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GENF/ Victoria Hall: VERDIS "MESSA DA REQUIEM"

GENF: Verdi Requiem in Genf, Victoria Hall, vom 13.3.2015

 „Messa da Requiem“ für Soli, Chor und Orchester in 7 Sätzen, Uraufführung am 22.5.1874 in Mailand

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SchlussapplausFoto: Marcel Paolino

Komponiert zum Gedenken an den Dichter Alessandro Manzoni und uraufgeführt am ersten Jahrestag seines Todes, greift das Requiem mit dem „Libera me“ auf einen Satz zurück, der bereits 1868 für die „Messa per Rossini“ entstanden war. Das ausdrücklich für den Konzertsaal geschriebene Werk ist Ausdruck einer tief religiösen Haltung, besitzt aber zugleich die dramatische Geschlossenheit und den musikalischen Rang der späten Meisteropern. Der Dirigent Hans von Bülow sprach von „Verdis neuester Oper im Kirchengewande“. (Harenberg Komponistenlexikon)

Bei Verdis Requiem stellt man sich deshalb immer wieder die Frage, haben wir es mit einer Oper zu tun oder einem religiöses Werk? Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte, wenn man ein religiöses Werk einem Opernkomponisten in Auftrag gibt. Man kann davon ausgehen, dass der Komponist nicht aus der Haut fahren kann und seine Neigung zur Dramatik nicht verstecken wird, nein, sondern gar besonders stark hinein interpretiert. Deshalb gibt es Momente in Verdis Requiem, da hat man das Gefühl die Trauer finde kein Ende mehr und dann wiederum, hat es Elemente der Wut und des Unverständnisses in der Musik, verbunden mit Lautstärke, sodass man regelrecht spürt wie der Tod verflucht und verbannt wird um das Geschehene ungeschehen zu machen.

Dieses Requiem ist auch ein monumentales Chorwerk. Mit dem Chor des Grand Théâtre de Genève unter der meisterhaften Leitung von Alan Woodbridge wurde die italienische Romantik dem Genfer Publikum näher gebracht. Das Orchestre de la Suisse Romande begleitete Chor und Solisten unter der eindrücklichen Leitung von Edo de Waart hervorragend liniengenau.

Das stringente und konsequente Dirigat des Maestros wird in vielen Passagen deutlich, zieht sich, genau genommen, durch das ganze Werk. Da verwundert es nicht, dass sich auch seine vier Gesangssolisten diesem temperamentvollen Stil anpassen. Svetlana Ignatovich, welche für die erkrankte Csilla Boross eingesprungen ist, verfügt über einen herrlich leuchtenden Sopran. Leider verfügt sie noch nicht über das nötige innere Feuer um Individualität und Engagement zu zeigen, besonders im abschliessendem „Libera me“ hätte man mehr Attacken und Leidenschaft erwartet. Ihr Duett mit der ausdrucksstarken Violetta Urmana, obwohl sie indisponiert gemeldet war und zwischendurch mit kleineren Hustenanfällen zu kämpfen hatte, wurde das herrliche „recordare“ innig und aussagekräftig interpretiert. Der Tenor Riccardo Massi zeigte genügend Glanz um das wunderschöne Arioso „ingemisco tamquam reus“ zaubervoll herüberzubringen. Der Bass des Roberto Scandiuzzi war profund genug, dem zur Schreckensvision des „dies irae“ überleitenden Arioso genügend Schwung zu verleihen.

Das begeisterte Publikum feierte die Musiker und die Solisten mit lautstarkem Beifall.

Marcel Paolino

 

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