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GRAZ Opernhaus: Eröffnungskonzert für OKSANA LYNIV

OKSANA LYNIK bei Ihrem umjubelten Eröffnungskonzert in der Grazer Oper

OKSANA LYNIV bei Ihrem umjubelten Eröffnungskonzert in der Grazer Oper

 

OPER GRAZ: Eröffnungskonzert Willkommen OKSANA LYNIV“

23. September 2017

Die neue Chefdirigentin der Grazer Oper und deren Grazer Philharmonisches Orchester Oksana Lyniv stellte sich mit einem außergewöhnlichen Konzertprogramm der Feuerprobe in Form des Eröffnungskonzert auf der großen Bühne des Grazer Opernhauses. Es ist zwar nicht das erste Konzert des Orchesters mit der ukrainischen Dirigentin, vor einigen Wochen konzertierte man im Goldenen Saal des Wiener Musikverein mit leicht adaptiertem Programm, doch ist es das erste Mal gemeinsam vor dem Grazer Publikum auf der Bühne der Grazer Oper und gleichsam der Kick-Off für die Saison 2017/18.

 Da sieht und hört man schon in anderer Manier zu, wenn man weiß, dass da die neue Chefdirigentin den Taktstock in der Hand hält: Man kommt nicht umhin, jede Bewegung, jeden Gesichtsausdruck zu analysieren, sich vorzustellen und zu überlegen, wie Lyniv wohl dann im Opernbetrieb mit Orchester und Sängern arbeiten wird. Am liebsten würde man ja gleich alles über sie wissen und dieses aufgeregte Knistern spürte man im Saal!

 Eröffnet wurde das Konzert mit Mazeppa, einer Symphonischen Dichtung nach einem Gedicht von Victor Hugo über den ukrainischen Nationalhelden Iwan Stepanowitsch Masepa aus der Feder von Franz Liszt. Dieses Werk ist den meisten Klaviermusikkennern wohlbekannt: In zwei Versionen komponierte Liszt Mazeppa ursprünglich als vierte Étude d’exécution transcendante für Klavier, wobei er diese erst nach einer Überarbeitung im Jahre 1840 mit einer Widmung an Hugo unter dem Titel Mazeppa veröffentlichte. 14 Jahre später fand die Uraufführung der symphonischen Dichtung unter der Leitung Liszts statt. Es ist ein plakatives Werk, scharf an der Grenze zur Plattheit, deutlich zu hören sind galoppierende Pferde, das Flackern des Feuers in den Streichern bis zum Ende, das in einen triumphalen Marsch führt.

Orchester und Dirigentin hatten sich der schwierigen Aufgabe zu stellen in diesem Werk neben all der lautmalerischen Arbeit auch eine deutliche Linie herauszuarbeiten und so auf einen dramaturgischen Höhepunkt hinzuarbeiten. Die Krux an der Sache ist, dass dieses Stück das von sich aus nicht so ganz anbietet. Aber: Lyniv hat es bewerkstelligt und das Orchester zum Strahlen gebracht. Mit ihrem Dirigat gibt sie klare Strukturen vor, deutliche Handzeichen und sie ist zu jeder Sekunde direkt an der Musik dran, lässt ihr Orchester nicht aus den Augen.

Der Geiger Sokolof

Der Geiger Valeriy Sokolov beim Einstandskonzert für Oksana Lyniv

Der ukrainische Stargeiger Valeriy Sokolov wurde eingeladen um das virtuose Violinkonzert Nr. 2 von Béla Bartók zu präsentieren. Und dafür ist der 32-Jährige eine ausgezeichnete Wahl, hat er doch dieses Werk mit dem Tonhalle Orchester Zürich unter der Leitung von David Zinman im Jahre 2010 aufgenommen und ist damit schon auf allen großen Bühnen der Welt gestanden. Das Stück verlangt sowohl vom Solisten als auch von Orchester, Dirigentin sowie vom Publikum höchste Konzentration und Hingabe ab: Man befindet sich in Bartóks eigentümlich-charakteristischer Klangwelt – das Stück hält sich zwar am klassischen Schema Allegro, Andante, Rondo-Allegro, allerdings gemäß des Komponisten selbst liegt dem Werk „eine Art Zwölfton-Thema, doch mit entschiedener Tonalitätsbezogenheit“ zu Grunde.

 Die Dirigentin muss sich durch einen dichten Dschungel von polyphonen Satz und kontrapunktischen Verwobenheiten, häufigen Taktwechseln kämpfen und Orchester sowie Solisten mit dem Taktstock als Machete einen Weg hindurch bahnen.  Da Lyniv zu jeder Zeit in den Händen deutlich bleibt, stets sicher weiß, wo im Stück man sich befindet und es schafft, dass jeder Musiker im Orchester tatsächlich ihre Leitung mit Blicken sucht, ist hier kein Chaos entstanden, sondern eine durchwegs gute Aufführung des Konzerts. Sokolov hat seinerseits ebenso begeistert: Technisch außerordentlich sauber und man konnte erkennen, dass gemeinsam musiziert wird. Schön war auch, dass Lyniv ihm bei den solistischen Passagen Raum gegeben hat und so seine Interpretation voll zugelassen und unterstützt hat.

Nach der Pause gab es dann noch die Symponie Nr. 2 in C-Dur von Robert Schumann, dies war dann das Stück bei dem Lyniv zeigen konnte, dass sie nicht nur eine technisch gebildete, sondern auch eine leidenschaftliche Dirigentin ist. Die Symphonie war im Programm sicherlich das am leichtesten zugängliche Werk des Abends. Vor allem im dritten Satz Adagio schwappte der Zauber vollends auf das Publikum über. Das Thema dieses Satzes lehnt sich an ein Motiv aus J.S. Bachs Musikalisches Opfer an und dieses wird mit schwebendem Gesang in Violinen und einer ungewöhnlich zarten orchestralen Begleitung unterstrichen; die Schwermut, die Sehnsucht ist imminent.

Eben bei diesem Satz legt Lyniv den Taktstock zu Seite und lässt sich und das Orchester von der Musik leiten, von der Musik mitreißen. Sie bleibt aber dennoch klar und deutlich in dem was sie anzeigen will. Man spürte ihre Leidenschaft und Hingabe zu dem Werk im Publikum, welches gebannt in andächtiger Ruhe auf den Sitzen saß.

 Am nicht enden wollenden Applaus samt lauter Bravorufe ist es klar: Oksana Lyniv ist in Graz angekommen, hat ihre Feuerprobe bestanden. Und das mit einem gewagten Programm für einen Einstand, mit ein paar Gassenhauern hätte sie es sich schon leichter machen können.

 Anschließend fand das jährliche Opernclubbing auf der Bühne und in der Montagehalle der Oper statt. Auch diese Veranstaltung ist zu empfehlen: Pumpende Bässe, Top Djsc wie Jack Coleman und Afishal mit seiner Visual-DJ-Show, Liveauftritte der Violinistin Marina Belinska und des Saxofonisten Saintro P Sax Up, eine bezaubernde Lichtregie und ausgezeichnetes Gin-Tonic machten die Clubbingnacht zu einer außergewöhnlich aufregenden und gut besuchten Party in einem Rahmen, der nicht alltäglich ist. Der Blick von der Bühne aus in einen leeren Zuschauerraum, der in bunten Farben erleuchtet ist, ist einfach unbezahlbar!

Konstanze Kaas
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Fotos von Werner Kmetitsch/Oper Graz

 

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