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HAMBURG/ Operettenhaus: ROCKY – Musical, aufwändig und teuer. Premiere

18.11.2012 | KRITIKEN, Oper

HAMBURG/ Operettenhaus: Aufwändig und teuer: Musical „Rocky“ in Hamburg

Von Horst Schinzel


Fotos Stage Entertainment

Vor rund fünfunddreißig Jahren hatte Sylvester Stalone – einer breiten Öffentlichkeit bis dahin nur durch pikante Liebesaffären bekannt – einen Welterfolg mit einem Film über die Lebensgeschichte des Boxers „Rocky“ Feliciano. Der Stoff hat Sylvester Stalone nicht mehr los gelassen. Lange schwebte ihm die Umsetzung in ein Rock-Musical vor. Aber die Produzenten winkten ab: Zu aufwändig, zu teuer. Bis die Unternehmensgruppe Stage Entertainment zugriff. Aber auch erst, nachdem sie in den Brüdern Klitschko willige Finanziers gefunden hatte. Bis zur Welt-Uraufführung an diesem Sonntag ihm Hamburger Operettenhaus immerhin 15 Millionen Euro. Stalone selbst will – außer der Einstudierung atemberaubender Boxszenen – nichts weiter beigetragen haben. Diese Szenen allerdings sind etwas ganz Neues auf den Musicalbühnen: Ein veritabler Boxkampf des Titelhelden von gut zehn Minuten Länge auf einem in den Saal – die Besucher der ersten Reihe müssen dafür auf die Bühne umziehen – geschobenen Boxring Und dies zu Rockmusik, die das Blut gerinnen lässt. Das Publikum ist begeistert und feiert stehend alle Beteiligten.

Das Buch zu dieser aufreizenden Handlung hat Thomas Meehan geschrieben, während Stephen Flaherty die Musik komponiert hat. Die Songtexte stammen von Lynn Ahrens – alles Koryphäen in den Staaten für Derartiges. Wolfgang Adenberg und Ruth Deny haben die deutschen Fassungen geliefert. Die szenische Umsetzung stammt von Alex Timbers – gleichfalls ein Fachmann in diesem Metier.

Das Stück erzählt uns die Geschichte des Berufsboxers Rocky Balboa. Der stammt aus den einfachsten Verhältnissen und ist hoffnungslos erfolglos. Weil er seiner Jugendliebe Adrian zeigen will, dass aus ihm doch noch etwas wird, arbeitet er eisern an seiner Laufbahn. Sein Ziel: Den Weltmeister Apollo Creed zu schlagen. Es kommt zu einem Kampf auf fünfzehn (!) Runden. Den steht Rocky durch. Schwer gezeichnet unterliegt er nach Punkten, aber er hat die Liebe Adrians sicher gewonnen.

Adrian wird von der Niederländerin Wietske van Tongeren (31) gespielt, die bereits vielfältige Erfahrungen in diesem Genre hat. Der Darsteller des Rocky Drew Sarich (36) hat für diese Rolle abgespeckt. Auch sein Gegenspieler Terence Archie hat vielfältige Musicalerfahrungen Wie überhaupt das ganze vielköpfige Ensemble beachtliche Erfahrung aufweist. Regisseur Alex Timbergs schreckt etwa in der Weihnachtsszene vor argem Kitsch durchaus nicht zurück. Dem von Bernhard Volk geleitetete Kammerorchester hört man an, dass seine Musiker auf diese recht amerikanische klingende Musik spezialisiert sind.

Das Publikum ist begeistert und feiert die Inszenierung. Ob sich ein Welterfolg abzeichnet? Auf jeden Fall eine temporeiche Show mit enormem technischen Aufwand

 

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