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GENF: GÖTTERDÄMMERUNG. Premiere des Ring-Finales

24.04.2014 | KRITIKEN, Oper

Götterdämmerung, Opera de Genève, 23.4.2014, Premiere

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Jeremy Milner (Hagen), John Daszak (Siegfried) und Johannes Martin Kränzle (Gunther). Foto: Carole Parodi/Grand Théâtre

Jürgen Rose der bei diesem letzten Teil des Rings seinem Konzept treu geblieben ist, stellt ein sehr gelungenes als auch einfaches, reduziertes Felsengebilde auf die Bühne, das aus grauen dreieckigen Elementen besteht und zahlreichen darauf positionierten pfahlartigen Platten besteht. Eine intime Hauptspielfläche, die gut begehbar und somit sängerfreundlich ist und durch seine schlichte Ästhetik überzeugt.

Dieter Dorn will in diesem schlichten Rahmen die grosse Geschichte der Götterdämmerung mit simplen theatralischen Mitteln erzählen. Es ist einfach hervorragend wie die Regie mit einfachen Mitteln die Szene bebildert. Das Pferd der Brünnhilde wird von einem kleinen Miniaturpferd dargestellt, den die Theatermacher an Stäben hineintragen. Diese Technik der Bebilderung kennt man aus der barocken Oper wo Bühnenarbeiter in schwarz gekleidet die Holzpferde schieben und die Opernstars herumfahren, nur, dass in diesem Fall das Ross klein und handlich ist und als Schmuseobjekt der Brünnhilde dient. Kammeropermässig wird eine neue kleine Bühne hervorgezaubert in der Waltraute (Michelle Breedt), im hellen Licht des neuen Bühnenraumes, den Streit mit Brünnhilde neu entfacht.

Kurz vor dem Ende seiner überwiegend auf linientreue bauende Inszenierung nimmt sich der Regisseur Dieter Dorn noch mehr zurück. Als Brünnhilde für ihren letzten Auftritt auf die Bühne kommt, ist sie alleine. Die anderen Mitwirkenden verschwinden und sie wendet sich mit ihrem Schlussgesang direkt an das Publikum. Wenn man der Regie etwas anlasten will, dann ist es dies, nämlich das allgemeine Rampensingen. Es findet sehr viel am Bühnenrand zum Orchester statt. Nachdem die hervorragende Petra Lang die grosse dramatische Szene der Brünnhilde, die sie mühelos meistert und mit einer immensen Gesangstechnik bereichert, steigert sie sich noch im Schlussgesang, bei dem ihre Stimme noch dramatischer wird und nie angestrengt klingt und sich steigert ins schiere Überdimensionale. Bei John Daszak der den Siegfried kraftvoll singt, ist bis zum Schluss ein professioneller Sänger am Werk, der seine Stimmkraft und Schöngesang perfekt einsetzt. Jeremy Milner ist als Hagen eine Traumbesetzung. Er legt die Partie gekonnt an und bei den Ausbrüchen stimmlich stärker wird, überzeugt er vollends. Michelle Breedt singt mit sattem, auch in den oberen Lagen mit voll strömendem Ton eine hervorragende Waltraute. Die Stimme von Johannes Martin Kränzle ist für den Gunter hervorragend gut disponiert, sodass er mit lyrischem Schöngesang auffällt. Edith Haller berührt szenisch als zunehmend verstörte Gutrune, die sie stimmlich mit warmer Farbgebung gestaltet.

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Johannes Martin Kränzle (Gunther) und John Daszak (Siegfried). Foto: Carole Parodi/ Grand Théâtre

John Lundgren gestaltet einen gut fokussierten Alberich der durch seine Bühnenpräsenz wie auch stimmlichen Qualitäten besticht. Aus dem übrigen Ensemble stich Eva Vogel heraus, die als erste Norn mit ihrer im unteren Bereich klangvollen Stimme einen ausserordentlichen stärkeren Eindruck hinterlässt. Zu begeistern vermochte der Chor der Genfer Oper mit glanzvollem Gesang. Ingo Metzmacher dirigiert wunderschön reduziert. Er interpretiert nicht einen lauten Wagner sondern pflegt einen subtilen Ton, warm und formschön. Der Dirigent kostet mit dem Orchestre de la Suisse Romande die ganze Bandbrite der Komposition in allen subtilen, eben nicht lautmalerischen, Feinheiten und prachtvollen Ausschweifungen aus.

Das Publikum war begeistert und goutierte Regie, Sänger und musikalisch Interpretation voll und ganz mit viel Lob und Beifall.

Marcel Paolino

 

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