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HEIDELBERG: DER TAUSENDJÄHRIGE POSTEN ODER DER GERMANIST (Schubert/Dische)

10.05.2012 | KRITIKEN, Oper

HEIDELBERG : Der 1000jährige Posten oder Der Germanist (Schubert/Dische/Jelinek)  8.5. 2012

 An der Heidelberger Oper kam jetzt eine Pasticcio-Oper zur Uraufführung  Es handelt sich dabei umd das Stück „Der 1000jährige Posten oder der Germanist“, zusammengestellt und mit Dialogen versehen von Irene Dische und Elfriede Jelinek. Sie greifen den Fall des „enttarnten“ Germanistik-Professor H.E. Schneider/H.Schwerte auf, der bei ihnen zu Prof. Schaal/Schall mutiert, die beide nach dem Kriegsdienst bei der SS nach den 2.Weltkrieg ihren Tod erklären lassen, in eine neue Existenz schlüpfen und ihre „Witwen“ zum zweiten Mal heiraten. Dieser Plot paßt auch gut in die Uni-Stadt Heidelberg.

Auf die insistierenden Fragen des Dramaturgen rechtfertigen Dische/Jelinek den positiven Ausgang für Schall/Schaal in ihrer Version, der doch bestens mit der fröhlich-forschen Musik Schuberts harmoniere(!) Schaal hat im Stück sein epochales Werk „Der Ursprung der deutschen Komödie“ von einem Juden geklaut. Dische/Jelinek montieren zu dieser Geschichte die Schubert’schen Singspiele Der vierjährige Posten (Libretto Theodor Köerner) D 190 und Die Zwilligsbrüder“ D 647, wobei letzteres im zweiten Mittelakt, bei der Rückblende zu Schaals Hochzeit 1955 verwendet wird, und Der vierjährige Posten die beiden Rahmenakte ausfüllt. Durch die außerordentliche Textkenntnis der Schubert’schen Werke seitens Jelinek ergeben sich vielseitige Kongruenzen in der Montage.

Die Singspiele werden auf der Bühne von den Heidelberger Philharmonikern schön gespielt zum Leben erweckt unter der einfühlsamen Stabführung von Dietger Holm. Prof Dr.Schall /SS Hauptsturmführer Schaal, „ein aufrechter alter Mann“ und seine Frau Lieschen werden von einem Sänger- und einem Schauspielerpaar gegeben. Der Tenor Winfried Mikus und der Schauspieler Dietmar Nieder ergänzen sich perfekt, wobei Mikus nur mit einer Arie „Mag es stürmen, regnen, blitzen“ aus den Zwillingsbrüdern mit vehement akkuratem stimmlichem Ausdruck zu Wort kommt. HyeSung Na mit ausdrucksvoll gleißendem Sopran das Lieschen. Ein weiterer Prof Schulze wird nur von dem Schauspieler Michael Zahn gespielt.Der Baß Wilfried Staber gibt den an die 68er gemahnenden Journalisten Ulrich Viet.

Die Studentenchöre kommen ebenfalls mit viel Drive zu schönstimmlichem Einsatz. Für die abwechslungsreiche Regie zeichnet Andrea Schwalbach, Bühnbild und Kostüme hat Anne Neuser im 50erJahre Stil entworfen. Ein bemerkenswerter Abend!                              

Friedeon Rosén 

 

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