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GERA: HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN

27.12.2018 | KRITIKEN, Oper

Gera:
Hoffmanns Erzählungen
26.12. 2018

Es ist die goldene Muse auf dem dach des Theaters Gera, die plötzlich in einem Video abhebt und in den Niederungen der Bühne landet, die Muse und Stella, die sich dann zu Niklaus, Hoffmanns Begleiter bei seinen Liebesabenteuern, verwandelt. In der Inszenierung Kay Kunzes ist ein Bettler (Timo Rößner) hinzuerfunden, der vorn am Bühnenrand kauert, von Wirt Luther aus dem Rathauskeller verbannt, der sich aber immer wieder einmischt und das Dienercouplet bei Antonia lautstark zum besten gibt. Er könnte auch ein 2.Ego von Hoffmann sein. Niklaus hat hier die Aufgabe, die gespielten Abenteuer am Rand aufzuzeichnen, dabei mit seiner Feder kratzend. Im Olympia Akt sind Spalanzani und der Chor ganz dämonisch skurril gezeichnet,die Olympia selbst kommt aber im roten Samtkleid eher konventionell herüber. Im Antonia Akt ist die Einheitsbühne, die wie eine frühindustrielle Fabrikhalle oder Gewächshaus anmutet, etwas variiert mit großem Baßkasten als Auftrittsmöglichkeit an der Seite, mit einer Schaukel für Antonia, die an stilisierten Geigensaiten mit Steg hängt und einem Flügel, in den man zu ihrer Mutter hinabsteigen kann. Im Giulietta Akt mutiert der Baßkasten zu einer Gondel, auf der Nathanael Hoffmann rudert, Kulisse ganz hinten die Seufzerbrücke. Der Chor hier alle in Tutus, Giuletta dagegen in schwarzem Punkeroutfit und kurzer Blondfrisur. Obwohl Hoffmann wegen Totschlags von zwei Carabinieri gestellt wird, kann er mit Hilfe der Muse nach Deutschland entfliehen. Insgesamt eine etwas ominöse Inszenierung, die aber fürs Auge Einiges zu bieten hat. Die Ausstattung besorgte Duncan Hayler. Auch hier ist der Chor gut aufgelegt und spielfreudig (Gerald Krammer). Die Philharmoniker spielen hingebungsvoll unter der abgeklärten Leitung von Thomas Wicklein.

Den Hoffmann singt Hugo Mallet mit etwas engem aber höhensicherem Tenor. Die Bösewichter-Rollen werden von Alejandro Larraga Schleske eher diskret und nie derbstimmig angelegt. Olympia ist Miriam Zubieta mit anmutigem Sopran, mit der sie auch die Koloraturen leicht bewältigt. Antonia gestaltet Anne Preuß in blauem Kleid und stimmlich aufleuchtendem Sopran, die Giulietta Rebekka Reister mit bravourös eingesetztem Mezzo auch in der dem intrikaten Duett mit Hoffmann. Die Stimme der Mutter ist angenehm spannungsvoll aussingend Undine Dreißig. In den weiteren Nebenrollen treten Ulrich Burdack, Florian Neubauer, Rastislav Lalinski, Andreas Veit, Janos Ocsovai und Madeline Hartig auf.

Friedeon Rosén

 

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