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FRANZ JOSEPH. Eine Lebensgeschichte in 100 Objekten

29.05.2016 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

BuchCover  Unterreiner   Franz Joseph

Katrin Unterreiner
FRANZ JOSEPH.
Eine Lebensgeschichte in 100 Objekten
192 Seiten,
Amalthea Verlag, 2016

Die Kunst des Buchmarkts besteht, zumal wenn ein Thema bei Jubiläen besonders „verkäuflich“ ist, nicht zuletzt darin, möglichst neue und originelle Aspekte zu finden, um es vielfach aufzubereiten. Dinge erzählen Geschichten – das hat sich schon oft bewährt. Es ist auch bei Kaiser Franz Joseph, gestorben vor hundert Jahren 1916 in Schönbrunn, möglich. Zumal wenn man es mit der Dokumentation einer ungewöhnlichen Sammlung verbinden kann.

„Plachutta“ ist in Wien ein Begriff, es gibt mehrere dieser Nobelrestaurants in der Stadt, und offenbar bringt der Verkauf ihrer exzellenten Steaks und Tafelspitze (ein Lieblingsessen von Franz Joseph) ausreichend ein, dass die Mitglieder der Familie ihrem sicherlich teuren Hobby frönen konnten. Sie kauften bei Auktionen Stücke zum Thema Franz Joseph zusammen.

Katrin Unterreiner, lange Zeit Leiterin des Sisi-Museums in der Hofburg, auch am Buchmarkt vielfach „Habsburgisch“ vertreten, leitet nun die „Kaiserhaussammlung Plachutta“. Und stellt die wichtigsten ihrer Schätze nun unter dem Titel „Franz Joseph. Eine Lebensgeschichte in 100 Objekten“ vor.

Manches kennt man, vor allem Bilder (Stiche, Fotos, die vielfach verbreitet sind), während die persönlichen Gebrauchsgegenstände am ehesten interessieren, selbst wenn sie gänzlich trivial sind: Schlichte Bestellzettel faszinieren natürlich auf der Stelle, wenn damit „die Kammer ihrer Majestät“ die Schönheitsprodukte für Kaiserin Elisabeth bestellt hat… Und Handtücher braucht auch ein Kaiser, bestickt mit Monogramm und Krone, und einer seiner persönlichen Gehstöcke findet sich auch.

Eine Sammlung wie diese landet auch tief in den Kuriosa: Offenbar hat man doch tatsächlich die Nagelsplitter aufgewahrt, die bei der kaiserlichen Morgentoilette anfielen (oder wegsprangen). Das aber angeblich zu einem guten Zweck – sie wurden bei der alljährlichen Weihnachtsauktion versteigert. (Und selbst eine Reiterunterhose des Herrschers oder eine Haarlocke der Katharina Schratt wurde von einer entzückten Nachwelt gesammelt.)

Pompöser und „kaiserlicher“ etwa ist ein vergoldeter Prunkbehälter mit „ungarischer Krönungserde“, eine persönliche goldene Taschenuhr, ein Stück vom Orden des Goldenen Vlieses, das „Feldschreibzeug“ des Kaisers, ein kaiserlicher Ehrenring in Samtschatulle, imposant sind goldene Manschettenknöpfe mit Monogramm und Kaiserkrone. Es gibt eine Menge Geschirr und Besteck von den Hoftafeln und vieles mehr, wobei einiges (ein „Fußwaschungskrug“ der Fronleichnamsfeierlichkeiten) durchaus aussagekräftig ist. Wie auch eine „Kaisertrauer-Kokarde“, die zum Begräbnis nicht etwa gratis ausgegeben wurde, sondern von den Untertanen zum Preis von drei Kronen erworben werden konnte …

Auch andere Mitglieder der Kaiserfamilie finden sich vereinzelt in der Kaisersammlung mit Objekten vertreten, ein Picknickset von Kronprinz Rudolf, eine Dose von Franz Josephs Tochter Gisela, ein Zigarettenetui von Thronfolger Franz Ferdinand, ein Notizbüchlein des späteren Kaisers Karl, und letztendlich so Tragisches wie ein Holzspan vom Sarg des kaiserlichen Bruders Maximilian, der als Kaiser von Mexiko hingerichtet wurde.

So schön all dies präsentiert und fotografiert wird, ist es doch mehr als ein Bilderbuch, denn man begnügt sich nicht mit Bildlegenden. Die Autorin versteht es vielmehr, zu den einzelnen Objekten eine Menge grundlegend Wissenswertes zu berichten, so dass sich hier noch einmal die Lebensgeschichte von Kaiser Franz Joseph in Kurzessays aufblättert.

Renate Wagner

 

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