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FRANKFURT/ Opernhaus: „JACK SWANSON- MALCOLM MARTINEAU“ Liederabend


Malcolm Martineau, Jack Swanson. Foto: Barbara Aumüller

Frankfurt / Opernhaus: „JACK SWANSON- MALCOLM MARTINEAU“ Liederabend 06.10.2020

Der Pandemie zum Trotz durften sich wieder ca. 260 zugelassene Besucher an einem Liederabend in der Oper Frankfurt erfreuen. Zu Gast war der junge Tenor Jack Swanson welcher in der letzten Opern-Saison als Rodrigo in Rossinis „Otello“ als Publikums-Liebling Beifallsstürme erntete. Nun hatte ich den Tenor lyrischer in Erinnerung und war nun erstaunt einen dunkles, kräftiges und teils sprödes Timbre zu erleben.

Mit „Adelaide“ von Ludwig van Beethoven eröffnete der junge Amerikaner sein vielseitiges Recital und mir schien die Stimme wollte noch nicht so recht „anspringen“. Der Zyklus „Eichendorff-Liederkreis op. 39“ von Robert Schumann folgte. In einem wahren Schaffensrausch vollendete Schumann im Mai 1840 zu eigenen Angaben: Ich habe wieder so viel komponiert, dass es mir manchmal ganz unheimlich vorkommt. Ach ich kann nicht anders, ich möchte mich tot singen wie eine Nachtigall berichtete er Clara. Die Todessehnsucht dieser Äußerung kommt in diesen Liedern unmissverständlich zum Tragen.


Jack Swanson. Foto: Barbara Aumüller)

In sehr beeindruckender Weise verstand es nun Jack Swanson bar seiner Jugend die grundlegenden Leiderfahrungen eines Menschen derart farb- und facettenreich auszudrücken. Sensibel, ausdrucksstark erklang In der Fremde, es ist die Waldeinsamkeit in welcher sich die Erfahrung der Entfremdung verband. Die Heimat, die schöne alte Zeit sind unwiederbringlich verloren, die Eltern längst tot, so auch die Liebste deren Bild in Intermezzo und Die Stille liebevoll nachzeichnend. Männlich, herb in dunklen Farben, mit gleißendem Mittelton zeichnete Swanson die Miniaturen, die Stimme öffnete sich zunehmend, wirkte prägnanter. Melancholie schenkte der Tenor Wehmut + Im Walde sowie überschäumend- jugendliche Emphase Frühlingsnacht.

Nach der Pause widmete sich der Sänger den „Petrarca Sonette“ aus der Feder von Franz Liszt sie künden von Schmerz, Leidenschaft, Liebe und Frieden. Thematisch wie melodisch in typischer italienischer Manier gespickt mit tenoralen Höhenflügen welche allerdings nicht hell strahlend, eher in Bronze-Patina ertönten.

Anmutig, eindringlich, pianistisch hervorragend einfühlsam nie vordergründig, heiter, rhythmisch und sehr orchestral  begleitete Malcolm Martineau am Klavier und wurde zu Recht in den finalen Jubel mit einbezogen.

In seiner Muttersprache sang Jack Swanson eine elegische Weise „Litany“ (John Musto) sowie facettenreich schattierend in dunklen und hellen Tonfarben „Drei Shakespeare Lieder op. 6“ von Roger Quilter.

In frech-charmantem Plauderton mit geläufiger Zunge servierte der Sänger die vier Chansons „Banalités FP 107“ von Francis Poulenc. Besinnlich voll Trauer erklang „Morire?“ von Giacomo Puccini zum Abschluss.

Das fast vollzählig-zugelassene Publikum dankte den Künstlern mit wachsender Begeisterung und der Sympathie-Träger bedankte sich temperamentvoll mit „La Danza“ (Rossini).

 

Gerhard Hoffmann

 

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