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FREIBURG: DIE BREMER STADTMUSIKANTEN – Musiktheaterstück nach dem Märchen der Gebrüder Grimm

24.11.2014 | Allgemein, Theater

Freiburg: „Die Bremer Stadtmusikanten“ – Musiktheaterstück nach dem Märchen der Gebrüder Grimm, Pr. 23.11.2014

Unbenannt
Copyright: Theater Freiburg

 Der alte Esel, der nur noch geschlagen wird, macht sich aus dem Staub. Unterwegs trifft er auf den alten Jagdhund, der so treu ist, dass er sich von seinem Herrn ohne zu zögern den Kopf abschlagen liesse, lockte der Esel ihn nicht durch die Aussicht auf einen riesigen Knochen weg vom sicheren Tod. Zu dem Duo gesellt sich die ausgesetzte alte Katze, die es gewöhnt ist, von echtem Porzellan zu fressen. Vierter im Bunde wird der Hahn, der gerade noch seinem Schicksal als Sonntagsbraten entkommen kann. Die vier Freunde treffen im Wald auf ein Räuberhaus, schlagen die Räuber in die Flucht und nisten sich in der gemütlichen Hütte häuslich ein. Die Bewerbung als Stadtmusikanten von Bremen, für die sie lautstark geübt haben, ist somit nicht mehr nötig, denn „Bremen ist überall“.

 Robin Telfer inszeniert das bekannte Märchen liebevoll als kindgerechtes Theaterstück mit von Günther Lehr eigens komponierten eingängigen Gesangseinlagen. Das Bühnenbild vom schaurigen Wald bis zum chaotischen Räuberhaus ist fantastisch, ebenso die fantasievollen Kostüme (Ausstattung: Sabina Moncys). Mathias Lodd spielt den Esel, den Anführer der Gruppe, mit der dafür notwendigen Intelligenz, Demut und Weisheit. Der etwas dümmliche, aber treue Hund wird von André Benndorff lustig durch den Abend gehechelt. Die kapriziöse Katzendame alias Lisa Marie Stoiber ist das Luxusgirl der Gruppe, das auch gerne die Krallen zeigt. Herausragend ist die Darstellung des Hahns durch Heiner Bomhard, der dem stotternden Gockel eine homoerotische Mimosenhaftigkeit verleiht, die schreiend komisch ist.

 Auch die unterschiedlichen Charaktere der Räuber wurden liebevoll herausgearbeitet: Während der Räuber „Laufweg“ (Roger Bonjour) genau dies am Liebsten ständig tun würde, vertraut Räuber „Schlagzu“ (Victor Calero) eher auf seine Muskeln. Das Denken überlassen sie aber Räuber „Denknach“ (Marie Jordan). Kein Wunder, dass das Teilen der Beute in drei Hälften so gar nicht klappen will…

 Durch die so unterschiedlichen Charaktere der menschlichen Tiere und verwilderten Menschen fühlt sich jedes Kind angesprochen, aber auch – und vermutlich sogar noch mehr – jeder Erwachsene. Beschämt gesteht man sich ein, dass man wohl in einem dunklen Wald ebenfalls jegliche Freiheit gegen ein Dach über dem Kopf, warme Milch und ein Strohbett eintauschen würde. Und die Moral, dass man im Alter doch noch zu etwas nütze sein kann, lässt gar manchen aufatmen. Etwas Besseres als den Tod findet man schliesslich tatsächlich überall.

 Alice Matheson

 

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