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WIEN/ ImPulsTanz: Susanne Kirnbauer

ImPulsTanz / Blicke zurück mit Susanne Kirnbauer und ein südamerikanischer Totentanz
AKADEMIETHEATER 20. Juli 2025

„Come Back Again“ hat Doris Uhlich – oberösterreichische Choreographin, Jahrgang 1977 – der um fünfunddreissig Jahre älteren Susanne Kirnbauer-Bundy zugerufen. „Komm zurück“ hatte es bereits 2012 geheissen. Nun haben die beiden für ImPulsTanz im Akademietheater einen neuen Anlauf genommen. Nochmals …. Uhlich, geschätzt oder gefürchtet wegen ihrer Pudertänze oder Promenaden nackter (überwiegend) weiblicher Körper, nicht auf pure Schönheit bedacht, ist hier ganz auf die charismatische Bühnenpersönlichkeit der früheren Primaballerina der Wiener Staatsoper eingegangen.

Es ist ein auf dunkler Bühne zumeist meditativer Solo-Auftritt der nun dreiundachtzigährigen klassischen Tänzerin. Die einstündige Performance bietet keinen richtigen Handlungsablauf, sondern Reflexionen über ein langes Tänzerleben und Ballettsaal-Problematiken mit vielen Momenten der Ruhe, der Besinnung. Uhlich schaltet sich in kurzen Duos und Dialogen ein. Am schönsten: Die tanzenden Ballerinen-Arme. Doch auch eine gewisse Schwermut des Alters mag zu spüren sein. Das Publikum hat den Abend als eine Hommage an die Lebensreife der Ballettgröße Susanne Kirnbauer-Bundy angenommen.

Und für ImPulsTanz ein Tanztheater, welches in das Reich der Toten führt. Durchaus individuell und anspruchsvoll von Nina Laisné sowie Francois Chaignaud (Tanz) und Nadia Larcher (Gesang) erdacht und gestaltet. In Frankreich, Belgien produziert, doch von reinster Südamerika-Historie inspiriert und getragen. In „Último Helecho“ (Letzter Farn) erweist sich eine imposante einstöckige Skulptur als eine Gruft (düster, düster, alles düster). Drei Barockposaunen, Bandoneon, Theorbe stimmen historische wie neuere Töne an. Ein verwesender Leichnam beginnt zu tanzen, berührender Gesang klingt aus der Kehle einer ebenso Dahingeschiedenen.

Mit Tanzschritten finden beide zusammen wie zu letzter aufblühender Kraft. Dieses verklärende mystische Spiel im Totenreich mit Poesie aus Argentinien, Peru, Brasilien wie Katalonien wirkt in seiner abgehobene Stimmung, den melancholischen Reflexionen sehr, sehr ätherisch, anspruchsvoll – und vermag das ImPulsTanz-Publikum im Volkstheater stark anzusprechen. Auch mit solch elegischem Schlussgesang: „Ich werde in einer kleinen Grube enden …… vom letzten Farn bedeckt.“

Meinhard Rüdenauer

 

 

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