Freitag, 25. Juli 2025
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So lange Anton Cupak im Spital ist, gibt es einen Überbrückungsdienst mit aktuellen Kultur-News. Niemand kann die Arbeit, die er für diese Seite leistet, auch nur annähernd erbringen. Trotzdem: Der Online Merker läuft weiter, bis der Chef wieder zurück ist.
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Aktuelle Meldung:
Anton Cupak bedankt sich für die vielen guten Wünsche, die in der Redaktion eintrudeln, und möchte in aller Ungeduld schon wieder an seinen Schreibtisch und hinter den Computer, damit der Online Merker wieder so aussieht, wie die Leser ihn von ihm gewöhnt sind…
KULTUR-NEWS,
kurz & bündig
Bayreuth Vorschau 2026, zum 150. Geburtstag: Wenn KI den „Ring“ übernehmen wird…
Die diesjährigen Bayreuther Festspiele starten mit großem Programm, neue „Meistersinger“, der „Ring“ (dieser, 2022 vom Österreicher Valentin Schwarz nicht sensationell erfolgreich inszeniert, heuer letztmals), dazu „Lohengrin“, „Parsifal“ und „Tristan“. Aber so richtig neugierig wurde man mit der Vorankündigung auf das nächste Jahr. Da werden die Bayreuther Festspiele, die 1876 erstmals stattfanden, stolze 150 Jahre alt, und zu diesem Anlass hat man sich wirklich etwas Besonderes ausgedacht. Dass Christian Thielemann den „Ring des Nibelungen“ dirigieren wird, besser geht es nicht, und dass Klaus Florian Vogt außer Sigmund und Siegfried auch noch den Loge übernehmen wird, kann seine Fans nur freuen, aber wirklich interessant ist die „Regie“. Man will nämlich KI dazu animieren (und damit hat man wirklich die Nase vorne), den „Ring“ aus Versatzstücken der vorangegangen „Ring“-Inszenierungen Bayreuths gewissermaßen zu kompilieren, was hoch interessant ist, aber doch Wagner für sehr Fortgeschrittene verlangt. Doch wo sollten die zu finden sein als in Bayreuth, wo das treue Publikum vermutlich von Chereau bis Castorf alle Bayreuther „Ringe“ erlebt hat. Da wäre man schon neugierig!
https://www.vol.at/thielemann-und-ki-zum-150er-der-bayreuther-festspiele-2026/9570512
Heute eröffnen die Bayreuther Festspiele mit einer Neuinszenierung der „Meistersinger“. Der Regisseur kommt aus Linz
Katharina Wagner hat die Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ einem Mann anvertraut, den wir in Wien von vielen Volksopern-Inszenierungen kennen (sein Meisterstück: Offenbachs „König Karotte“) und den die Linzer längst als ihr Eigentum betrachten. Denn Matthias Davids, obwohl in Münster geboren, leitet seit 2012 die Musical-Sparte des Landestheaters Linz. Und gerade die Verbindung zum Choreographischen, Tänzerischen könnte den „Meistersingern“ gut tun, meinte (hoffte) Katharina Wagner. Tatsächlich könnte man sich endlich eine „Lustspiel-Version“ des Werks vorstellen, mit einer gewaltigen Prügelszene am Ende des zweiten Aufzugs… Matthias Davids hat dem Bayerischen Rundfunkt ein ausführliches, sympathisches Interview gegeben.
https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/interview-matthias-davids-regisseur-meistersinger-bayreuther-festspiele-100.html
BR Klassik streamt die Premiere ab heute kurz vor 16 Uhr. Österreicher werden vermutlich wieder die Erfahrung machen, dass sie ausgeschlossen werden.
Allerdings springt 3sat ein und zeigt die Aufzeichnung der „Meistersinger“ am Sonntag, den 27. Juli, um 20.15 Uhr
https://www.3sat.de/kultur/musik/bayreuther-festspiele-2025-meistersinger-von-nuernberg-100.html
Heute bei den Salzburger Festspielen: ein anderer „Macbeth“
Verdis „Macbeth“ wird in der Inszenierung von Krzysztof Warlikowski wieder aufgenommen, vermutlich aus dem einzigen Grund, weil man keine andere große Rolle für Asmik Grigorian gefunden hat, die ja zu den großen, zugkräftigen Stars des Festivals gehört. Im August gibt es sechs Verdi-Vorstellungen. Davor wird in der üppig besetzten Salzburger Schiene der konzertanten Aufführungen ein „Macbeth“ des 1947 geborenen Sizilianer Salvatore Sciarrino gezeigt, programmierte zwei Stunden in der Kollegienkirche des einst 2002 bei den Schwetzinger Festspielen uraufgeführten Werks. Der Komponist hat als sein eigener Librettist das Shakespeare-Original minimalistisch komprimiert und mit „sparsamer, die leisen Register bevorzugender Musiksprache das pure Gegenmodell zu Verdis dramatischer Wucht“ erzielt, wie die Salzburger Festspiele ausführen.
https://www.salzburgerfestspiele.at/p/macbeth-tre-atti-senza-nome-2025
Das gab’s nur einmal, das kommt nie wieder – Berlin entdeckt Willi Forst
Als Willi Forst (1903-1980) der Welt des Films, der er Jahrzehnte lang als Schauspieler, Säger. Drehbuchautor, Regisseur und Produzent verbunden gewesen war, Ende der Fünfziger Jahre den Rücken drehte, meinte, hoffte er noch, „Mein Stil hat Pause“. Inzwischen hat sich längst herausgestellt, dass sein Stil tot ist. Was nicht bedeutet, dass man seine Leistungen, eingebettet in die Zeiten, da sie erbracht wurden, nicht würdigen kann. Und dass da sogar etwas wie nostalgischer Zauber aufkommt (wie ja auch bei Film Noir Streifen Hollywoods), Ungeachtet dessen, dass Willi Forst auch das Dritte Reich mit seinen Filmen beglückte (wenn auch nicht miz vielen), die aber nur von einem früheren Wien erzählten und keinen Hauch von Nazi-Propaganda in sich trugen… Im Berliner Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum gibt es nun die Ausstellung „Verführerische Melancholie. Die Filme von Willi Forst“, und der Rezensent der „Welt“ kann nur einräumen: „So verführerisch, doppelbödig, liebenswert und witzig wurde es im deutschen Film nie wieder.“
Mal sehen, ob wir Österreicher bei dem Stream aus Bayreuth dabei sein dürfen!
R.W.