gesamtpaket war sie beeindruckend. Das Ideal einer Adele stellte Sophie Mitterhuber auf die Bühne, da stimmten blitzsauberer Gesang und komödiantisches Spiel. Arnold Bezuyen machte es sichtbar Freude, als Alfred seine verflossene Rosalinde zu umgarnen und im Gefängnis einen Tenorhit nach dem anderen abzufeuern. Goldrichtig besetzt waren Dale Albright als die Dekadenz köstlich ausspielender Orlofsky, Daniel Raschinsky als sympathisch-spitzbübischer Dr. Falke sowie Johannes Wimmer als Gefängnisdirektor Frank. Die attraktive und spielbegabte , mit ihren Reizen nicht geizende Cathérine Lanser (Ida) ließ Männerherzen höher schlagen, Florian Stern stotterte sich herzerweichend durch die Rolle des Dr. Blind. Der in Tirol bestens bekannte  Kabarettist, im ORF mit seinen oft ätzenden Wochenkommentaren beliebte „Herr Reindl“ alias Viktor Haid sorgte als dem „Hochgeistigen“ zugetanen Frosch für Schmunzeln und Lacher. Man hätte sich allerdings schärfere Wortspenden erwarten dürfen. Chor und Statisterie des TLT (Einstudierung Michel Roberge und Martine Reyn) fügten sich nahtlos in das Geschehen ein und profitierten von der pointierten Personenregie von Michael Lerchenberg.

Fazit: eine an und für sich ansprechende Produktion mit ausufernden Dialogen speziell im 1. Akt. 3 1/2 h für eine „Fledermaus“ mit nur einer Pause sind entschieden zu lang. Was nützt ein zu erwartender Kassenschlager, wenn die Mehreinnahmen für Orchester- und Techniküberstunden abgegolten werden müssen? (Beginn: 19.30 Uhr)                   
Dietmar Plattner

 

 

 

 

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