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HABSBURGISCHE BEGRÄBNISSTÄTTEN IN ÖSTERREICH

01.11.2019 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Eve Demmerle / Gigi Beutler:
„WER BEGEHRT EINLASS?“
Habsburgische Begräbnisstätten in Österreich
272 Seiten, Amalthea Verlag, 2019

Wer an tote Habsburger denkt, denkt an die Kapuzinergruft in der Tegetthoffstraße am Wiener Neuen Markt, und das ist auch richtig so. Denn es gibt wenige kaiserliche Begräbnisstätten, die sich mit dieser messen können. Ganz abgesehen von dem Mythos, der sich darum rankt, um die Rituale der Beisetzungen, um die tragischen Schicksale, die da in den Särgen verschlossen sind.

Aber die Kapuzinergruft, in der zuletzt Otto von Habsburg und seine Gattin Regina beigesetzt wurden (Familienchef Karl, der diesem Buch ein Vorwort schrieb, ist wohl noch zu jung, um sich seine Ecke dort auszusuchen), gibt es ja erst seit dem 17. Jahrhundert, die Habsburger als Herrscher schon viel länger, also fallen viele andere Begräbnisstätten an.

Zumal ja die große Familie sich in vielen Linien über die heutigen Bundesländer verstreute, sie saßen in der Steiermark, in Tirol und waren ihren Ländern so verbunden, dass sie auch dort begraben sein wollten – abgesehen davon, dass die Stifte Niederösterreichs sich für die letzte Ruhe anboten, und ein paar Wiener Kirchen auch. Nicht jeder hatte so viel Pech wie Kaiser Maximilian I., der sich in Innsbruck die spektakulärste aller Grabstätten errichten ließ – und dann in Wiener Neustadt begraben wurde…

Und wenn man sie in der Familie nicht wollte – nun, dann hat man den unglücklichen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gattin Sophie von Hohenberg, die gemeinsam in Sarajewo starben, eben in einer Gruft in ihrem Schloß Artstetten in Niederösterreich beigesetzt, wo mittlerweile auch schon ihre drei Kinder (und auch bereits Enkel) ruhen. Ja, und wenn man eigentlich nicht zur Kaiserfamilie gehören wollte, wie die störrische Tochter von Kronprinz Rudolf, dann ließ man sich „ganz normal“ wie andere Leute auf einem Friedhof begraben.

Die Autorinnen dieses Buches, Eva Demmerle (bekannt für ihre enge Bindung an Otto von Habsburg, als er noch lebte) und Gigi Beutler, Fachfrau für die Kapuzinergruft, haben vorzügliche Arbeit geleistet, um den Habsburgern in ihre österreichischen Begräbnisstätten zu folgen. Es gibt Geschichte, es gibt Geschichten, es gibt Hintergründe, es gibt Fotos, genaue Verzeichnisse, wer wo liegt, und solcherart könnte man das Buch sogar als Reiseführer benützen, wollte man sich denn auf Grabstätten-Tour begeben.

Wien hat ja, das als Tipp, ein besonderes Grab-Prunkstück in der Augustinerkirche (zwischen Albertina und Hofburg gelegen) zu bieten, das ohne Eintrittsgebühr und Wartezeiten jederzeit besichtigt werden kann: Da hat Herzog Albert von Sachsen-Teschen seiner geliebten Frau, Erzherzogin Marie Christine (Lieblingstochter von Maria Theresia), von Antonio Canova ein wunderschönes, klassizistisches Grabmal schaffen lassen. Neben allen historischen Aspekten sind Kirchen, Klöster, Stifte, Mausoleen, Grüfte, auch Särge nämlich auch von hohem kunsthistorischem Interesse.

Renate Wagner

 

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