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HALLE/ Saale: Händel-Festspiele PORO, RE DELL’INDIE

03.06.2012 | KRITIKEN, Oper

Händel-Festspiele in Halle (Saale): „Poro, Re dell’Indie“ (konzertante Aufführung: 2. 6. 2012)

 In der Georg-Friedrich-Händel-Halle wurde am 2. 6. 2012 im Rahmen der Händel-Festspiele in Halle (Saale) die Oper „Poro, Re dell’Indie“ konzertant aufgeführt. Die Bearbeiter des Librettos, das Pietro Metastasio für die Oper Alessandro nell’Indie von Leonardo Vinci verfasst hatte, sind unbekannt. Möglicherweise war es Giacomo Rossi, der damalige Librettist der Royal Academy, oder Samuel Humphreys, der das Textbuch ins Englische übersetzte. Der bedeutendste Unterschied zu Metastasios Original liegt darin, dass in der Händel-Oper, deren Uraufführung 1731 im King’s Theatre von London stattfand, Poro die Zentralfigur ist, der in fünf Arien und drei Duetten sein von Unberechenbarkeit und ungezügelter Eifersucht zeugendes Temperament musikalisch auslebt.

 Die knapp vierstündige Vorstellung in der Händel-Halle – mit einem internationalen Sängerensemble, das aus vielen konzertanten Aufführungen im Theater an der Wien bekannt ist – war die Erstaufführung nach der Hallischen Händel-Ausgabe in italienischer Originalsprache.  Die Titelrolle sang der argentinische Countertenor Franco Fagioli, der nach seinen innig deklamierten Arien regelmäßig frenetischen Beifall bekam. Ebenso wie die argentinische Sopranistin Veronica Cangemi, in deren warmer Stimme und köstlicher Mimik die ganze Gefühlswelt ihrer Rolle als Cleofide zum Ausdruck kam. Meisterhaft ihr Duett mit Poro Se mai turbo il tuo riposo am Ende des ersten der drei Akte, in dem die Leidenschaft ihrer Liebe dramatisch zur Geltung kommt.

Als galanter, aber selbstgefälliger Alessandro begeisterte der britische Tenor James Gilchrist mit seinem kraftvollen Vortrag, in der Hosenrolle des Gandarte beeindruckte die schwedische Mezzosopranistin Kristina Hammarström mit ihrer dunkel gefärbten Stimme. Besonders ausdrucksstark agierte die italienische Altistin Sonia Prina, die ihre Rolle als Erissena, Poros Schwester, auch mimisch zu gestalten versuchte. In der kleineren Partie des Timagene war der britische Bariton David Wilson-Johnson zu hören.

 Das Ensemble „kammerorchesterbasel“, das 1984 von Absolventen verschiedener Schweizer Musikhochschulen gegründet wurde und stets auf der Suche nach neuen Wegen der Interpretation ist, wurde von Enrico Onofri sehr behutsam geleitet, der Violine spielend in der Art eines Stehgeigers agierte. Besonders innig seine Begleitung auf der Geige bei Cleofides Arie Se il ciel mi divide.

 Das von der Aufführung begeisterte Publikum, das nach fast jeder Arie applaudierte, bejubelte am Schluss das Sängerensemble, das Orchester und den Dirigenten minutenlang, wobei viele Bravi-Rufe zu hören waren und ein Teil der Zuschauerinnen und Zuschauer den Interpreten  Stehende Ovationen bescherte.

 Udo Pacolt, Wien – München

 

 

 

 

 

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