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HAGEN: DON GIOVANNI – Premiere

05.05.2012 | KRITIKEN, Oper

Hagen: DON GIOVANNI  –  Premiere am 5. Mai 2012

 Für die Titelpartie von „Don Giovanni“ vermag das Theater Hagen einen außerordentlichen Bariton aufzubieten: RAYMOND AYERS. Seine Stimme verfügt über ein attraktives Timbre, vermag maskulin aufzutrumpfen, bleibt aber stets geschmeidig. Der Sänger artikuliert vorbildlich textbezogen, der Bühne kommt seine schlanke Erscheinung, sein intensives Spiel (mit einem gehörigen Schuss Erotik, ja Laszivität) zugute. Raymond Ayers, dessen beide Youtube-Auftritte es sich anzuhören und anzusehen lohnt, schlägt Feuer aus Mozarts Dramma giocoso ausschließlich mit eigenen Mitteln, ohne Unterstützung durch die Regie.

Intendant NORBERT HILCHENBACH inszeniert kraftlos, langweilig, ohne Deutungsansatz. Ein paar Lustigkeiten, wie sie sich speziell im Leporello-Spiel von RAINER ZAUN niederschlagen, erbringen keinen wirklichen Gewinn. Die beiden massiven Wandelemente, von JAN BAMMES auf die Drehbühne gebaut, ermöglichen fließende Szenenwechsel, bleiben aber ohne optische Aussagekraft. Der Verzicht auf Requisiten führt dazu, dass das „Festmahl“ im letzten Bild um einen einzigen Stuhl herum arrangiert wird und lediglich aus einer Tüte Chips und Dosenbier besteht. Die modernen Kostüme von YVONNE FORSTER signalisieren Orientierungslosigkeit, neutralisieren zudem die sozialen Festlegungen des Dramas..

Einen dezidierten Mozart-Klang wird man in Hagen nicht unbedingt erwarten, das Philharmonische Orchester spielt unter FLORIAN LUDWIG allerdings drahtig und impulsiv, der Theaterkomponist Mozart kommt zu seinem Recht. Bei den Sängern ist direkt nach Raymond Ayers der geschmeidig geführte Ottavio-Tenor von JEFFERY KRUEGER zu loben. Als Donna Anna überzeugt JACLYN BERMUDEZ ihrerseits mit lyrischem Impetus (und ungeachtet kleiner gesangstechnischen Mogeleien bei „Non mi dir“). NOA DANON (aus Magdeburg) rette als Elvira-Einspringerin die Premiere: impulsiv dramatisch, darstellerisch sehr anpassungsfähig. Die Zerlina von MARIA KLIER ist ein nettes Girl, auch wenn der Stimme echte Mozartsche Süße (noch?) etwas abgeht. Rainer Zaun als auch vokal wendiger Leporello wurde bereits genannt, ORLANDO MASONs ist ein properer Zwei-Meter-Masetto; er ergänzt wie auch MICHAIL MILANOVs posaunender Komtur das Ensemble durchaus vorteilhaft. Aber diese Inszenierung – ein pures Ärgernis! Am freundlichsten wäre es noch, sie als nicht vorhanden zu bezeichnen.

 Christoph Zimmermann

 

 

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