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GASTEINERTAL: Genuss-Skilauf und genießen lernen

Gasteinertal: Genuss-Skilauf und genießen lernen. 11.04.2014

von Ursula Wiegand

 awSchlossalm, herrlich breite PistenSchlossalm, herrlich breite Pisten. Foto: Ursula Wiegand

 Noch lockt der Schnee die Skiläufer ins Gasteinertal. Doch sputen müssen sie sich. Die Saison endet im Verbund Schlossalm Angertal Stubnerkogel, wo zur Zeit 80 cm Schnee liegt, am 21. April (Ostermontag), in Dorfgastein/Großarltal am 26. April. Allerdings laufen nicht mehr alle Lifte und Gondeln, und auf den Südhängen sind einige Pisten gesperrt.

 awauf der 140 m langen Hängebrücke
 Auf der 140 m langen Hängebrücke. Foto: Ursula Wiegand

 Dennoch gibt es noch genügend gut präparierte Abfahrten und als Mutprobe den Gang über die 140 m lange Hängebrücke am Stubnerkogel, die einen 28 Meter tiefen Abgrund überquert. Wir haben es gewagt und gleich einen Rekord eingeheimst. Denn die auf 2.400 Meter befindliche Neuheit ist die höchst gelegene Hängebrücke Europas.

Die Aussichtsplattform gegenüber hat’s ebenfalls in sich und heißt aus gutem Grund „Glocknerblick“. Von hier haben wir inmitten eines großartigen Gipfelmeers tatsächlich den Großglockner – bekanntlich Österreichs höchster Berg – in der Ferne erkennen können.  Bis auf 3.798 Meter ragt seine kesse Spitze in den blauen Himmel.  

awSportgasteins Goldbergbahn erreicht fast 2700 m Höhe Sportgasteins Goldbergbahn erreicht fast 2700 m Höhe. Foto: Ursula Wiegand

Vom Höhenbonus profitiert Sportgastein. Daher ist es am schneesichersten und bis 27.04. offen, bringt doch die Goldbergbahn die Skischwungsüchtigen bis auf knapp 2.700 Meter hinauf.

In diesem Gebiet gab es vormals große Goldbergwerke, erzählt Skilehrer Hans.

Heutzutage setzt man auf das weiße Gold und das zurecht. Augenblicklich liegt dort oben bis zu 1,90 Meter Schnee. Wenn nötig, ergänzen allenthalben Beschneiungsanlagen das Naturweiß. Diese Kombination erlaubt wohl nicht nur in Sportgastein zu Ostern und in der Woche danach feine Firnabfahrten.  

awGasteinertal, Genussrast vor der Jungerstube Gasteinertal, Genussrast vor der Jungerstube. Foto: Ursula Wiegand

 Also Genuss-Skilauf bei angenehmem Wetter, aber auch Essensgenuss in zahlreichen Skihütten. Fürs Frühjahr haben sich – nun schon zum dritten Mal – acht österreichische Haubenköche ein relativ unkompliziertes, regional orientiertes Rezept ausgedacht, das auf acht ausgesuchten Hütten angeboten wird, gekennzeichnet mit einer Koch-Mütze. Niemand muss dafür tief in die Tasche greifen. 10,50 Euro kostet dieses Tellergericht in der beliebten „Jungerstube“ am Stubnerkogel. Andreas Kaibling, Chef vom „Esszimmer“ in Salzburg, hat es kreiert.

 awSchmankerln in der Jungerstube
 Schmankerln in der Jungerstube. Foto: Ursula Wiegand

 Meine beiden Begleiter wollen jedoch echt Deftiges und wählen eine kräftige Linsensuppe mit Knödel. Klar, dass wir es uns auf der Sonnenterrasse schmecken lassen, denn das ist doppelter Genuss.

 awHirschen-Hütt'n im Angertalgebiet
Hirschen-Hütt’n im Angertalgebiet. Foto: Ursula Wiegand

 Ähnlich denken sicherlich diejenigen, die vor der Hirten Hütt’n im Angertalgebiet pausieren und dort womöglich bis zur heißen „Après-Ripperl-Party durchhalten. Soviel Ausdauer haben wir nicht und genießen nach der stärkenden Mahlzeit  erneut den Pistenschwung, bis die Sonne den Schnee sulzig macht. Also zurück in Tal, wo schon Zahlreiche mit dem Rad unterwegs sind und so für die kommende Wandersaison trainieren.

