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FRANKFURT: LIEDERABEND MAURO PETER – Stimmschönheit und Intellekt

Frankfurt: „MAURO PETER“ – Liederabend 13.10.2015 Stimmschönheit und Intellekt

Helmut Deutsch-Mauro Peter@Wolfgang Runkel 
Helmut Deutsch, Mauro Peter. Foto: Wolfgang Runkel

Liederabende in der Oper Frankfurt inzwischen schon Tradition, boten und bieten immer wieder höchst erfreuliche Überraschungen, so nun auch heute mit dem 28jährigen Mauro Peter. Sorgte der gebürtige Schweizer bereits mit seiner Lieder-CD „Die schöne Müllerin“ für Furore, scheint sich das hoffnungsvolle Talent mit seinem neuen Programm (bereits auf CD erschienen) den Goethe-Liedern vertont von Franz Schubert, noch zu übertreffen. Nun war der Rezensent von Stimme, Aura, Musikalität des sympathischen, jungen Sängers derart angetan, dass er sich geneigt fühlte, jedes einzelne dargebotene Lied zu beschreiben, wählte jedoch lediglich aus jedem Block einzelne Preziosen aus. In absolut präziser, lyrischer Gestaltung mit samtigem Timbre zeichnete Mauro Peter ein inniges Bild bei Sehnsucht und Rastlose Liebe gewürzt mit nuancenreicher Intonation. Kraftvoll, melancholisch erklang Wandrers Nachtlied II direkt, schnörkellos und doch so eindringlich. Sensibel im Klangsinn, musikalischer Intelligenz und beachtlicher Reife zeichnete der Tenor in atmosphärischer Phrasierung das Schmerzvolle, Depressive, Dramatische  beim Erlkönig und grandiosen Der König von Thule. Mauro Peter verfügt über eine bereits in allen Registern ausgewogene, abgerundete Stimme und berechtigt zu kühnsten Hoffnungen für die Zukunft. Variabel im Klang erhielten so Gesänge des Harfners, Wer sich der Einsamkeit ergibt und auch Wer nie sein Brot mit tränen aß dramatische Färbungen, dass man meinte, einem vorzüglichen Erzähler zu lauschen. Völlig im Einklang mit dem Solisten, die ruhige, subtile Begleitung des grandiosen Pianisten Helmut Deutsch. Jeder Interpret darf sich glücklich schätzen, diesen bewundernswerten Partner an seiner Seite zu wissen. Helmut Deutsch bot mit seinen vollgriffigen Parts, weit mehr als bloße Begleitfunktionen, nein bei ihm scheint der Konzertflügel wahrhaftig ein ganzes Orchester zu ersetzen. Somit ergab sich ein beglückendes Zusammenspiel des Künstlerduos von unglaublicher Intensität, welche man als romantische Innerlichkeit umschreiben könnte. Poetische Nuancen, stets nah am Text gestaltet, ohne je die vokale Linie der Deklamation zu opfern, erklangen euphorisch Ganymed, mit sinnlichem Unterton Versunken oder Geheimes. Fein gesponnen, geradezu narkotisch wirkte An die Entfernte, harmonisch, wehmütig, drängend, ungestüm charakterisierte Peter das Finale Willkommen und Abschied.

Mit Bravos und brausendem Applaus wurden die Künstler überschüttet, welche sich mit drei Schubert-Zugaben bedankten: wunderbar schlicht, mit leichtem Schalk erklangen Heideröslein, in Euphorie und hoher Musikalität Der Musensohn sowie dem heimatlichen Beitrag des Sängers Schweizerlied.

Gerhard Hoffmann

 

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