Günter Neuwirth:
STURM ÜBER TRIEST
508 Seiten, Gmeiner-Verlag 2023
Vor zwei Jahren hat am Buchmarkt ein „Dampfer nach Triest“ abgelegt, und man war gefesselt von der Geschichte, die im Jahr 1907 angesiedelt war und das Leben und die Menschen der Habsburger-Monarchie so lebendig einfing. Im Jahr darauf war man in „Caffe in Triest“ mitten drin in dieser österreichischen Hafenstadt der Adria mit ihren teils schmutzigen Kaffeegeschäften. Günter Neuwirth ist mit seinen Kriminalromanen höchst glaubhaft in diese Welt von gestern eingetaucht…
Es ist eine alte Erfahrung, dass man als Leser gerne bereit ist, „Serien“ zu folgen, wenn man Figuren, die darin gleich bleiben, sympathisch findet. Man fühlt sich dann sozusagen heimisch, gewissermaßen „familiär“ in den nächsten Büchern. So wie bei Polizeiinspektor Bruno Zabini, der bei „Sturm über Triest“ nun schon in seinem dritten Fall ermittelt (wieder ist es 1907).
Wobei der Titel durchaus wörtlich zu nehmen ist – erst setzt der Scirocco der Stadt und ihren Bewohnern zu, am Ende zieht die Bora auf. Und „Sturm“ auch metaphorisch – denn der Ausbruch des Ersten Weltkriegs sieben Jahre später traf sämtliche Großmächte nicht unvorbereitet, zumindest was die Bewaffung betraf. Die k.u.k. Kriegsmarine baute in Triest eben drei Schlachtschiffe der Radetzky-Klasse. Dergleichen interessierte einst (wie heute) alle Konkurrenten.
Wenn Bruno Zabini den Fall des unter rätselhaften Umständen umgekommenen Schiffsingenieurs Gustav Lainer untersucht, der am Bahnhof unter die Räder eines Zuges gekommen ist, gerät der Polizist voll in die Agentennetze, die hier in Triest tätig sind. Und nebenbei gibt es für Bruno, der nach wie vor zwei Geliebte hat (die Adelige und die Bürgerin, beide verheiratet, was ihm nicht schlecht passt) da noch Probleme mit einer sehr reizvollen Russin, die seine Wege kreuzt.
Allen geht es nur um die Pläne der österreichischen Schlachtschiffe, die der Verstorbene vielleicht, vielleicht auch nicht, verkaufen wollte, verkauft hat, aber an wen? Russen, Engländer, Franzosen, Deutsche?
Nur so viel – Bruno hat eine ingeniöse Idee, findet die Pläne, kann geschickt verhandeln und seiner russischen Freundin den Kopf aus der Schlinge ziehen. Und was seine beiden Damen betrifft – eine sagt ihm freundlich adieu, die andere erhält die Todesnachricht ihres Mannes… Es wird also in seinem Privatleben turbulent weitergehen. Und Autor Günter Neuwirth wird schon wieder eine spannende Geschichte einfallen.
Renate Wagner