Heidelberg: LIEDERABEND THOMAS HAMPSON am 20.12.2013
Durch seine Kurse bei der Liedakademie während des „Heidelberger Frühlings“ der letzten Jahre hatte sich Thomas Hampson als hervorragender Lehrer erwiesen. Als Dank wurde nun in einer Feierstunde der Philosophischen Fakultät, der international gefeierte, amerikanische Starbariton zum Honorarprofessor ernannt. Im Vorlaudatio des Liederabends durch Intendant Thorsten Schmidt wurde der dekorierte Geehrte als erkältet angesagt, bat um Nachsicht, doch erwies sich diese Ankündigung als überflüssig, denn Thomas Hampson gab an diesem Abend, eines seiner besten Liedrecitals. Angekündigt waren neun Lieder von Richard Strauss und der noch immer adäquate Interpret eröffnete sein Programm mit „Himmelsboten“ und „Heimliche Aufforderung“ und versah diese Preziosen quasi mit intimer Süffisanz. Auf, hebe die funkelnde Schale empor zum Mund sang der Bariton, begab sich in der Tat öfters hinter die Blumendekoration und genoss als Labsal für die lädierten Stimmbänder, aus einer weißen Tasse den beruhigenden Trank. In bester musikalischer Perfektion, golden im Timbre erklangen „Freundliche Vision“ sowie „Traum durch die Dämmerung“. Im Sturmgebraus, sehr bewegt folgte „Winternacht“, traurig, resignierend wirkte „Mein Herz ist stumm“ und in sensibler Musikalität ertönte „Morgen“.
Nach der Pause widmete sich der Sänger Vertonungen nach Gedichten von Richard Dehmel: „Aufblick“ sowie „Tief und fern“ (Anton Webern) erklangen in trefflicher, musikalischer Linienbildung, „Entbietung“ (Alexander von Zemlinsky), „Die stille Nacht“ (Alma Mahler) erhielten dramatischen Spielraum, „Befreit“ (Strauss) berührende Inbrunst und schließlich „Erwartung“ (Arnold Schönberg) die strenge Stilisierung und den spezifischen Tonfall dieses Komponisten. Selbstredend die immer wieder verblüffende, vorbildliche Deklamation des Künstlers, welche geradezu aus dem Sprachklang erblüht. Der langjährige Begleiter Wolfram Rieger assistierte wiederum Thomas Hampson und beide Künstler gestalten mit Augenmerk auf poetische Nuancen, ganz im Sinne des Notentextes, der Melodie auf einer vokalen Linie, man gewinnt den Eindruck, beide wachsen zusammen im gleichen Rhythmus, atmen im gleichen Herzschlag. Derart im Einklang zweier Seelen ergab sich eine subtile, ruhige Begleitung von unglaublicher Intensität, deren Innerlichkeit schwer zu beschreiben ist – das nenne ich nicht zu überbietende Perfektion schlechthin.
Passend zur Jahreszeit beschloss Thomas Hampson sein Recital mit Weihnachtsliedern: „Die Hirten“, „Christkind“ (Peter Cornelius) gefolgt in weich, intimem Tonfall „Schlafendes Jesuskind“ sowie dem krönenden Höhepunkt „Die Heiligen drei Könige“ (Strauss). Mit herzlichem Applaus und Bravorufen feierte man das Künstler-Duo und Hampson meinte sodann: „wir haben mit Strauss angefangen, mit Strauss aufgehört“ und nun ein „ Liedchen“ des kleinen Siebenjährigen Richards, welches die Mama textete, danach folgte a capella ein „Weihnachtslied“ aus Amerika und sodann verkündete Hampson: und nun seid ihr dran! Mit
„O du Fröhliche“ im Publikumschor beendete man den bemerkenswerten Liederabend.
Gerhard Hoffmann