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INNSBRUCK/ Tiroler Landestheater: DER ROSENKAVALIER – musikalische Schwächen in szenischem Flair

16.02.2015 | Allgemein, Oper

Innsbruck: „DER ROSENKAVALIER“ 15.2.2015 –  musikalische Schwächen in szenischem Flair

Der Rosenkavalier Innsbruck 14-15 4387
Die Szene als „Star“ der Aufführung – das zweite Akt-Ensemble in Innsbruck. Copyright: Rupert Larl

 Für den jüngst 75 Jahre alt gewordenen Wiener Kammersänger Heinz Zednik, der als Valzacchi eine Jahrzehnte währende Bühnenpraxis in der Otto Schenk-Inszenierung seiner Heimatstadt nachweisen kann, war es nicht nur naheliegend, vielmehr eine Herzensangelegenheit, Strauss geniale Komödie für Musik in dem historischen Rahmen zu belassen, der deutlich genug aus Text und Musik spricht. Michael D.Zimmermann hat ihn dabei mit detail-genauen Bühnenbildern unterstützt, wie sie ein Stück weit in Hofmannsthals Textbuch vorgegeben sind. Darin kann sich die turbulente Geschichte in gehobener Lustspiel-Weise mit jener Portion Tiefgründigkeit entfalten, für die dessen literarisches Werk im Allgemeinen steht.

Leider fand der Spieleifer der Interpreten an diesem Abend in vielen Fällen keine gesangliche Entsprechung. Nur zwei unter ihnen ehrten Strauss musikalischen Reichtum mit deshalb umso mehr heraus ragenden Leistungen. Zum einen Susanna von der Burg, der als waschechter Wienerin die Marschallin wie angegossen steht und ihr mit gereiftem und in allen Facetten gesetztem Tonfall, von ein paar schwerfälligeren tieferen Passagen abgesehen, viel lyrisches Flair und wo nötig auch dramatisch geschärften (Höhen-(Glanz) verleiht. Die Zurechtweisung ihres Vetters Baron Ochs, dass er endlich begreifen möge, wenn „eine Sach ein Ende hat“, ist selten so resolut aufgeladen zu erleben.

Im zweiten Akt überstrahlte die Sophie von Susanne Langbein alle um sie herum waltende Mittelmäßigkeit mit ihrem betörend schönen, von Liebreiz und Bestimmheit gleichermaßen geprägten Sopran, der noch genügend Leichtigkeit und Höhensicherheit für die himmlischen Momente hat und mit viel Mittellagen-Gewicht auch schon eine Erweiterung ihres Repertoires erahnen lässt. Die Adelung der Rolle wird durch ihre adrette Erscheinung, zumal in den würdevollen Kostümen des Ausstatters komplettiert.

Valentina Kutzarovas szenisch glaubwürdiger Octavian schwankte zwischen klarer präsenter Tongebung und Unebenheiten wie auch gelegentlichen Verfärbungen und vereinigte sich dennoch mit den beiden anderen Damen zu einem homogenen Terzett.

Johannes Wimmers Ochs fehlt es (noch) an persönlichem Profil, sein erkennbarer Spieldrang mündet öfters in eine ungeschlachte und wenig abgerundete Gesangsmanier mit noch deutlich begrenzten Bass-Reserven. Peter Edelmann hätte aufgrund seiner Sänger-Familientradition mehr erwarten lassen als eine mit Intonationsproblemen kämpfende Stimme, unter denen letztlich auch die darstellerische Seite des Faninal leidet. Paulo Ferreira, der am Vorabend noch als höchst beachtlicher Maurizio in „Adriana Lecouvreur“ zu erleben war, fand in der Arie des Sängers mangels leichtem Höhenansatz zu keiner durchgehenden Linie. Ordentlich Susann Hagel als Leitmetzerin und Joshua Lindsay als Valzacchi, das weitere Bagagi wurde den unterschiedlichsten vokalen Anforderungen von den Orgeltönen Anninas bis zum hohen C des Wirts leider nur wenig gerecht.

Nach der seitens des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck am Vorabend sensibelst wiedergegebenen Cilea-Oper kamen die MusikerInnen unter der routinierten, durchaus lebendige Akzente setzenden, aber an den Höhepunkten Intensität und Lautstärke verwechselnden Leitung von Alexander Rumpf über eine durchschnittliche Leistung nicht hinaus, zumal bei der Umsetzung von Strauss höchste Anforderungen stellender Instrumentierung phasenweise  die technischen Grenzen des Ensembles nicht zu überhören waren.                                                                                                          

Udo Klebes

 

 

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