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INNSBRUCK/ Tiroler Landestheater: „DER STEIN DER WEISEN ODER DIE ZAUBERINSEL“ – konzertante Aufführung

mit Musikbeiträgen von W. A. Mozart, Johann Baptist Henneberg (1768 - 1822), Benedikt Schack (1758 - 1826), Franz Xaver Gerl (1764 - 1827) und Emanuel Schikaneder (1751 - 1812).

10.06.2018 | Allgemein, Oper


Copyright: Rupert Larl

INNSBRUCK: TIROLER LANDESTHEATER

„DER STEIN DER WEISEN ODER DIE ZAUBERINSEL“ – konzertante Aufführung 9.6.2018

 Die an Opernraritäten („La Gioconda“,“ Der Konsul“, „Rienzi“) reiche Theatersaison des TLT konnte zu Saisonende noch einen besonderen Leckerbissen anbieten – das Singspiel „Der Stein der Weisen oder die Zauberinsel“ mit Musikbeiträgen von W. A. Mozart, Johann Baptist Henneberg (1768 – 1822), Benedikt Schack (1758 – 1826), Franz Xaver Gerl (1764 – 1827) und Emanuel Schikaneder (1751 – 1812).

Als Schikaneder 1789 die künstlerische Leitung des „Theaters auf der Wieden“ übernahm, war er bemüht, dem Publikum möglichst viele Singspiele präsentieren zu können und beauftragte dazu in Wien ansässige Komponisten zur Teamarbeit. Das Libretto zum „Stein der Weisen“ verfasste er selbst, als Vorlage diente das Märchen „Nadir und Nadine“ aus der Märchensämmlung Dschinnistan von Christoph Martin Wieland (1733 – 1813). In dem Stück geht es um zwei verfeindete Brüder hoher Abstammung (Astromonte, der Gute – Tenor Garrie Davislim / Eutifronte, der Fürst der Hölle – Bass Johannes Maria Wimmer), ein „hohes Paar“ (Nadine – Sopran Jihyun Cecilia Lee / Nadir – Tenor Daniel Johannsen), ein Paar aus dem Volke (Lubamara – Sopran Andreja Zidaric / Lubano – Bariton Alec Avedissian), dem Guten Geist Genius (Koloratursopran Sophia Theodorides) und Sadik, Nadines Vater sowie Nadirs Ziehvater (Tenor Florian Stern). Die beiden Paare werden durch „Übermächte, die im Spiel sind“ getrennt, dann wieder zusammengeführt, zum Schluss wird das edle Paar ausersehen, den geheimnisumrankten Stein der Weisen in Empfang zu nehmen. Zur Abrundung des glücklichen Endes stellt sich heraus, dass Astromonte Nadirs leiblicher Vater ist. Die volle Bandbreite eines Märchenspektakels mit eingängiger, hübscher Musik. Die Uraufführung fand am 11.9.1790 im besagten Theater statt und war ein durchschlagender Erfolg, der noch Jahre europaweit anhielt, bis es ruhig um den „Stein“ wurde. Die Partitur ging verschollen und gelangte erst – Glasnost sei Dank – anläßlich des  Kulturaustauschs von Deutschland und der Sowjetunion – wieder zurück nach Deutschland (1993 Hamburg).

Die thematische Nähe zur 1 Jahr später uraufgeführten „Zauberflöte“ ist frappierend und das sängerische Ensemble des „Steins“ wurde auch für die „Zauberflöten“-Premiere herangezogen. Aus Nadir / Nadine wurde bei Mozart bekanntlich Tamino / Pamina, aus Lubano / Lubanara Papageno / Papagena usw. Was beim „Stein“ der geheimnisvolle Vogel, ist bei Mozart das zaubermächtige Glockenspiel. Die Musik des Singspiels schwankt von ansprechend bis hin zu inspiriert, manchmal sogar dramatisch. Erstaunlich, dass es Jahre vor Rossini bereits ein „Katzenduett“ gab – Mozart selbst schrieb das köstliche Stück für Lubano und Lubanara. Aufhorchen lassen schmissige Jägerchöre, eine wie aus dem „Idomeneo“ stammende Arie des Astromonte, eine halsbrecherische Arie Nadirs und das alles klärende Finale.

Es ist von einer sehr ansprechenden Aufführung zu berichten, eine interessante Entdeckung (Dank an Operndirektorin Angelika Wolff, die auch für die gelungene szenische Einrichtung verantwortlich zeichnet), zumal mit Hingabe musiziert (Seokwon Hong am Pult des blühend aufspielenden Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck), der Chor des TLT (für die präzise Einstudierung garantierte Michel Roberge) sich von seiner besten Seite zeigte und das Sängerensemble durchwegs den vokalen Anforderungen gewachsen war. Besondere Hervorhebung verdienen die Damen Zidaric und Theodorides sowie die Herren Avedissian, Davislim und Johannsen. Timna Brauer fungierte als Märchenerzählerin und trug die Zwischentexte gekonnt vor. Für die märchenhafte Optik sorgten Projektionen von Bildern von Arik Brauer, die er für die Pariser „Zauberflöte“ 1977 entwarf.

Das Publikum ließ sich verzaubern und sparte nicht mit sehr herzlicher Zustimmung.                

Dietmar Plattner

 

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