Frankfurt: DAS LIEBESVERBOT – konzertant am 4.5.2012
Die Oper Frankfurt brachte jetzt mit „Das Liebesverbot“ Richard Wagners 2. Oper konzertant in der Alten Oper zur Aufführung. Sie ist neben den Meistersingern die einzige „große komische Oper“ Wagners. Zu Lebzeiten gelang Wagner nach der UA in Magdeburg 1836 keine weitere Aufführung, und und auch spätere Aufführungen blieben vereinzelt. Den Stoff für das Liebesverbot oder die Novize von Palermo empfing Wagner von Shakespeares ‚Maß für Maß‘, verlegte die Handlung aber nach Sizilien und deutete wesentliche Passagen in seinem Sinne um, wobei die damaligen Demokratischen des „jungen deutschland, besonders in den Romanen „Adinghello und die glückseligen Inseln“ von W. Heinsse, wie noch mehr der Briefroman „Das junge Europa“ von H.Laube besondere Bedeutung für den jungen Wagner erlangten.
In einem sehr schmissigen gehaltvollen Vorspiel lässt Wagner schon seine spätere Rienzi-Ouvertüre vorausklingen. Im weiteren setzt volkstümliche Kastagnetten und Glocken bei der Klosterszene ein. Bei seinen Arien hat er immer die großen damaligen Sänger Tichacek und Wilhelmine Schröder Devrient vor Augen und Ohr, besonders wenn er hier die große Partie seiner Protagonistin Isabella entwickelt. Sehr gehaltvoll gelingt aber auch die große Szene mit Arie für den Statthalter Friedrich, dem hier Michael Nagy seinen samt-expressiven, wohltimbrierten Bariton leiht. Wie auch schon in den „Feen“ versteht es Wagner, wirkungsvoll schlagkräftige Chöre einzubauen. Dabei werden die Sizilianer zu einem wahren Protagonisten wie sonst später in keiner anderen Wagner-Oper mehr, da sie wirklich zur Revolution für ihre Lebensweise bereitstehen, diese dann aber friedlich mit der Abdankung Friedrichs erreichen. Was dem ‚Liebesverbot‘ den wirklichen Bühnenerfolg versagt, ist aber eher im dramaturgischen Bereich zu suchen, auch ist ‚Maß für Maß ja kein so großer Renner.
Aber vielleich auch darin, dass Wagner selber Das Liebesverbot später als eine Jugendsünde bezeichnete und vom „Kanon“ ausschloss. Nichtsdestotrotz ist hier ambitioniert frische romantisch gehaltvolle, auch dramatische Musik zu finden.
In Frankfurt hat sich dafür GMD Sebastian Weigle mit seinem Orchester zum Anwalt gemacht. In starkem brillantem Spiel werden die vielfältigen Gestalten und das „1.Motiv“ herausgearbeitet und mit Verve vom Museumsorchester vorgetragen. Die Chöre wurden von Matthias Köhler einstudiert.
Pontio Pilato, ein sizilianischer Gastwirt, der später zum Gefangenwärter mutiert, zeigt, dass Wagner auch in seinen frühen Zeiten nicht um witzige Anspielungen verlegen war. Er wird von Julian Pregardien mit ebenmäßigem Tenor und nuanciertem Chrakter eindrücklick herausgearbeitet. Den Danieli gibt Kihwan Sim/, den Angelo Franz Mayer/Baß, den Antonio Simon Bode/Tenor. Die Nebenrolle der Dorella wird von Anna Ryberg mit angenehm aufblühendem Sopran und Ironietupfern gestaltet. Eine köstliche Figur ist auch Brighella des feinen Baß‘ Thorsten Grümbel, der sich als Friedrich-Ersatz aufspielt und letzlich mit Ryberg das niedere Paar abgibt. Claudio wird mit seinem weichem Tenor von Charles Reid gegeben. Die Mariana, die letztlich den „konvertierte‘ Statthalter Friedrich bekommt wird mit smartem ausdrucksvollem Sopran von Anna Gabler gesungen. Die von Wagner wohl erfundene Figur des Luzio, der vielseitig eindrucksvolles tenorales Kraftpaket in der Gestalt von Peter Bronder abgibt, kann Isabella trotz weiterer amouröser Liaisonen gewinnen. Christiane Libor besitzt einen großen, stimmschön gefürten Sopran, der in alle farbigen Bereiche des Ausdrucks vordringen kann.
Friedeon Rosén