Grazer Oper: „Großherzogin von Gerolstein“ – Wieder eine satirische Bearbeitung
Foto: OperGraz/Werner Kmetitsch
Die von Offenbach als satirische Anspielung auf das 2. Französische Kaiserreich komponierte Opera- bouffe wurde in Graz einer textlichen, wie auch handlungstechnischen Bearbeitung unterzogen.
Peter Lund hat die Handlung stark gestrafft und die Texte bearbeitete zudem eine nicht störende Rahmenhandlung geschaffen. Die Handlung wurde eingebettet in einen Rahmen, in der er Offenbach (Daniel Doujenies) , Librettist Meilhac (Markus Butter) und Hortense Schneider samt Dramaturgen in den Proben und während der Aufführung oftmals in Schwierigkeiten zeigt. Lund gelingt es immer wieder durch Verfremdungen und witzige Einfälle die Handlung anzureichern – etwa Champagner Flaschen am Fallschirm auf das zu feindliche Heer oder das Mördertrio puppenspielend vor dem Komplott. Zeitweise unterbricht es aber den Fluss und dehnt das Stück unnötig. Die optisch augenfälligen Kostüme – schon für sich selbst eine Satire über Armee und Personen – unterstreichen diese Intention deutlich (Daria Kornysheva). Das Bühnenbild (Ulrike Reinhard) zeigt sich sehr praktikabel und unterstützt durch einfache Mittel die Deutung (Säulen und Rampen), allerdings nimmt man bei den Sängern, einen deutlichen Unterschied der Lautstärke wahr, wenn Sie hinter diesem agieren.
Die Handlung selbst wird durch die neue Handlung immer wieder unterbrochen und verfremdet, die Großherzogin hat keinerlei Lust, den ihr, aufgrund der leeren Staatskassen zugedachten Prinzen Paul zu heiraten und umgibt sich lieber mit ihren Soldaten, insbesondere Soldat FRRitz hat es ihr angetan. Befördert zum Offizier und Befehlshaber kehrt dieser sogar, gegen den Willen des Hofstaates siegreich vom Krieg zurück. Gewonnen hat er nicht durch Kraft, sondern durch List, in dem er den Feind betrunken machte. Trotz aller Avance der Großherzogin, hat er aber noch immer nur für seine Wanda Augen, was ihn in der Gunst der Großherzogin zum Verhängnis wird. Vereint mit General Bumm, Minister Puck und den bis dato geschmähten Paul versucht sie sich des widerspenstigen Fritz zu entledigen.
Hier verfremdet nun Lund die Handlung und findet zu einem neuen Ende. Der übertölpelte Feind schlägt zurück, die Armee Geroldsteins aufgerieben und Fritz verstoßen. Ein zweimaliges – nicht vollends gelungenes – Finale – einmal Offenbach am Klavier und anschließend das Ensemble verabschiedet die Besucher.
Musikalisch gelingt es Marius Burkert mit der kleinen Gruppe Grazer Philharmoniker den Esprit und Schwung des Werkes sehr begeisternd wiederzugeben. Anna Bull singt sehr höhensicher und spielt die männermordende Großherzogin sehr witzig. Als Hortense agiert sie sehr divenhaft, allerdings nicht immer textverständlich. Die Buffo Tenor „FRRitz“ wird von Alexander Kaimbacher wunderbar gesungen. Er stellt einen Naivling sehr berührend, ohne ihn lächerlich zu machen dar. Sieglinde Feldhofer liefert wieder eine vollkommen überzeugende Leistung als Wanda ab.
Das Herren Trio Martin Fournier (Prinz Paul), Wilfred Zelinka (General Bumm) und Ivan Orescanin (Minister Puck) agiert sympathisch witzig und singt auf gewohnt gutem Niveau. Komplementiert durch eine gute Leistung des Chores der Grazer Oper (Bernhard Schneider).
Insgesamt ein gelungener Abend, auch wenn die Satire auf Militarismus und Provinzialismus am Ende zu gewollt ausfällt. Kurzer aber kräftiger Applaus, bei der Premiere auch Bravo Rufe.
Rudolf Smolej