Gioacchino Rossini: Il Barbiere di Siviglia, Staatsoper Hamburg, Vorstellung: 30.03.2019
(216. und letzte Vorstellung seit der Premiere am 29.12.1976)
Ein würdiger Abschied
Nach 216 Vorstellungen hat die Staatsoper Hamburg bei gut besetztem, aber nicht ausverkauften Haus ihre Inszenierung von Rossinis «Il Barbiere di Siviglia» nach Gilbert Deflo in der Ausstattung nach Ezio Frigerio in den Ruhestand entlassen.
Ob nun von Deflo, nach Deflo oder weder noch, das Publikum bekam eine handwerklich hervorragende Inszenierung geprägt von mediterraner Wärme und wohldosierter Komik zu sehen. Ort der Handlung war ein die ganze Bühne einnehmender Innenhof mit Balustrade, vielleicht eines Fondaco, in Sevilla. Mit Möbeln wurde das Innere des Hauses gezeigt, mit beigen Rollvorhängen konnte die Fassade gezeigt werden. Die Ausstattung konventionell, aber keineswegs verstaubt oder altbacken.
© Foto: Hans Jörg Michel
Das hervorragende Sängerensemble machte den Abend zum würdigen, vom Haus in seinen Publikationen deutlich vermerkten Abschied von der Inszenierung. Antonino Siragusa sang einen hochmusikalischen Conte d’Almaviva: zu seinem Ständchen für Rosina begleitete er sich selbst auf der Gitarre. Auch wenn die Stimme in einzelnen Momenten gepresst klang, die Höhen waren perfekt da, die Phrasierung perfekt und das Spiel wusste zu begeistern. Maurizio Muraro gab bei bester Stimme einen selbstbewussten Don Bartolo, der am Schluss einzusehen schien, sich mit dem «Verzicht» letztlich doch einen Gefallen getan zu haben. Julia Lezhneva, auf dem Papier eigentlich Sopran, überraschte mit einer reifen, runden, geheimnisvoll wohlklingenden Mezzo-Stimme. Die Technik wie von ihr gewohnt perfekt und die Phrasierung als ob Italienisch ihre Muttersprache sei. Als Figaro feierte Franco Vasallo einen Triumph beim Publikum. Was für seinen Mitstreiter bereits gesagt wurde, gilt auch für ihn: Perfekte Technik, perfekte Phrasierung und dezente, wohldosierte Komik. Alin Anca als Don Basilio, Johann Kristinsson als Fiorello, Ida Aldrian als Berta und Bernhard Weindorf ergänzten das Ensemble auf hohem Niveau.
Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg hatte unter Leitung von Roberto Rizzi Brignoli (für Diego Fasolis) einen hervorragenden Abend und brachte die prickelnde Musik Rossinis bestens zur Geltung. Den Herrenchor der Staatsoper Hamburg hatte Christian Günther vorbereitet.
In den Publikationen des Hauses heisst es: «Wir begrüßen vom 10. März bis zum 6. April internationale Stars in den schönsten italienischen Opern an der Hamburgischen Staatsoper.» Dann wäre es nur konsequent, gerade wenn man einen Sänger wie Antonino Siragusa zu Verfügung hat, die so häufig gestrichene Tenorarie singen zu lassen.
Keine weiteren Aufführungen.
30.03.2019, Jan Krobot/Zürich