Kirsten MacKinnon (Hanna) Christoph Pohl (Daniolo) Copyright Barbara Aumüller
Frankfurt: „DIE LUSTIGE WITWE“
Besuchte Vorstellung am 29.12. 2018
Erst im Mai des zur Neige gehenden Jahres hatte Claus Guth´s cineastische Adaption von „Die Lustige Witwe“ (Franz Lehár) an der Oper Frankfurt Premiere und erlebte nun im Dezember ihre Wiederaufnahme. Rasante Gags beflügelten die Protagonisten zu hinreißender Spiellaune, jedoch peinliche, überflüssige Rezitationen zogen die Handlung teils in gähnend langweilige Längen. Vortreffliche Atmosphäre zauberte Christian Schmidt mit herrlichen Bühnen-Dekos und prächtigen Kostümen, Ramses Sigl brachte mit hinreißender Choreographie Schwung ins Maxim.
Am Pult des bestens disponierten Frankfurter Opern- und Museumsorchesters sorgte Hartmut Keil für frische, zuweilen flotte Tempi, brachte Lehárs herrliche Komposition zum Klingen, seidenweiche Streicher-Formationen betonten die zauberhaften schwelgerischen Melodien auf ganz besondere Weise. Keil gab ebenso mit Kolorit und Temperament den Tanzszenen die schwungvolle Note und war den Sängern ein zuverlässiger Begleiter.
Optisches Charisma schenkte Kirsten MacKinnon der „Film-Diva“ Hanna Glawari, blieb jedoch im Vokalen der Partie einiges schuldig. Ihr Sopran wirkte zuweilen unruhig geführt, ihr Timbre klang in meinen Ohren wenig einschmeichelnd, die Höhen angestrengt. lediglich mit feinen Piani verstand es die Sängerin zu überzeugen.
Pointierten Zynismus, baritonalen Charme verströmte dagegen mit kräftiger dunkelgetönter Stimme Christoph Pohl als agiler und sehr beweglicher Graf Danilo.
Die besten Stimmen, die ideale Operetten-Vokalise präsentierte jedoch das Buffo-Paar: Elizabeth Reiter war eine bezaubernde Valencienne mit obertonreichem warm timbriertem Sopran gesegnet. Tenoral strahlend, klangvoll mit nicht sehr großem Potenzial verkörperte Matthew Swensen den Liebhaber Camille.
Komödiantisches Talent zeigte zu stimmlicher Präsenz der junge Bass Barnaby Rea (Baron Mirko), in gleicher Formation sehr spielfreudig agierten ebenso u.a. Sebastian Geyer (Bodanowitsch), Theo Lebow (Vicomte), Michael Porter (Raoul) in der Vielzahl der Nebenrollen. Befremdlich und teils technisch unpräzise erklangen die Stimmen der Solisten per Mikrofon verstärkt über die seitlichen Lautsprecher.
Großartig sehr beweglich und stimmlich wie immer sehr präzise brachte der Opernchor (Markus Ehmann) zusätzlichen Esprit ins Geschehen. Die Tanzeinlagen der Grisetten brachte die Stimmung zum Überschäumen, und das animierte Publikum dankte mit Bravos und begeisterter Zustimmung.
Gerhard Hoffmann