Gespräch mit Kultus-Minister Boil Banov von Bulgarien in Sofia am 30. November 2020
Ende November hatte an der Sofia Oper und Ballett die „Elektra“ von Richard Strauss in der Inszenierung von Plamen Kartaloff, dem Generaldirektors des Hauses, Premiere. Die musikalische Leitung lag in Händen des US-amerikanischen Dirigenten Evan-Alexis Christ. Diese Premiere war zugleich die bulgarische Erstaufführung des Werkes, 111 Jahre nach der Uraufführung in Dresden. Die Premiere fand am 26. November unter strengen Corona-Hygieneauflagen der Regierung statt. So wurde der größte Teil des Orchesters auf einer Platte über dem Parkett und das schwere Blech sowie das Schlagwerk in dem leicht erhöhten Orchestergraben platziert. Des Publikum saß somit auf dem Balkon sowie im Ersten und Zweiten Rang, mit entsprechenden phantasievoll gekennzeichneten Abständen.
Kurz vor der 1. Reprise am 29. November entschied die Regierung von Bulgarien, wegen der stark steigenden Corona-Inzidenzen in einen Lockdown zu gehen. Gleichwohl entschied der Kultusminister Boil Banov, der selbst aus dem Theatermilieu stammt und dessen Vater ein bekannter Theaterschauspieler ist, weiterhin die Theater und damit auch die Opernhäuser zu 30 Prozent offen zu lassen. So wurden 30 Prozent der nach Abzug des Parketts verfügbaren Sitzplätze von etwa 650 zum Verkauf aufgelegt. Es saßen also etwa 200 Besucher in jeder der beiden ausverkauften Vorstellungen.
Die Entscheidung des bulgarischen Kultus-Ministers, die Theater unter gleichwohl strengen Hygieneauflagen partiell für das Publikum zugänglich zu lassen, ist ein interessanter Schritt. Man wird ihn darum in der Theater- und Opernwelt Westeuropas angesichts der dort vorherrschenden Praxis einer weitgehenden Schließung der Häuser im Lockdown beneiden. Um die näheren Umstände und die Gründe für diese Entscheidung zu erfahren und zu besprechen, führte ich durch Vermittlung von Plamen Kartaloff mit Minister Banov am 30. November in seinem Ministerium in Sofia das folgende Gespräch.
Klaus Billand
THEATERSCHLIESSUNGEN (wegen Covid) . Ein Beitrag aus Bulgarien
Klaus Billand hofft, dass diese Politik Bulgariens auch bei uns im Westen diskutiert wird. Denn sie ist sicher eine gute Alternative, den Theater- und Opernsektor am Leben zu erhalten.
Klaus Billand
Kultus-Minister Boil Banov und. K Billand
Gespräch mit Kultus-Minister Boil Banov von Bulgarien in Sofia am 30. November 2020 – Klaus Billand