Heidelberg: Die Entführung aus dem Serail 15.2.2013
Irina Simmes und Michael Pietsch (Bassa Selim) Foto: Florian Merdes
Jetzt konnte man in den neu gebauten Saal des Theater Heidelberg die transferierte „Entführung* sehen, die Herbst 2012 Premiere im Ausweichtheater Heilbronn hatte (siehe onlinemerker.com 25.10.12). Das Bemerkenswerteste dabei war die fulminante gesanglich-stimmliche Verbesserung der Konstanze, Irina Simmes. Sie wirkte in Heilbronn wegen der exorbitanten regielichen Anforderungen in der kompromisslos modernen Inszenierung von Nadja Loschky gehemmmt, was sich in erster Linie auf die Stimmführung auswirkte. Nun hat sie sich freigespielt, und die Zumutungen, mit verbundenen Augen zu singen, sich in ständigen Angstsituationen zu befinden und Objekt eines makabren pschedelischen Totenkultes zu sein, spürbar verinnerlicht. Sie spielt auch Szenen, in denen sie Gewalt erleidet, souverän aus. Das gibt ihrem interessant dunklen Sopran-Timbre die Geschmeidigkeit zurück, die sie für die heftigen Koloraturarien hintereinander benötigt, die die Konstanze von Mozart zu einer so exorbitanten Rolle machen. Irina Simmes hat jetzt auch die Fertigkeit, musikalische Phrasen auszugestalten und zu interpretieren, was wiederum ihrem Spiel, auch später zusammen mit Belmonte und dem ’niederen Paar‘, zugute kommt. Dabei wirkt ihr Äußeres bestechend.
Alle anderen Protagonisten sind bis auf Belmonte gleich geblieben und bestätigen im neuen Theater ihre gute Darstellung stimmlich wie szenisch. Scheint’s ist man sich im Neuen Saal aber noch nicht einig, wie der Orchestergraben am besten klingt, jedenfalls war er in der 1.Hälfte ab- und in der zweiten hochgefahren. Einen großen Unterschied verursachte dies aber nicht, es klang alles wieder optimal mit satt schmetternden Instrumentalfarben und wuchtig vibratolosen Streicherklängen unter der erfrischenden Leitung von Ivo Hentschel. Als Einspringer agierte Oscar de la Torre und sang nach anfänglicher Eingewöhnung einen starken Part mit gut ansprechendem und klangschönem Tenor.
Friedeon Rosén