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FRANKFURT: RUSALKA – Premiere

09.09.2013 | KRITIKEN, Oper

Frankfurt: RUSALKA – Premiere 8.9.2013

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Foto: Opéra de Lorraine

 Als 1.Saisonpremiere spielt die Frankfurter Oper ‚Rusalka‘ von Antonin Dvorak. Da es sich bei diesem Lyrischen Märchen‘ um eine bekannte und beliebte Repertoireoper über das tragische Schicksal einer Wassernixe  handelt, waren die Erwartungen umso höher geschraubt,  zu erleben, was die Regie von Jim Lucassen aus dem Stoff machen würde. Die Antwort: Eine gemäßigt moderne Ausdeutung, die dem Publikum weitgehend gefallen konnte, was sich in einem eindeutigen Applaus für das Regieteam am Ende widerspiegelte. Musikalisch war die Aufführung bei Sebastian Weigle in besten Händen. Er brannte mit dem Museums-Orchester ein Feuerwerk an romantisch aufschäumender Musik ab, das sich fast ununterbrochen und ungebremst in den Akten entwickeln konnte. Der hervorragend motivierte Klangkörper musizierte liebevoll und mit vielen Farbschattierungen. Besonderer Wert wurde auf die tragisch zugespitzten Stellen gelegt, die oft hart aufbrausend ein unabänderliches Schicksal kommentieren.

 Die Inszenierung spielt in einem Naturkundemuseum, das von Jim Lucassen selbst imaginiert und gebaut wurde. Die Räumlichkeit ist dabei durchgehend die Gleiche: Links ein Treppenabgang in die Unterbühne, an den sich eine bis an die Decke führende Wendeltreppe anschließt. An der hinteren Wand eine Art verschließbare Guckkastenbühne, sowie rechts 3 Schaukästen. Ein großes Deckenfenster lässt Tageslicht herein. Im 1.Akt befinden sich Museumsbesucher im Saal, im offenen Guckkasten ist ein romantisches Stück Wald, an einer Quelle ein Reh und Rusalka in weißem Kleid hingelagert. In den Schaukästen befinden sich ausgestopfte Wirbeltiere und ein Adler. Wenn die Besucher abends herauskomplimentiert worden sind, erwacht die „übersinnliche“ Welt zum Leben. Rot gewandete kecke junge Waldelfen tanzen ein übermütiges Tänzchen, dann steigt Rusalka aus ihrem ‚Lebenden Bild‘ und beklagt ihr Nixenschicksal. Dem Wassermann in erlesen frühbürgerlicher Seidengewandung (Kost.: Amelie Sator) klagt sie ihren Hang zu den Menschen. Die Hexe Jezibaba, die es richten soll, stellt sich als dieselbe Person wie die Museumsschließerin heraus und verleiht zu Zaubersprüchen Rusalka menschliche Beine und Füße. Der Prinz ist der Direktor selber und nimmt Rusalka mit in seine Welt. Diese ist im 2. Akt ein Naturkundesaal, in dem das Skelett einer vorzeitlichen Riesenechse von der Decke hängt. Es wird von zwei Museumsbediensteten noch durch eine 3-Meter-Rippe vervollständigt, bevor in einer feierlichen Eröffnungszeremonie das Monstrum dem Publikum gezeigt wird. Rusalka fühlt sich in diesem Ambiente äußerst unwohl und hüllt sich in die Plastiplane, in der vorher die Echsenrippe steckte. Mit dem Prinz kommt es zum Zerwürfnis, die festliche Gesellschaft bedrängt die ihr eklig erscheinende Rusalka. Als ‚kalter Fisch‘ muß sie das Haus verlassen und kann auch nicht zu ihren Nixenschwestern zurück, die ihr aus der Tiefe einen Bann zusingen. Sie muß als Irrlicht zwischen Wasser und Erde weiterexistieren, und den Menschen kann sie nur den Tod bringen, was sich im Fall des Prinzen, der nach einer kurzen anderen Liebschaft reuevoll zu Rusalka zurückkeht, auch bewahrheitet. Nach dem erbetenen letzten Kuß sinkt er vor ihr tot zu Boden.

 Die drei Waldelfen singen Kateryna Kasper, Elisabeth Reiter und Marta Herman mit Gusto und aufblühenden Stimmen ganz rein. Als Küchenjunge und Jäger resp.Museumsbedienstete geben Britta Stallmeister (Sopran ) und Simon Bailey/Bariton ein vorzügliches Paar ab, das auch prächtig ironisch agiert, stimmlich keine Wünsche offen läßt. Die Fremde Fürstin wird von Tanja Ariane Baumgartner mit enormem Esprit und gediegenem Sopran gegeben. Den Wassermann bringt Mischa Schelomianski in sehr anpassungsreicher Typengestaltung und mit seinem flexibel sonoren Baß über die Rampe.

Jezibaba ist in der schlanken hochgewachsenen Gestalt von Katharina Magiera in Midirock und Cowboystiefeln und farblich passendem Oberteil so gut anzusehen und mit solchem Sopran-Schöngesang bedacht, dass man sich unter ihr gerade noch eine Museumsangestellte, nicht aber eine Hexe vorstellen kann, auch wenn sie eine solche gekonnt spielt. Den Direktor/Prinz singt Zoltan Nyari mit großer Emphase und weich timbrierten Tenor, aber etwas eindimensionaler Färbung. Amanda Majeski gibt einerseits ein romantisches Nixern-Porträt, aber auch das einer modernen Frau. Ihre Stimme hat für eine kraftvoll jugendlich dramatische Gestaltung viel Kristallines zu bieten, kann aber wie in dem Lied an den Mond auch warme lyrische Töne anschlagen.

Friedeon Rosén

 

 

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