Hannes Gans
DER AUFRECHTE 84ER
Ein Schelmenroman aus versunkener Zeit
412 Seiten, Verlag Nina Roiter, 2023
Die „Bucklige Welt“, das hügelige Bauernland zwischen Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark, ist eine Region und Welt für sich. Autor Hannes Gans kennt sie gut, er ist in Hochwolkersdorf geboren, und obwohl er lange in Wien lebt und eine Online-Kulturplattform betreibt, ist die Verbindung zur Heimat dort unten nie abgerissen. Immer wieder hat er sich viel von den Leuten dort erzählen lassen, hat die Entwicklung der Region studiert, wollte aber – obwohl er schon viele Sachbücher veröffentlicht hat – diesmal das Wesentliche in einem Roman zusammen fassen.
Die Hauptfigur, die er Franz Buzeczky nennt, einst in der Welt der Monarchie stolzes Mitglied des 84er k.u.k. Infanterieregiments, hat er selbst gekannt. Als „Schelmenschicksal“ steht er im Mittelpunkt eines Romans, der von dem Wandel der Zeiten und der Welt erzählt.
Es beginnt mit einem Kirtag in Hochwolkersdorf zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und endet Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, wenn Passagierflugzeuge über den Ort brausen und das Schnapssaufen aus der Mode gekommen ist. Eine lange Zeitspanne, die von Hochzeiten erzählt und von Kindersegen, von bäuerlichem Alltag, Wirtshausstreitereien und Wallfahrten. „Der große Krieg“ brach herein, wie er damals hieß, denn von einem „Ersten Weltkrieg“ konnte man erst sprechen, als es den „Zweiten Weltkrieg“ gab. Am bäuerlichen Leben und seinem auch durch die Kirche vorgegebenen Rhythmus änderte sich auch in den Zwanziger Jahren wenig, die Generationen folgen auf einander. Nach dem nächsten Krieg kommen die Russen in die Bucklinge Welt und man muss sich auch mit der NS-Vergangenheit auseinander setzen…
Manches von dem Geschilderten hat man noch selbst erlebt, allerdings nicht aus der Sicht der Menschen in der „Buckligen Welt“…
Renate Wagner