Georges Desrues:
ISTRIEN UND RIJEKA FÜR FORTGESCHRITTENE
192 Seiten, Styria Verlag. 2023
Wer Istrien kennt, wird es lieben und immer wiederkehren, auch weil es stets Neues zu entdecken gibt. In den Herzen mancher Österreicher ist das noch immer „unsere Adria“. Der französische Journalist Georges Desrues, der seit einigen Jahren in Triest lebt (und auch schon „Triest für Fortgeschrittene“ vorgelegt hat), hat sich in die unmittelbare Nachbarschaft begeben, auf jene Halbinsel Istrien, die vor Vergangenheit und Gegenwart nur so strotzt.
Der Schriftsteller Fulvio Tomizza, geboren in Istrien, als es italienisch war, nannte die Halbinsel zwischen Triest und Rijeka „Europa im Kleinen“, weil es dort friedliches Zusammenleben aller Nationalitäten gab – bevor sie in diese, nämlich „Nationalitäten“ auseinander brachen. Die Erinnerungen an die Habsburger-Monarchie, die sich noch überall finden, gemahnen also an eine in zumindest dieser Hinsicht bessere Zeit.
Georges Desrues „durchwandert“ nun Istrien nach verschiedenen Gesichtspunkten. Es gibt Schwerpunkte bei Orten – die Insel Brioni muss, trotz ein paar scheußlichen Neubauten der Tito-Zeit, immer noch den Österreichern besonders am Herzen liegen, hat doch dort die ganze Prominenz von einst (darunter Arthur Schnitzler) Ferien gemacht.
Man erlebt auch Pula (hier vermisst man ein großes, umfassendes Foto der großartigen Arena, nur ein paar Bögen am Anfang und Ende des Buches geben nichts von deren Macht wieder), oder Rijeka, zu Kaisers Zeiten noch Fiume (wo sich der Dichter Gabriele D’Annunzio in Kriegszeiten mächtig aufspielte). Seltsamerweise fehlt hier Opatja oder Abbazia, wie es einst hieß.
Aber es scheint fast, dass der Autor seinen Schwerpunkt vor allem auf edle Kulinarik richtet – man liest seine kenntnisreichen Betrachtungen zu Trüffeln und Olivenol, Fisch und Rohschinken, Wein und Bier – kurz, die Küche Istriens mit ihren Köstlichkeiten entfaltet sich
Mitsamt Adressen von Restaurants und Läden. Das Buch ist zwar nicht klein genug für einen Reiseführer, aber doch handlich genug für die Handtasche. Damit man die guten Tipps immer bei sich tragen kann. Nächstens in Istrien.
Renate Wagner