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GREIN/Rittersaal Schloss Greinburg: ATALANTA – eine Händel-Rarität als Filmoper

06.08.2018 | Allgemein, Oper


Regisseur Kobie van Rensburg hielt vor der Vorstellung eine kurze Einführung über die neue Technik seiner Inszenierung (Foto: Reinhard Winkler)

Schloss Greinburg: Händel-Rarität „Atalanta“ als Film-Oper (Vorstellung: 5. 8. 2018)

Im Rahmen der „24. donauFESTWOCHEN im Strudengau“ brachte deren Intendantin Michi Gaigg die kaum gespielte Opernrarität „Atalanta“ von Georg Friedrich Händel als Koproduktion mit den Händel-Festspielen Halle 2019 auf Schloss Greinburg im Rittersaal in italienischer Sprache zur Aufführung.

Der bisherige Spielort Arkadenhof der Greinburg kam diesmal nicht in Betracht, da der südafrikanische Sänger Kobie van Rensburg als Regisseur eine technisch neue Inszenierungsart (bluescreen technology) kreierte, die nur in einem geschlossenen Raum gespielt werden konnte. Die Sängerinnen und Sänger deklamierten ihre Rollen vor einer Kamera, deren Bilder auf eine riesige Leinwand projiziert wurde, sodass das Publikum das Mienenspiel der Darsteller in Großaufnahme zu sehen bekam. Man darf gespannt sein, wie man diese neuartige Form als „Film-Oper“ bei den Händel-Festspielen in Halle aufnehmen wird…

Die Uraufführung von Atalanta war im Jahr 1736 am Covent Garden in London anlässlich der Vermählung des englischen Thronfolgers Friedrich Ludwig von Hannover mit Prinzessin Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg. Die Handlung der Oper basiert auf der in Ovids Metamorphosen überlieferten Jagd nach dem Kalydonischen Eber. Das riesenhafte, alles verwüstende Tier kann erst erlegt werden, nachdem die Prinzessin von Arkadien es mit einem Pfeil verwundet hat. Vor diesem Hintergrund entspinnen sich Liebesgeschichten zwischen Atalanta und dem jungen König Meleagro sowie dem Hirten Aminta und seiner ränkeschmiedenden Geliebten Irene.


Zweimal Amelie Müller als Meleagro auf der Suche nach Atalanta (Foto: Reinhard Winkler)

Regisseur Kobie van Rensburg verlegte die Handlung ins 21. Jahrhundert, wodurch die Inszenierung als „Film-Oper“ schlüssig wurde. Der Kalydonische Eber war ein Riesenhai im Meer, ein Partnerschafts-Unternehmen namens Arcadia bot auf der Leinwand des Öfteren seine Dienste an und die Verliebten oder nach Liebe Suchenden benützten Handys, die auch manchmal in Verlust gerieten. Dass die Inszenierung beim Publikum gut ankam, lag vor allem an dem exzellenten Sängerensemble, dessen Mienenspiel für beste Unterhaltung sorgte, und an der perfekten Technik.

In der Titelrolle brillierte die italienische Sopranistin Silvia Frigato sowohl stimmlich wie auch durch ihre köstliche Mimik. Dass sie auch im Meer schwimmend zu bewundern war, war eine der reizvollen Nebenerscheinungen der modernen Technik. Ihr ebenbürtig die Berliner Sopranistin Amelie Müller in der Hosenrolle des jungen Ätolier-Königs Meleagro, die stimmlich mit wunderbarer Technik aufwartete.

Exzellent auch in der Rolle des Aminta der in Ansbach geborene Tenor Christian Zenker, der noch vor Beendigung seines Studiums von Brigitte Fassbaender ans Tiroler Landestheater engagiert wurde, wo er dem Ensemble von 2002 bis 2006 angehörte. Anschließend war er bis 2009 am Landestheater Linz tätig, ehe er als freiberuflicher Sänger an vielen Festivals in Österreich, Deutschland, Ungarn und auf Zypern erfolgreich war. Ein besonderes Anliegen ist ihm die historisch fundierte Aufführungspraxis.  

In der Rolle der Irene konnte die österreichische Mezzosopranistin Maria Weiss ihre große Erfahrung als Interpretin Alter Musik einbringen. Auch sie überzeugte sowohl stimmlich wie mimisch. Der oberösterreichische Bassist Reinhard Mayr, der nach seinem Studium in Linz und Basel  jahrelang in der Schweiz Karriere machte und der eine große Leidenschaft für den Konzert- und Liedgesang entwickelte, hatte auf der Greinburg zwei Rollen zu spielen: Nicandro, Irenes Vater, und Gott Mercurio. 


Der Bassist Reinhard Mayr in der Rolle des Mercurio hinter dem Orchester (Foto: Reinhard Winkler
)

Das L’Orfeo Barockorchester, das seit zwei Jahrzehnten zu den besten Klangkörpern der Alten Musik zählt und von der Intendantin Michi Gaigg sehr umsichtig geleitet wurde, brachte die Partitur von Händel in allen Facetten zur Geltung.

Das Publikum auf der Greinsburg, das in der Pause sehr gemischt auf den Inszenierungsstil des Regisseurs reagierte, war schließlich so begeistert, dass es für alle Mitwirkenden nicht enden wollenden Applaus gab.

Udo Pacolt

 PS: Im Jahr 2019 wird auf Schloss Greinburg die Oper „L’Incontro improvviso“ von Joseph Haydn gespielt. Als Regisseurin ist Manuela Kloibmüller vorgesehen.   

 

 

 

 

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