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GENÈVE/ Opera: DON CARLOS – fünfaktige französisch gesungene Urfassung von 1867.

Don Carlos – Opera de Genève vom 24. September 2023

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Dimitry Ulyanov (Philipp II. Foto von Magali Dougados

Nach 60 Jahren spielt man an dieser Oper, wieder zum ersten Mal, die fünfaktige französisch gesungene Urfassung von 1867. Das Schöne an dieser Fassung ist, dass man mit dem ersten Akt die Zusammenhänge und die Geschichte besser kennen lernt. 

Der Krieg zwischen Spanien und Frankreich ist für das Volk unerträglich und scheint nicht enden zu wollen. Elisabeth die Tochter des Königs Henri II aus Frankreich, ist eine gütige Frau die Almosen an das leidende Volk in Fontainebleau verteilt. Sie verliebt sich in den Sohn von König Phlippe II, Don Carlos, der sie in Fontainebleau aufsucht. Sie wird aber dem König Philippe II aus Spanien versprochen, im Gegenzug soll wieder Frieden zwischen den beiden Ländern herrschen. Fazit: Sie akzeptiert die Heirat mit Philippe II, des Friedens willen und verzichtet auf die Liebe zu Don Carlos. 

Lydia Steier ist für die Regie verantwortlich. Sie versetzt die ganze Szenerie in ein faschistisches Umfeld, bei der Philippe II als grosser Diktator auftritt und sich gerne als gütiger Übervater des spanischen Volks zeigt. In Propagandafilmen (Szenen und Video von Momme Hinrichs) werden riesige Videoproduktionen an die Bühnenwand projiziert. Feinde des Regimes, die sogenannten Verräter, werden erhängt. Das gleiche passiert im Autodafé, vor Wut schäumend lässt Philippe der II die getreuen Flandern erhängen. 

Die Kirche ist der Spitzel in der Aufführung. Überall wird abgehört und belauscht. Unter den Kapuzen der Priester tragen sie Kopfhörer und belauschen alles, was es an Wichtigem zu hören gibt. Nichts entgeht ihnen. 

Einzug in die Aufführung hat auch die Ballettmusik und der grosse Violinsolopart. Gerade der Violinpart ist sehr beeindruckend und verleiht Gänsehaut. 

Mark Minkowski, der bereits einige Grand Opera in Genf dirigiert hat, zeichnet mit dem Orchestre de la Suisse Romande eine grossartige Interpretation, die die ganze Pracht von Verdis Musik erfasst. Er setzt sehr viel Feingefühl ein. Die feinen Töne werden hervorragend ausgearbeitet und die grossen Ausbrüche sängerfreundich wiedergegeben.

Etwas muss man Aviel Cahn als Intendant des Hauses lassen, er hat eine hervorragende Hand für Interpreten. Besser konnte man diese Aufführung nicht besetzten. Die Besten und adäquatesten Sänger waren in der Rhône Stadt vertreten. Die sechs Protagonistenrollen waren einfach hervorragend. 

Der Amerikaner Charles Castronovo als Carlos und Dimitry Ulyanov als Philippe waren beide ausgezeichnet. Castronovos Stimme besitzt gerade das richtige Gewicht und die frei klingende Höhe, und sein Schauspiel waren grosse Klasse. Ulyanov war für die Rolle des Philippe gar eine Idealbesetzung, verfügt er doch über einen tollen Bass der sehr aufbrausend sein kann. Ihn will man nicht als Feind haben.  – „Elle ne m’aime pas“ war wunderschön interpretiert. 

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Stéphane Degout (Posa), Eve-Maud Hubeaux (Eboli), Charles Castronovo (Don Carlos) Foto von Magali Dougados

Eve-Maud Hubeaux sang eine fulminante Eboli. Ihre Koloratur im Schleierlied waren sensationell und es knisterte in „Ô don fatal“, als sie ihren strahlenden Mezzo voll ausschöpfte.

Stéphane Degout beeindruckt als Posa, besonders mit seinen Höhen in einer aufregenden Umsetzung des Freundschaftsduetts „Dieu, tu semas dans nos âmes“, und dem nahtlosen Legato in seiner Arie „C’est mon jour suprême“. 

Liang Li vollrundiger Bass konnte aus der Rolle des Grossinquisitors sehr viel herausholen und einem eiskalten Schauer über den Rücken jagen und William Mienert gab mit warmem Bass einen sympathischen Mönch. 

Herrlich und glanzvoll war auch „Toi qui sus le néant” von Rachel Willis Sörensen als Elisabeth, mit grossartiger Kontrolle und majestätischer Phrasierung. Sie besitzt einen runden und schönen Sopran, der höhensicher ist und in der Lage die ergreifenden Legati mit schwebender Leichtigkeit zu singen. Eine wunderbare Stimme!

Die weiteren Besetzungen waren auch ganz toll. Ena Pongrac als Thibault. Le comte de Lerme von Julien Henric und une voix céleste von Giulia Bolcato. Die sechs Flandern waren; Raphael Hardmeier, Benjamin Molonfalean, Joé Bertili, Edwin Kaye, Marc Mazuir und Timothée Varon.

Ganz besonders erwähnenswert ist auch der Chor. Immer hervorragend vorbereitet und gut disponiert durch den Chorleiter Alan Woodbridge

Marcel Emil Burkhardt

 

 

 

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