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FRANKFURT: DIE ÄGYPTISCHE HELENA- Konzertant

03.05.2015 | Allgemein, Oper

Frankfurt: Die Ägyptische Helena  1.5.2015 Konzertant

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Andreas Schager, Ricarda Merbeth, Stefan Soltesz. Foto: Wolfgang Runkel/ Oper Frankfurt

Demnächst dürften alle R.Strauss-Opern im Repertoire der Oper Frankfurt stehen, wenn auch Die ägyptische Helena von 1928 wie Die Liebe der Danae nur konzertant. Die ‚Helena‘ ist neben Arabella das letzte Gemeinschaftswerk mit Hugo von Hofmannsthal. Nach Elektra, Rosenkavalier, Frau ohne Schatten und Ariadne wollten die beiden noch eine Operette schaffen, aber weder mit der hoch-mythischen Helena, noch mit der stofflich einfacher gestrickten Arabella gelang das. Zwar kam bei ‚Helena‘ das bei Strauss beliebte Thema der Gattenliebe zum Zug, doch ergibt sich mit dem Paar Helena – Menelas nach 10 Jahren Trojanischem Krieg und einer prekären Seefahrt, die sie an ägyptische Gestade verschlägt, eine höchst dramatische Situation, in der Menelas die Gattin im Schlaf ermorden will, um sich an ihr für das Geschehene zu rächen. Das wird von der Zauberin Aithra verhindert, indem sie einen Sturm aufkommen lässt. Auf ihrem Schloß werden die Gatten getrennt und mit Lotus-und Vergessenstränken auf die neue Situation eingestellt. In diesem Ambiente ist Helena auch neuen Begehrlichkeiten in Form des Inselfürsten Altair und seines Sohnes Da-ud ausgesetzt. Durch den späteren ‚Vergessenstrank‘ bringt Aithra aber die Gatten wieder zusammen, und durch die erneute Liebeserklärung seitens Helenas und die Heraufbeschwörung der gemeinsamen Tochter Hermione  läßt Manelas von seinen Racheplänen ab, führt die Gattin endlich nachhaus nach Sparta.

 Nach großen UA-Erfolgen in Dresden und Wien zeigte sich die Oper wegen der exorbitanten Gesangspartien und der vertrackten Handlung als nicht repertoirefähig. Zum letzten mal wurde sie im deutschsprachigen Raum meines Wissens vor 10 Jahren am Aalto-Theater Essen unter Stefan Soltesz gespielt. Dieser Dirigent wurde jetzt auch für Frankfurt verpflichtet, und er war natürlich in seinem Element, da er die Partitur in- und auswendig kennt, und er dirigiert sie als ob es Hochzeit des Figaro wäre. Somit konnte Soltesz dem Orchester auch Sicherheit auf ungewohntem Terrain vermitteln. Die verlangte Virtuosität übertrifft vielleicht noch diejenige in der ‚Frau ohne Schatten‘. Das permanent in allen seinen Sektionen geforderte Orchester spielte hier  wie unter Strom und entwickelte dabei auch äußersten Wohlklang. Im 1.Akt kam der Frauen-, im 2.Akt der Männerchor zum Einsatz, beides Mal ganz filigran als Geister der Aithra   bzw. als Gefolge des Altair. beide Klangkörper sangen sehr ansprechend und natürlich, von hinten, ganz ohne Druck. Vor ihnen waren noch der 1.bis 4.Elf,  gesungen von Anna Ryberg, Katharina Ruckgaber, Nina Tarandek und Maria Panthiukhova,, die auch eine weitere Dienerinnen-Rolle gestaltete, wie Chorführerinnen plaziert. Als Hermione kam Louise Alder kurz zum Zug, die britische Sopranistin hat sich in kurzer Zeit gut ins Ensemble gesungen. Die allwissende Muschel wurde von Okka von der Damerau mit dunkel schattiertem doch klar geführtem Mezzo gegeben. Schönstimmig und mit echter Verve sang auch Karen Vuong als 1.Dienerin der Aithra. Beau Gibson kommt als Da-ud nur kurz tenoral zum Einsatz, da er auf der Jagd von Menelas getötet wird. Altair wird von Simon Neal exzellent baritonal gegeben.

 Brenda Rae wirkt auch konzertant als Zauberin Aithra sehr verführerisch, obwohl sie auf den geliebten Poseidon vergeblich warten muß. Von demselben Kaliber ist ihre Gesang. Duftig verführerische Koloraturen läßt sie in alle Richtungen perlen und verzaubert so alles in die von ihr gewünschten Bahnen. Andreas Schager ist ein unglaublicher Menelas. Schiere tenorale Stimmpotenz paart sich mit schönstem operettenhaft erprobtem Timbre. Wie er bei den langen pointierten Phrasenenden immer noch einen metallischen Akzent daraufsetzen kann, ist fast unerhört, ihm gehört die Zukunft als Heldentenor. Ricarda Merbeth leistet  Großartiges als Einspringerin in letzter Minute. Sie ist eine strahlend prächtige Helena, die pure Soprankraft mit der Wärme ihres Timbre schönstens verbinden kann.                                                                        

Friedeon Rosén

 

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