Markus Weinius (Siegfried) und die Rheintöchter Woglinde Polina Pastirchak, Wellgunde Carine Séchaye und Flosshilde Ahlima Mhamdi. Foto: Grand Théâtre de Genève /Carole Parodi
Götterdämmerung im Grand Théâtre de Genève vom 17.03.2019
Im Ring der Nibelungen erzählt Richard Wagner seine eigene Geschichte, indem er Handlungselemente und Personen der germanischen Liedersammlung Edda und dem Nibelungenlied verwendet und sein eigenes Abenteuer entwickelt. Er erfand eine Welt von einem Herrscher, der an seinem Machtbegehren zu Grunde geht, Kampf zwischen Mächtigen, welche die Welt knechten wollen und Sehnsüchtigen, die Liebe und Freiheit verwirklichen möchten. Am Ende bleibt alles unentschieden, weil die Mächtigen Fallen und die Liebe und Freiheit verloren geht.
Atemberaubende Regie in harmonischen, in sich geschlossenen Bildern
Als sich beim Rheingold der Vorhang erhob war die Bühne leer und als der Vorhang in der Götterdämmerung fiel, war die Bühne erneut leer. Die Geschichte hat sich somit in sich selber geschlossen. Aus dem Nichts ist diese Traumwelt entstanden und im Nichts ist sie vergangen.
Jürgen Rose und Dieter Dorn haben mit ihrem grossen Theaterkönnen ein Meisterwerk vollbracht, schlüssig, in sich geschlossen bis zum letzten Ton ist diese Inszenierung und das Bühnenbild.
Brünnhilde nimmt Grane in die Arme, liebkost ihn ein letztes Mal und wirft sich ins Feuer, hin zu ihrem geliebten Siegfried, der Held, der durch die Machtgelüste Hagens getötet wurde. Hagen, der am Schluss doch nicht im Besitz des so sehr begehrten Goldes wurde, fällt selbst zum Opfer und das glänzende Metall geht zurück an die Rheintöchter. Selten hat man soviel Harmonie verspürt, selten hat sich die Musik leichter angehört und selten waren die Stimmen schöner als in dieser Ringaufführung. Hier wurde tolles vollbracht. Dem Regieteam, den Musikern, dem Dirigenten, den Sängerinnen und Sänger, den mythischen nordischen Göttern und Richard Wagner sie gedankt!
Eine Traumbesetzung das sich sehen lässt
Petra Lang (Brünnhilde) und Markus Weinius (Siegfried, aufbebahrt). Foto: Grand Théâtre de Genève /Carole Parodi
Siegfried wird wieder von Markus Weinius dargestellt, hervorragend und unermüdlich bis zum Schluss. Die glanzvolle Petra Lang die alle drei Brünnhilde in diesem Genfer Ring Zyklus gesungen hat gebührt alle Ehre und grossen Respekt. Sie besitzt eine kraftvolle, betörend sichere Stimme und meistert die enorm schwierige Partie mühelos. Eine Luxusbesetzung ist Agneta Eichenholz als Gutrune. Mark Stone als Gunther, Tom Fox als Alberich und Jeremy Milner als finsterer Hagen sind exzellent. Sehr fein auch Michelle Breedt als Waltraute. Die Nornen, erste Norne Wiebke Lehmkuhl, zweite Norne Roswitha Christine Müller, dritte Norne Karen Foster und die Rheintöchter Woglinde Polina Pastirchak, Wellgunde Carine Séchaye und Flosshilde Ahlima Mhamdi fügen sich hier mitsamt dem bestens aufgelegten Chor in einen musikalisch grossen Abend.
Das Orchestre de la Suisse Romande unter der fabelhaften Leitung von Georg Fritzsch präsentiert sich im ersten Aufzug sehr konsequent. Die Blechbläser sind gross, die Tuba pulsieren den ganzen Abend in schönster Pracht und die Kontrabässe harmonieren glanzvoll.
Im zweiten Akt ist das Orchester immer noch in bester Form. Das Blech und die Hörner spielen sauber, auch im dritten Aufzug. In diesem finalen Aufzug erklingen die über den Abend begeisternden Kontrabässe hervorragend präzise. Insgesamt ist die Leistung des Orchesters unter ihrem Maestro sehr stark, ein riesiger Glücksfall für Genf.
Bis zum überwältigenden Schluss ist das Orchester präzise, kraftvoll und enorm präsent. Die subtile und sublime Genauigkeit in der Musik ist mehr als nur berührend. Die Streicher sind hervorragend. So schön kann ein Ende sein!