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Georg Markus: ALLES AUS NEUGIER

31.10.2019 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Georg Markus:
ALLES AUS NEUGIER
40 Geschichten aus 40 Jahren
320 Seiten, Amalthea Verlag, 2019

Auch 40 Jahre, 40 Bücher sind ein Jubiläum, das man feiern darf. 1979 hat Georg Markus sein erstes Buch veröffentlicht, und seither im Jahresrhythmus jeweils ein weiteres. Alles Erfolge, so dass er auf die oftmalige Frage seiner Leser, ob man dieses oder jenes Buch noch in der Buchhandlung bekäme, bedauernd nein sagen muss. Der Amalthea Verlag, dem er treu geblieben ist (und vice versa) legt nun ein vom Markus natürlich selbst zusammen gestelltes „Best of“ vor, wahrlich bunt gemischt zwischen Ernst und Heiter, gestern und fast heute.

Ein Mann, der wie er seine Neugierde an allem und jedem nie verloren hat und sein journalistisches Prestige immer wieder dafür einsetzen konnte, „Rätseln“ auf der Spur zu sein, darf sich natürlich seiner klassischen Erfolge rühmen, Er hat, wie er beweisen kann, die Heirat von Kaiser Franz Joseph mit Katharina Schratt entdeckt (samt Dokument), und er streut noch drüber, wie die Dame den armen Kaiser mit dem Grafen Wilczek, dem König von Bulgarien und dem Schauspieler Viktor Kutschera betrogen hat.
Er kann sich rühmen, die Geschichte vom „Raub“ der Leiche Mary Vetseras publik gemacht zu haben.
Und es ist nicht seine geringste Leistung, dass er den drohenden Verkauf der Johann-Strauß-Partitur des „Donauwalzers“ verhindern konnte (die der marode Wiener Männergesangs-Verein aus Geldnot veräußern wollte).
Dass sich die Sache mit dem angeblichen Sohn von Kronprinz Rudolf sich letztendlich doch nicht beweisen ließ, ist Künstlerpech – die Kapuziner werden die Gruft nicht für einen DNA Abgleich öffnen…
Ja, und dass Kronprinzessin Stephanie ihre Tochter Elisabeth, die Frau Petznek, so gehasst hat, dass sie sie enterbte – das konnte er auch nur erfahren, weil sein Ruf als Spezialist für Habsburgische Kuriosa in jedermanns Bewusstsein war und ist.

Wenn es erlaubt ist, auch auf Fehler hinzuweisen: In der an sich sehr einleuchtenden Geschichte über Maria Theresias Großfamilie wird die alte Behauptung aufgestellt, sie sei nie „Kaiserin“ gewesen. Jede Frau eines Kaisers (und ihr Mann war ein solcher) trug diesen Titel – wo wäre Kaiserin Elisabeth, wenn das Regieren die Voraussetzung für den Titel, der vom Gatten an die Gattin kam, gewesen wäre? Auch die Behauptung, der preußische Kronprinz – nachmals Friedrich der Große und Maria Theresias Leib- und Magenfeind – hätte sie „liebend gern genommen“, ist absolut unwahr, abgesehen davon, dass Friedrich überhaupt nie heiraten wollte, wäre Maria Theresia für ihn nie zur Diskussion gestanden.

Im übrigen wirbelt Markus seine Geschichten nicht chronologisch, sondern bunt durcheinander, fügt Anekdoten, Witze, Aphorismen ein, erzählt ebenso von der Tragödie des Mathematiker Kurt Gödel wie auffallend viel von tragischen Todesfällen (Arnold Schönberg, Hugo von Hofmannsthal) wie von Kuriositäten (eine doppelt verdächtige Giftmörderin als APA-Journalistin) oder absolut kuriosen Verwechslungen, die zwar nicht wichtig, aber amüsant sind (wie ein absolut unbekannter Franz Olah anstelle des Politikers einen Nachruf für Hans Weigel schrieb…).

Alle Jahre wieder gibt es den großformatigen „neuen“ Markus fürs Weihnachtsgeschäft, und selbst wenn die Leser wissen, auf Doubletten zu stoßen, so lesen ihn doch immer wieder gern.

Renate Wagner

 

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