Andere sitzen in Bad Hofgastein vor der Konditorei Schwaiger, und nur mit Mühe finden wir noch 3 Plätze. Kaffee und Kuchen mit Sonnenschein sind halt ein besonderer Frühlingsgenuss. Im Sommer erfreuen rd. 50 Almhütten Wanderer und Gipfelstürmer mit selbst gemachten Spezialitäten.

 awBad Hofgastein, Kaffeetrinken vor der Konditorei Schwaiger
Bad Hofgastein, Kaffeetrinken vor der Konditorei Schwaiger- Foto: Ursula Wiegand

 Für uns ist nun Wellness an der Reihe, entweder saunieren im „Impuls Hotel Tirol“, unserer komfortablen Bleibe in Bad Hofgastein, oder variantenreich in der Alpentherme, die sich als Europas modernste alpine Freizeit- und Gesundheitswelt versteht.  Sechs Erlebnis- und Gesundheitswelten sowie eine Saunawelt mit eigenem Bergsee plus Massagemöglichkeiten  bieten Wellness intensiv.

Nur im dampfenden Outdoor-Pool schwimmen wir zu dieser Jahreszeit nicht mehr mit malerischer Schneeumrandung.  Nach diesem Skisport- und Pflegetag sind wir hungrig, und so genießen wir das Gourmet-Abendessen im charmanten Restaurant Bertahof in vollen Zügen.

 awSymposium -anständig essen
Symposium -anständig essen. Foto: Ursula Wiegand

Doch nicht nur die Großen können sich im Gasteinertal laben. Auch die Kinder sollen, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, „anständig essen“. So der Titel eines mit Experten besetzten Symposiums Ende März in Bad Hofgastein.

Das Plakat zeigt zwei Kinder, einen Jungen mit einer Erdbeere auf seinem Wägelchen und ein Mädchen mit einer Riesenmöhre. Doch Spielen mit Lebensmitteln ist damit nicht gemeint. „Anständig essen“ bedeutet auch keineswegs, nicht in der Mahlzeit herumzumantschen.

Genauer gesagt sollen Kinder etwas Anständiges essen, möglichst regionale Produkte von zuverlässigen Produzenten. Außerdem sollten Kleine und Große die Sinne schärfen und unterscheiden lernen.

awBlindverkostung von Käse 
Blindverkostung von Käse. Foto: Ursula Wiegand

 In einem geschlossenen Pappkarton durch ein handgroßes Loch erfühlen, welche Obst- und Gemüsesorten frisch oder alt sind, war eine der Aufgaben. Bei der Blindverkostung von Fruchtsäften und Käse sind wir drei zu unterschiedlichen Beurteilungen gekommen.   

Als Referent trat Hans-Ulrich Grimm auf den Plan, einer der führenden Kritiker der Lebensmittelindustrie. Er prangert stets den „Suchtstoff Zucker“ an, siehe Milchschnitte und Coca Cola als bekannteste Beispiele. Schon im Mutterleib würden, behauptet er, Kinder auf Zucker-Abhängigkeit programmiert.

„Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zuckermaffia krank macht,“ ist dementsprechend der Titel seines neuen Buches. Ebenso kritisch beurteilt er aber auch Zucker-Ersatzmittel, den „Bio-Bluff“ und die „Funktionsnahrung“. Kinder sollten lernen, dass auch Nichtsüßes gut schmeckt, so seine Aufforderung an Eltern und Erzieher. 

awRoswitha Huber mit Sauerteigschüssel 
Roswitha Huber mit Sauerteigschüssel. Foto: Ursula Wiegand

 Doch grau ist laut Goethe alle Theorie. Die Praxis zählt, das Selbermachen. Dazu rückt Roswitha Huber an, die schon als Lehrerin in Rauris ihren Schülerinnen und Schülern das Brotbacken im Holzofen beibrachte. In ihrer eigenen „Schule am Berg“ auf der Kalchkendlalm backt diese „Eigenbrötlerin“ (ein Filmtitel) schon seit Jahren mit großen und kleinen Gästen gutes Roggenbrot, nicht aus Backmischung, sondern aus Vollkornmehl, frisch gemahlen vom Müller in ihrer Nähe. Das zu bekommen, dürfte, so meine ich, für Großstädter nicht ganz einfach sein.    

