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FRANKFURT: IDOMENEO. Wiederaufnahme

15.09.2013 | KRITIKEN, Oper

Frankfurt: „IDOMENEO“ 14.09. 2013

Antike Stücke in die Gegenwart zu verlegen schlug meist fehl und gerieten zur Persiflage, wie jetzt zur WA von „Idomeneo“ (W. A. Mozart) in der Oper Frankfurt. Wenig Spektakuläres vermochte Jan Philipp Gloger zu vermitteln, typengerecht der zeitgenössischen Inszenierungen die Accesssoires: Koffer, Stühle, Rollstuhl dazu die tagestauglichen Straßenkostüme (Karin Jud). Für eine fast leere Bühne (Franziska Bornkamm) plädierte ich schon immer – vorausgesetzt sie wurde mit sinnvollen Aktivitäten bestückt, aber mit absurden – nein.

Geriet diese Optik nicht nach meinem Geschmack, wurden die Ohren zumindest orchestral umso mehr verwöhnt. Den hintergründig, frischen Zügen der Idomeneo-Partitur spürte das ungemein konzentriert, klangschön aufspielende Frankfurter Opern- und Museumsorchester bestens nach. Unter der Leitung von Roland Böer artikulierten sich die Streicher in feinen Piani, in bester Disposition musizierten die Bläsersegmente und formierten sich zum eleganten, temperamentvollen Mozartklang. Böer erwies sich zudem als versierter Sängerbegleiter gleichwohl in der intensiven Gestaltung der Rezitative und den nervig, akzentuierten Abläufen, dazu noch die dezente Begleitung am Hammerklavier (Simone Di Felice). Zur orchestralen Glanzleistung gesellte sich in vokaler, vorzüglicher Disposition der Opernchor (Matthias Köhler), besonders auffallend die Brillanz der Männerstimmen.

Daniel Behle überraschte mit körperreichem Fundament seines lyrischen Tenormaterials, setzte substanzreiche Piani, formte prägnant die dramatischen Aspekte und lässt lediglich in der Gestaltung der Koloraturen Wünsche offen. Insgesamt gesehen gelangen dem jungen Tenor ein bemerkenswerter Fachwechsel und ein gelungenes Rollendebüt. Zum tenoralen Gegenpol des Arbace fehlte jedoch an flexiblem Registerwechsel, Simon Bode ließ zwar mit schönem Timbre aufhorchen und schien mit der Partie noch überfordert. Als trojanische Königstochter Ilia klang Anne-Catherine Gillet sehr mädchenhaft, präsentierte lyrische, hohe Sopranregionen mit sauberen Koloraturen, innigen Piani, lediglich störte zuweilen ein klirrendes Vibrato den optimalen Gesamteindruck. Nicht ganz schlackenfrei erklang der dunkeltimbrierte Sopran von Katie Van Kooten in der überzeugend, expressiven Gestaltung der Elektra. Weniger wohlklingend, in unsteter Stimmführung kam der Idamante (Jenny Carlstedt) daher, ihrem hellen Mezzo fehlten die geläufigen Koloraturen, die warmen Stimmfarben. Schöne tenorale Töne verlieh Beau Gibson dem Oberpriester, klangvoll bass-orakelte Philipp Alexander Mehr und sicher fügten sich die Stimmen von Aniko Takács, Thomas Charrois (Kreter), Yvonne Hetteger, Pere Llompart (Trojaner) ins Geschehen. Mimisch in akrobatischer Manier glänzte als stummer Neptun Olaf Reinecke.

Mit ungewöhnlich langem Beifall und Jubel bedachte man alle Beteiligten.

Gerhard Hoffmann

 

 

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