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GOTHA/ Schloss Friedenstein: 18. BAROCKFEST. Wie im Traum und doch so gegenwärtig

27.07.2018 | Allgemein, Themen Kultur

Wie im Traum und doch so gegenwärtig/ 18. Barockfest auf Schloss Friedenstein Gotha (25. und 26.8.2018


Copyright: Thomas Janda

 Wenn man vor einer prachtvollen Kirche oder einem prunkvollen Schloss steht, ist das wahrscheinlich eine Barockkirche oder ein Barockschloss. Mit allen Verzierungen kann dieser Stil auch ziemlich überladen wirken, doch Schloss Friedenstein in Gotha steht stilgeschichtlich noch am Beginn der Barock-Zeit. Außerdem war der Bauherr „Ernst der Fromme“ ein bescheidener Protestant und wollte dies auch zeigen. Die ersten Arbeiten für das Schloss haben 1640 begonnen. Das geschah also noch mitten im Dreißigjährigen Krieg. Die damals neue Residenz sollte auch ein Ort und Hort des Friedens werden, darum wählte „Ernst der Fromme“ den Namen „Friedenstein“.

Das hinderte ihn natürlich nicht einige Kleinodien aus der Münchner Schatzkammer mitzunehmen, als man mit den protestantischen Truppen die Residenz des damaligen Bayern-Herzogs geplündert hat. Das ist jetzt Schnee von gestern und über 400 Jahre her, denn in diesem Jahr begehen wir den Beginn und die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Seitdem hat das Gothaer Schloss eine große Blütezeit und eine wechselvolle Geschichte erlebt. Während einer Schlossführung, die auch im Preis enthalten war, konnten die Besucher auch einige Münchner Stücke sehen.

Diese große Blütezeit haben die Besucher des 18. Barockfestes auf Schloss Friedenstein in Gotha gleich an drei Tagen miterleben können. Jeder Veranstaltungstag lud sozusagen zu einem Tag am Hof ein. Es begann mit einem Rundgang des Fürsten durch den Innenhof und seiner huldvollen Erkundigung bei den Handwerker- und Kulinaria-Ständen. Zu sehen waren Herzog Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1732-1772) und seine Gemahlin Luise Dorothee.

Natürlich gab es Bratwurst, aber auch viele andere Spezereien, die den Gaumen kitzelten. Denn man ist ja sinnenfroh und den Genüssen des Lebens nicht abhold.


Copyright: Thomas Janda

Gemeinsam mit dem residierenden Fürsten und seinem Hofgefolge kann der Besucher eintauchen in die barocke Welt von Gothas Schloss Friedenstein. Geboten haben die Ausrichter des Festes viel: Tanz zu Zeiten Herzog Friedrichs III., Die Abenteuer des Baron Münchhausen – nacherzählt und mit Musik von Telemann, Barockmusik aus Irland, Ball- und Bühnentänze des 18. Jahrhunderts und vieles mehr. Selbstverständlich hat auch das Herzogspaar ausgewählte Gäste zur privaten Audienz empfangen. „Oh, irdisches Glück, wem dies geschieht!“, natürlich immer mit ein bisschen historischem Augenzwinkern.

Auch das Ekhof-Theater hatte seine Türen geöffnet. Es ist eines der ältesten Barocktheater mit einer funktionstüchtigen Bühnenmaschinerie aus dem 17. Jahrhundert, die bis heute manuell bedient werden kann. Das barocke Theater befindet sich im Westturm von Schloss Friedenstein. Hier haben viele Musiker und Schauspieler „Ergötzliches“ präsentiert und die Zuschauer sind eingetaucht in diese ferne und doch irgendwie auch nahe Zeit. Nah ist uns diese Zeit wohl, weil sie so viel grundsätzlich Menschliches bietet. Musikalisch vermittelte das Rosentaler Barock Ensemble einen Blick in die Klangwelt Luigi Boccherinis und seiner lasziven Sonate. Mit Cembalo und einer nachgebauten venezianischen Geige präsentierte Chris Berensen aus Australien zunächst das italienische Cembalo (Nachbau) und sein Kollege Violinist Leopold Nicolaus seine mit Darmseiten bespannte Geige. Im eigentlichen Konzert fühlte man sich ganz zurückversetzt in die barocke Klangwelt. Der Theaterraum umhüllte den Besucher nicht nur mit der Atmosphäre sondern auch mit den Klängen des Barock. Diese musikalische Zeitreise wäre noch vollkommener gewesen, wenn sich die beiden Akteure in barockes Gewand gehüllt hätten. An so einem Ort ist diese Angemessenheit unausweichlich. Nicht alle Violine-Töne haben sich perfekt angehört, aber es ist ja auch nur die Begleitung zum Cembalo gewesen. So war das eben früher. Die heutigen Zuschauer hatten viel Freude daran und applaudierten nach jedem einzelnen Satz. Das gemischte Publikum bestand übrigens aus Barock-Gekleideten und Normalos.


Copyright: Thomas Janda

Wer zwischendurch auch einmal in eine andere Kleiderwelt schlüpfen wollte, für den standen Kostüme a la Mode des 18. Jahrhunderts bereit, nebst einer idyllischen Kulisse und einem Hof-Photographen. Diese Bilder barocker Pracht werden dann in Zukunft so manche moderne Schrankwand zieren und daran erinnern, dass auch im kommenden Jahr die barocke Welt in Gotha auf Schloss Friedenstein wieder lebendig werden wird, dann mit dem 19. Barockfest.

Herzog Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg und seine Gemahlin Luise Dorothee freuen sich schon jetzt auf ihr Erscheinen. Sie können das Schloss auch wieder mit Kutsche bereisen und das zu erschwinglichen Preisen. Auch „Schäferstündchen“ in der barocken Orangerie sind möglich und allerlei mehr. Wohlan, dies Schmausen und Feiern sollte man sich nie entgehen lassen!

 Larissa Gawritschenko und Thomas Janda

 

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