awLiane beim Teigkneten 
 Liane beim Teigkneten. Foto: Ursula Wiegand

 Gerne machen nun Damen und Herren unter Roswithas Anleitung beim Brotbacken mit. „Sauerteig zu rühren und Teig zu kneten – das sind sinnliche Erlebnisse,“ meint sie. Der schüchternen Liane, die vorsichtig den weichen Teig berührt, ist dieses Gefühl ebenso anzumerken wie der sechsjährigen Olivia. Fein garniert sie den Teig mit Gewürzen und beißt hinterher mit gutem Appetit ins frisch gebackene Brot.

 awOlivia schmeckt das frische Brot
Olivia schmeckt das frische Brot. Foto: Ursula Wiegand

 Die Mutter, die wegen dieses Symposiums mit ihr und der jüngeren Schwester Tilda aus Wien angereist ist, sinnt nach. „Meine Zeit als berufstätige Frau ist zwar knapp, aber ich werde jetzt öfter gemeinsam mit den Mädchen backen,“ lautet ihr Vorsatz. Am anschließenden Käseseminar von Stephan Gruber nimmt sie nicht teil. Das ist ohnehin mehr für Erwachsene geeignet. Die dort waren, haben jedoch genau wie wir die Verkostung genossen. 

 awHaubenkoch Sepp Schellhorn serviert sein Kindermenü
 Haubenkoch Sepp Schellhorn serviert sein Kindermenü. Foto: Ursula Wiegand

 Für ein Kindermenü in der rappelvollen “Gastein Alm“ in Bad Hofgastein sorgt schließlich Haubenkoch Sepp Schellhorn. Der hat in seinem Hotel „Der Seehof“ in Goldegg die Küche mit großem Erfolg auf rein regionale Zutaten umgestellt.

Kinderschnitzel, Chicken Nuggets sowie sonstige Fett-, Salz- und Zuckerbomben kommen bei ihm nicht auf den Tisch.

 awOlivia (r) und Tilda mögen das Kindermenü
 Olivia (r) und Tilda mögen das Kindermenü. Foto: Ursula Wiegand

 Dass Kinder auch anderes mit Begeisterung essen, zeigt sich sofort. Genießen lässt sich also lernen und bedeutet sicherlich nicht, die Kleinen in teure Gourmet-Tempel zu schleppen.

Bei Schellhorn gehört immer ein Gang Brot zum Menü. Auch hier, bestrichen mit Butter und garniert mit Radieschenscheiben. Ei mit Wiesenkräutern, Gemüselasagne und Fleischbällchen mit Tomatenpüree folgen.

 awKindermenü, Ei mit Grünzeug
 Kindermenü, Ei mit Grünzeug. Foto: Ursula Wiegand

 Dass Kinder Rotes lieben und Fischstäbchen sowieso, das weiß er. Seine aber sind aus frischem Fisch gerollt. Doch päpstlicher als der Papst ist er glücklicherweise nicht. Zum Dessert gibt’s was Süßes: Eiscreme mit schwarzer Schokolade. Und Hand aufs Herz – auf Kaiserschmarren mit Puderzucker möchte wohl niemand verzichten. Schau’n wir mal, welche Themen das Symposium im Jahr 2015 aufgreift.

 Infos beim um Gasteinertal Tourismus unter Tel. (0043) 6432-3393-0. Mail-Adresse: info@gastein.com, Web: www.gastein.com. – Das „Impuls Hotel Tirol“ (4 Sterne) in Bad Hofgastein ist erreichbar per Telefon unter (0043) 6432-63940, Mail: info@hotel-tirol.at, Web: www.hotel-tirol.at.

Mit der kostenlosen Gastein Card erlangen die Gäste deutliche Vorteile. Im Sommer sind die  Eintritte in die Felsentherme in Bad Gastein, in Bad Hofgasteins Alpentherme sowie ins Solarbad in Dorfgastein inkludiert. Darüber hinaus gibt es für vieles Rabatte von 10-50 Prozent. (U.W.)

 

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