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GRAZ OPER Murinsel DAS TELEFON Gian Carlo Menotti

18.06.2017 | KRITIKEN, Oper
Modernes Smartphonefeeling auf der Murinsel im Operngewand der klassischen Moderne Foro: Copyright

Modernes Smartphonefeeling auf der Murinsel im Operngewand der klassischen Moderne des Gian Carlo Menotti   Foto: Copyright Nicola Milatovic

OPER GRAZ Murinsel
DAS TELEPHON von Gian-Carlo Menotti
Premiere 17.06.2017

 

Die eben erst im Frühjahr renovierte Murinsel mit ihrer runderneuerten Konzeption inklusive frischer Belebung wurde als Schauplatz der letzten Premiere der Saison 2016/17 an der Oper Graz gewählt. Das Telephon, komponiert von Gian-Carlo Menotti im Jahre 1947, wird noch bis 24.06. auf der Insel aus Glas und Stahl inmitten der Grazer Innenstadt als Bindeglied zwischen Altstadt, Schlossberg und Uhrturm und dem hippen Lendviertel rund um Mariahilferstraße mit Kunsthaus-Alien und unzähligen Cafés, wo man ausschließlich aus Gurkengläser sein geliebtes Heißgetränk mit Mandelmilch und Chiasamen schlürfen darf, aufgeführt.

Etwa 150 Zuschauer finden in der Arena der Murinsel Platz. An einem lauen Sommerabend ist das dort der perfekte Platz nahe am kühlenden Wasser der tosenden Mur, ansonsten sollte man auf eine etwas wärmere Jacke samt Schal nicht vergessen. Und ganz wichtig: Smartphone mitbringen und der Aufforderung des Programmheftes folgen: „Gönnen Sie sich den Luxus, erreichbar zu sein.“, was der üblichen Ansage der Oper Graz vor Stückbeginn nachempfunden ist. Unter den Hashtags #opergrazdastelephon #opergrazringring #callme sowie #ijustcalltosay wird man aufgefordert, seine Fotos und Kommentare auf Twitter zu posten, wobei man dann alle unter diesen Hashtags getwitterten Beiträge auf einem der zwei übergroßen Smartphonescreens in Echtzeit mitverfolgen kann.

Die Handlung des Stückes – ganz simpel: Ben versucht Lucy einen Heiratsantrag zu machen, das wichtige Gespräch ist aber andauernd von Anrufen gestört – wird elegant von Christian Thausing in die heutige Zeit versetzt, haben sich doch die Probleme rund um die ständige Erreichbarkeit heutzutage nur noch verstärkt.

Besonders gelungen ist die Darstellung der diversen Tätigkeiten, denen man auf seinem Handy nachgeht: Auf einem der erwähnten Screens wird ein hektisches Herumscrollen und wechseln zwischen Apps dargestellt, ebenso, wie man es von seinem eigenen Verhalten kennt: Da wird Instagram für einige Sekunden geöffnet, dann ist man kurz auf Facebook, danach weiter zu Snapchat zu hasten um seine Follower mit Snaps zu versorgen und dann noch ein kurzer Check auf Google Maps, wo denn der vereinbarte Treffpunkt sein soll…

Foto

Lalit Worathepnitinan und David McShane  Foto Nicola Milatovic

Musikalisch ist die Kurzoper ein süßes, kleines Zuckerl mit wenig Tiefgang, aber die beiden Darsteller Lalit Worathepnitinan und David McShane verleihen ihren Rollen jeweils einen derartigen Charme und eine Lebensfreude, dass es einfach nur reine Freude ist zuzusehen und mitzufiebern, ob Ben es denn endlich schafft eine ruhige Minute ohne Unterbrechungen für sein Anliegen zu finden.

Beide haben sichtlich Spaß miteinander zu spielen und zu kokettieren, das färbt natürlich zu 100% aufs Publikum ab. Am Klavier unterstützte Tatiana Maksimova, die auch für die musikalische Leitung verantwortlich war, das lebhafte Duo tatkräftig.  

An dieser Stelle muss man der Tontechnik ein großes Lob aussprechen: Beide Sänger mussten verstärkt singen und man setzte ein elektrisches Klavier ein. Auf der Murinsel herrschen akustisch nicht die einfachsten Bedingungen: keinerlei Raum, der verstärkt und natürlich ein wasserreicher Fluss mit Stromschnellen. Aber all diese Probleme wurden gut gelöst, der Klang war ausgezeichnet.

Konstanze Kaas
OnlineMerker

 

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