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HEIDELBERG: UN BALLO IN MASCHERA

05.04.2014 | KRITIKEN, Oper

Heidelberg: Un ballo in maschera  4.4.2014

 Mit dem Liebesduett Amelia -Riccardo im 2.Akt ist Verdi sicherlich eines seiner schönsten überhaupt gelungen. Auch sonst brilliert die Oper nur so durch gelungene Szenen, was auch dem grandios theaterwirksamen Stoff geschuldet ist,der ja auch nicht an Wirkung verliert, wenn der Schwedenkönig Gustavo zum Gouverneur von Boston mutiert. Die Regisseurin Yona Kim knüpft,  obwohl sie die Boston-Version spielt, eher an den absolutistisch leichtlebig souveränen und ironisch-theatralen Gustavo III.an, wenn sie die von Ausweisung bedrohte Wahrsagerin Ulrica zum Mitglied seines Hofstaats macht, die der König nun selbst nach Belieben  in ihre Funktion einsetzt, um dadurch in seinem Sinne manipulieren zu können. Ansonsten kann sich die Inszenierung aber nicht richtig zwischen historischer und moderner Darstellung entscheiden. Historisch anmutende Gewändern z.T. aus abwaschbaren Plastkmaterialien stehen biederste schwarze Hosenanzüge 70er Jahre für Ulrica und Oskar gegenüber (Kostüme Hugo Holger Schneider). Die Szene am Galgenberg ist ein leerer Lichtschacht auf die Halbbühne (Bühnenbild Nora Lau), und kann an Athmosphäre nur durch die guten Gesangsleistungen der Protagonisten gewinnen. In der Ulrica-Szene zeigt sich andeutungsweise, dass die Regisseurin ein gutes Gespür für Chorszenen hat, denn es wirkt einigermaßen spannend, wie die darauf folgende Liebesszene „eingefädelt“ wird. Die Szene danach in Renatos Wohn(puppen)stube kommt ohne Kind aus.

Auch am Ende des Maskenballs in Papp-Saalkulisse scheint alles sehr reduziert, es scheint, dass hier dem Team endgültig die Luft ausgegangen ist.

Das Philharmonische Orchester unter Dietger Holm erbringt eine gute Wiedergabe der Partitur.

Das liegt auch an der besseren Akkustik des Neuen Saals. Der alte war da ja eher suboptimal.

Sängerisch können eigentlich nur die beiden Protagonisten Hye-Sung Na (Amelia) und Angus Wood /Riccardo hervorgehoben werden, die stimmlich einfach begeistern mit voller Sopranglut und bestem Tenorschmelz in der Pavarotti-Nachfolge. Auch Anna Peshes/Ulrica weiß besonders  mit ihrer kompakten wohlklingenden Mittellage zu überzeugen. Die Einspringerin Ulrike Machill/Oskar wird mit ihrem dünnen Silberstimmchen der Rolle nicht  gerecht. Auch der Riccardo läßt als Ober-Verschwörer etwas an baritonaler Verdi-Pracht vermissen. Der Chor kann das aber durch Wohlklang ausbügeln.                                         

Friedeon Rosen

 

 

 

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