Theater Freiburg: „Der Diener zweier Herren“ – Schauspiel von Carlo Goldoni, Pr. 31.1.2015
Martin Weigel, Bozidar Kocevski. Photo: Rainer Muranyi
Die Aussicht auf ein zweites Gehalt verführt den Diener Truffaldino dazu, einen zweiten Herrn anzunehmen. Dass es sich aber bei seinem ersten Herrn ausgerechnet um die als Mann verkleidete Geliebte seines zweiten Herrn handelt, führt natürlich zu allerlei Problemen. Insbesondere da Truffaldino durcheinanderbringt, was durcheinanderzubringen ist.
Robert Schuster inszeniert dieses Glanzstück der Commedia dell’Arte ganz in deren Stil und lässt sämtliche Darsteller Masken tragen. Dabei handelt es sich aber nicht um die Originalmasken der Zanni, Vecchi und Amorosi (also Arlecchino, Colombina, etc.), sondern um die Verkörperungen der vier Temperamente der Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker und Phlegmatiker. Die Masken (Franziska Hartmann) sind zwar kunstvoll gefertigt und durchaus effektvoll, allerdings sind die Stimmen derjenigen Schauspieler, deren Masken auch den Mundbereich überdecken, manchmal schlecht zu verstehen.
Das Stück steht und fällt mit der Figur des Truffaldino, und hier hat die Freiburger Inszenierung mit Bozidar Kocevski einen Glücksgriff getan. Schnell, witzig und mit vollem Körpereinsatz wirbelt dieser Truffaldino in seiner Federhose durch das Stück und ist zweifellos der Star des Abends.
Auch die Vecchi werden durch Victor Calero als Pantalone und Holger Kunkel als Lombardi ausgezeichnet vertreten. Der als Choleriker charakterisierte Silvio (Hendrik Heutmann) läuft folgerichtig im Torero-Outfit (Ausstattung: Eva Maria van Acker) sogar mit dem Maschinengewehr durch die Gegend, während sein vermeintlicher Rivale Florindo (Martin Weigel) als schwerfälliger Sanguiniker im Ralph Lauren-Poloshirt auch mal mit der Schippe weggekarrt werden muss. Die melancholische Clarice (Stefanie Mrachacz) steht als Dirndl-Barbie im Gegensatz zu der im schwarzen Macho-Outfit absichtlich besonders männlich gekleideten Beatrice (Marie Bonnet). Mit der resoluten Wirtin Mirandolina (Iris Melamed), der kecken Smeraldina (Lena Drieschner), sowie dem lakonischen Träger (Jürgen Herold) sind auch die Nebenrollen bestens besetzt.
Die unübertroffene Komik dieses archetypischen Stücks benötigt keine Aufbesserung, ist im Gegenteil pur umso lustiger, genau das macht den Reiz dieser schnörkellosen Inszenierung aus. Volle Punktzahl.
Alice Matheson