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GENF: NABUCCO. Neuinszenierung

03.03.2014 | KRITIKEN, Oper

Nabucco am Opernhaus Genf am 2. März 2014

Unbenannt
Csilla Boross, Roberto Scamdiuzzi, Ahlima Mhamdi. Foto: Ariana Arlotti/ Théâtre Geneve

 Genf zeigt einen recht starren Nabucco mit statischen Bildern und eindimensionalen Figuren. Dieser Aufführung fehlt es an Resonanz und Spannung, eine mehr als nur langweilige und einfallslose Darbietung. Roland Aeschlimann ist bei dieser Aufführung wirklich nichts in den Sinn gekommen, ihm fehlte es an Inspiration und Ideenreichtum. Das Dekor von Andrea K. Schlehwein entspricht einer Banalität sondergleichen. Man kann sagen, dass wenn einem nichts mehr in den Sinn kommt dann baut man eine grosse Treppe, stellt die Darsteller und Statisten reihenweise auf und lässt sie gewähren. Die Solisten, von der Regie verlassen, singen vorne an der Rampe.

 Die Bühne mit ihrer monumentalen Treppe hätte immerhin für eindrucksvolle Auftritte und Chorszenen Raum bieten können. Aber auch davon gibt es wenige, zu wenige für diese Oper, herumstehen und gepflegte Langweile dominiert die Bühne. Und was an Bühnenaufbauten sonst noch herumsteht, wirkt eher belanglos. Ein Stein dominiert das Bühnenbild und vor der Treppe eine Rampe auf dem die Darsteller Rampensingen demonstrieren.

 „Il fantasma“ ist wohl die einzige einigermassen brauchbare und einfallsreiche Idee der Inszenierung. Ein schwarzer Engel begleitet Nabucco, man könnte sagen beschattet ihn, nimmt und gibt ihm den Verstand.

 Lucio Gallo trumpft mit kleiner Stimme als Nabucco in Ledermontur, sein Auftritt im fahrenden Jeep wirkt abgelutscht, ein déjà-vu, er haushaltet geschickt mit der Stimmkraft seines etwas zu eindimensionalen Bassbaritons. Roberto Scandiuzzi agiert als schwarzgewandeter Zaccaria, sein melodiös geführter, baritonal gefärbter und vibrato reicher Bass verfügt aber nicht über die erforderliche Härte.

Einen kraftvollen und strahlenden Tenor schenkt Leonardo Capalbo der Partie des Ismaele, der, verliebt in die Feindestochter Fenena, fatal zwischen die Fronten gerät. Fenena Ahlima Mhamdi wiederum versprüht eine anmutigen Wohlklang mit einem schön geführten Sopran.

Csilla Boross ist in der Rolle der bösen Stiefschwester Fenenas der bejubelte Star des Nachmittags. Mit schön geführtem, farbenreichem und einer furiosen Bühnenpräsenz nimmt sie das Publikum für sich ein.

Der Dirigent John Fiore sorgt für einen kraftvoll gespannten und gleichzeitig differenziert phrasierten Verdi-Ton und er spielt auch das Lärmende dieser von Märschen und schnarrenden Trommeln dominierten Musik aus, ohne dabei an innerer Spannung zu verlieren. All das verpufft jedoch, weil die Bilder dazu fehlen. Auf der Bühne erscheint bei harmlos wirkenden Kriegerfiguren und geschmeidigen Schergen der Macht viel zu wenig von der Gewalttätigkeit dieser Musik, es entwickelt sich aber auch kein nachvollziehbarer Kontrapunkt dazu. Auch die Sänger bleiben damit auf sich selbst gestellt, nur selten entwickelt sich eine zwingende zeichenhafte Beziehung zum Bühnenraum oder zur Gruppe, die dem Einzelnen gegenübertritt, ihn aufnimmt oder ausstösst.

 Marcel Paolino

 

 

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